Neustadt contra Sonneberg Hochwasserschutz stockt

Peter Tischer
Während das deutlich kleinere Rückhaltebecken am Rottenbachteich in trockenen Tüchern ist, gibt es beim zweiten, das Auswirkungen auf Sonneberger Gebiet hat, Gesprächsbedarf. Foto: Stadt Neustadt

Bereits 2004 wurde festgelegt, wie man Neustadt vor einer Überflutung bewahren will. Doch der Bau eines von zwei geplanten Rückhaltebecken stößt auf Widerstand.

 
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Neustadt - Ein so genanntes Jahrhunderthochwasser soll seinen Schrecken verlieren. Zumindest was Neustadt betrifft. Es ist zwar noch nicht abgewehrt, aber ein im Fachjargon HQ100 tituliertes Hochwasser mit ausreichendem Freibord soll durch den mittlerweile abgeschlossenen Hochwasserschutz der Röden innerhalb der Innenstadt sowie zwei Hochwasserrückhaltebecken gebändigt werden. „Erst dann ist die Innenstadt ausreichend geschützt“, stellt Baudirektor Hans-Joachim Rost vom Wasserwirtschaftsamt Kronach klar.

„Im Raumordnungsverfahren aus dem Jahre 2004 wurde festgelegt, dass der Hochwasserschutz nur gewährleistet ist, wenn zum einen die Innenstadt aufgerüstet wird und zusätzlich zwei Rückhaltebecken gebaut werden“, bestätigt Stadtbaurat Richard Peschel. Schnell kam man zu dem Ergebnis, dass die Rückhaltebecken am Rottenbach und an der alten Flusskläranlage in Wildenheid Richtung Hönbach die geringsten Eingriffe in die Natur darstellen, dabei aber den größten Wirkungsgrad zeigen werden. Während die Planfeststellung für das Rottenbach-Rückhaltebecken schon abgeschlossen ist, „befinden wir uns nach wie vor im laufenden Planfeststellungsverfahren, was das Röden-Becken betrifft“, so Rost. „Dabei ist die Entwicklung des Rückhaltebeckens an der alten Flusskläranlage nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben“, bestätigt Rost auf Nachfrage der Neuen Presse. Einwendungen vor allen Dingen seitens der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Sonneberg lassen den Vorgang stocken.

„Wir stellen uns natürlich den Fragen, um Optimierungsmöglichkeiten zu suchen mit dem Ziel, letztlich gemeinsam Lösungen zu finden und sind gesprächsbereit und offen für gute Lösungen. Das Ziel soll sein, die Einwände im gegenseitigen Einvernehmen möglichst wegzubekommen“. Man denkt deshalb über eine modifizierte Planung nach, die mit allen Beteiligten zunächst intern abgesprochen werden soll, um danach an die Öffentlichkeit zu treten. Rost will dazu mit dem Projektpartner Stadt Neustadt auf die Betroffenen zugehen und insbesondere die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Sonneberg, die Stadt Neustadt und seine Behörde als Vorhabensträger an einen Tisch holen. Rechtsträger der Maßnahme ist das Landratsamt Coburg. Im Verfahren hat sich das WWA KC zur besseren Verdeutlichung der Situation entschlossen, „eine Umweltverträglichkeitsstudie zusätzlich in das Verfahren einzubringen. Integriert sind naturschutzfachliche Ergänzungen sowie eine Sedimentationsbetrachtung für den Beckeneinstaubereich und eine Untersuchung zum Hochwasserschutz Wildenheid“, erläutert Rost. Dass das ganze Projekt aber dauert, sieht man daran, dass es bereits bei der Bürgerversammlung in Wildenheid im Jahre 2005 ein Thema war. „Wir rechnen für das planfestgestellte Rottenbach-Rückhaltebecken mit bis zu einer Million Euro Gesamtkosten, für das Röden-Rückhaltebecken gen Hönbach sprechen erste Kostenschätzungen von bis zu sechs Millionen Euro“, zeigt Peschel die immensen Kosten auf.

Die Kosten für die innerstädtischen Hochwasserschutzmaßnahmen beliefen sich auf rund sechs Millionen Euro, sodass insgesamt rund 13 Millionen Euro für die Gesamtmaßnahme zu Buche schlagen könnten. Sollten neuerlich angedachte Vorstellungen bei allen Beteiligten Zuspruch finden, so könnte das Planfeststellungsverfahren fortgeführt werden und die zahlreichen Baumaßnahmen (Bau der Hochwasserrückhaltebecken, Abriss der alten Flusskläranlage, Schutz des Friedhofs Hönbach, Ausgleichsflächen etc.) könnten anlaufen. „Eines steht fest: Das Hochwasser und somit der Hochwasserschutz ist für Neustadt, ohne das Rückhaltebecken zwischen Wildenheid und Hönbach, nicht in den Griff zu kriegen“, stellt Rost klar.

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