OK Computer Programmieren kinderleicht gemacht

Annett Recknagel

Roboter trifft Fee: So ist ein neues Projekt der Heinrich-Heine-Bibliothek überschrieben, bei dem sich die analoge und die digitale Welt treffen. Kinder lernen erste Schritte des Programmierens.

 
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Wernshausen - Sie haben einen Durchmesser von drei Zentimetern, sind halb rund und bewegen sich auf kleinen Rädern. Zusätzlich sind sie auf der unteren Seite mit einer Kamera ausgestattet. Ihr Name: Ozobots. Vereinfacht ausgedrückt: kleine Roboter. Wie man diese Mini-Mobile einen Parcours entlang fahren lässt, sie an bestimmten Stationen zum Halten bringt, um eine selbst ein gesprochene Märchengeschichte zu hören – das ist in den nächsten Wochen die Herausforderung für 20 Mädchen und Jungen in Wernshausen.

Das dazugehörende Projekt nennt sich „Roboter trifft Fee“. Eröffnet wurde es nun in der Zweigstelle der Heinrich-Heine-Bibliothek in Wernshausen. Genau genommen im dortigen Dorfgemeinschaftshaus – man musste kurzfristig umdisponieren wegen einer Trauung in der einstigen Gemeindeverwaltung, wo sich die Zweigstelle seit gut einem Jahr befindet. Das aber war nicht weiter schlimm. Ursprünglich hatte man mit zehn Kindern gerechnet, 20 waren gekommen. Auch dieses große Interesse will das Team der Bibliothek in den Griff bekommen. Alle hatten 2G-Nachweise oder waren frisch getestet.

Die Kinder hätten am liebsten sofort losgelegt. Doch wie es sich für ein solch großes Projekt, das über das Programm „Kultur macht stark“ vom Deutschen Bibliotheksverband und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, gab es zunächst eröffnende Worte. Bibliotheksleiterin Dorit Reum machte die Kinder neugierig und versprach, bei dem Workshop analoge und digitale Welten zusammenzubringen. Zudem würden die Kinder Märchen und Sagen der Region kennenlernen und die sogar selbst in Form eines Podcasts einsprechen.

Bürgermeister Thomas Kaminski zeigte sich sehr froh darüber, dass das Projekt in Wernshausen stattfindet und bezeichnete es als sehr kreativ. Wichtige Partner des bis zum 1. Juni andauernden Projektes sind weiter die Touristinformation in Schmalkalden, das IFBW, die Villa K und das Schülerforschungszentrum der Schmalkalder Hochschule.

Wie aber werden Märchen mit Robotern verbunden? Noch mussten sich die Kinder in Geduld üben. Das war nicht ganz einfach, aber alle gaben sich Mühe. Bevor nämlich in die Thematik eingestiegen wurde, gab es noch drei Geschichten. Johanna Coburger hatte die Sage „Vom feurigen Reiter in Wernshausen“ mitgebracht, Christel Siegmund klärte die Kinder in Mundart über den Namen „Todenwarth“ auf und Hochschulprofessor Stefan Roth lass eine moderne Geschichte, in der die Kinder ihren Papa umprogrammierten.

Dann war es so weit. Das Programmieren konnte beginnen. Zuerst kamen die Kinder selbst an die Reihe. Lange genug hatten sie gezappelt, jetzt hieß es zuhören und nachdenken. Und das klappte. Dorit Reum nannte den Code: Linker Arm hoch, rechter Arm hoch, einen Schritt zurück, linker Arm hoch. Je mehr Befehle dazu kamen, umso genauer galt es, sich die einzelnen Dinge zu merken.

Genau so wurden dann die Bee-Bots programmiert. Das sind kleine Bienchen aus Plastik – man könnte auch sagen, Ozobots in XXL-Format. Über Knöpfe werden sie programmiert, dementsprechend bewegen sie sich. Es war ein echter Spaß, die Kinder hatten Feuer gefangen. „Ich komme wieder“, war hier wie dort zu hören.

In zwei Wochen stellt Robin Rottstädt, der als Informatikstudent an der Schmalkalder Hochschule den Workshop leitet, die Ozobots vor und wird den Mädchen und Jungen zeigen, wie sie sich über Farbcodes bewegen. Am Ende soll der Parcours errichtet werden, den die kleinen runden Mobiles abfahren. An drei Stellen wird ein Halt eingebaut – da gibt es dann, das Märchen zu hören. Ermöglicht wird das via Tablett. Das Märchen soll von den Kindern selbst eingesprochen werden. Eine ziemliche Herausforderung für acht anstehende Treffen, die alle zwei Wochen in Wernshausen stattfinden und mit einem Kinderfest am 1. Juni enden werden. Dann sollen auch die Ergebnisse vorgestellt werden. Dorit Reum und ihr Team sind sehr gespannt darauf.

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