Kampf für bessere Arbeitsbedingungen
Die Tarifverhandlungen laufen derzeit parallel in allen Bundesländern außer Bayern. In den meisten Runden geht es vor allem um die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Verdi fordert unter anderem kürzere Arbeitszeiten ohne finanzielle Einbußen, längere Ruhezeiten zwischen einzelnen Schichten, mehr Urlaubstage oder mehr Urlaubsgeld. Auch Wendezeiten, also die planmäßige Zeit zwischen der Ankunft an einer Endhaltestelle bis zur Weiterfahrt in die Gegenrichtung, spielen eine Rolle.
Verdi will vor allem erreichen, dass die Beschäftigten entlastet und die ÖPNV-Berufe attraktiver werden. Sämtliche Verkehrsunternehmen leiden unter anhaltendem Personalmangel. Insbesondere Busfahrerinnen und Busfahrer sind schwer zu finden.
"Es muss dringend etwas geschehen, damit die Beschäftigten entlastet werden", forderte Verdi-Vertreterin Behle. "Die Arbeitgeber sind jedoch nach wie vor nicht bereit, die Forderungen zu erfüllen und den Beschäftigten entgegenzukommen. Damit ist ein Streik unumgänglich."
Tausende Busfahrer fehlen
Sämtliche Verkehrsunternehmen leiden unter anhaltendem Personalmangel. Insbesondere Busfahrerinnen und Busfahrer sind schwer zu finden. Nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) gehen bis 2030 in der gesamten Branche rund 80.000 Beschäftigte in den Ruhestand.
Bus- und Bahnunternehmen haben laut VDV einen besonders hohen Babyboomer-Anteil - also Beschäftigte aus den geburtenstarken Jahrgängen der Nachkriegszeit - da "die Branche über Jahre hinweg wegen politischer Sparvorgaben kaum Nachwuchs einstellen konnte". Der Verband schätzt, dass für ein Gelingen der Verkehrswende bis 2030 etwa 110.000 neue Beschäftigte eingestellt werden müssen.
In Brandenburg, im Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen wird auch über höhere Löhne und Gehälter verhandelt. Verdi fordert etwa in Bandenburg 20 Prozent - mindestens aber 650 Euro - mehr pro Monat für die Beschäftigten. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll laut Verdi ein Jahr betragen. In Hamburg wird über einen neuen Haustarifvertrag für die Verkehrsbetriebe verhandelt. Lediglich in Bayern wird derzeit nicht verhandelt.
Immer mehr Streiks und Warnstreiks
Die erneuten Warnstreiks reihen sich ein in eine länger werdende Liste an Arbeitskämpfen im Verkehr in den vergangenen Monaten. Neben den ÖPNV-Warnstreiks gab es mehrtägige Arbeitskämpfe bei der Bahn und zuletzt auch mehrere Arbeitsniederlegungen im Flugverkehr.
Warnstreiks im Verkehr betreffen meist viele Menschen mitten in ihrem Alltag oder auch vor lange ersehnten Reisen - der Ärger bei Ausfällen ist schnell groß. Das ist keine neue Erkenntnis, aber nun nutzen die Gewerkschaften dieses Potenzial auch zunehmend. Die Beschäftigten stehen dabei offenbar an ihrer Seite: Nach hoher Inflation und angesichts deutlich höheren Lebenshaltungskosten wollen sie einen Ausgleich. Die Gewerkschaften berichteten zuletzt von mehr Eintritten.
Die Warnstreiks am 1. März werden mit zahlreichen Klimademonstrationen zusammenfallen, die von Fridays For Future (FFF) organisiert werden. Verdi und FFF arbeiten bereits seit einiger Zeit zusammen, unter anderem in der Verkehrs-Kampagne "Wir fahren zusammen". Auch beim Warnstreik Anfang Februar mischten sich an Streikposten junge Aktivistinnen und Aktivisten unter die Beschäftigten. Die Anfahrt zu den Klimademonstrationen dürfte vielerorts durch den Warnstreik aber deutlich schwieriger werden.