Neuhaus am Rennweg Die Spuren werden bleiben

Doris Hein

Im festlich geschmückten Kulturhaus der Rennsteigstadt nahmen am Wochenende 49 Gymnasiasten ihr Abiturzeugnis entgegen.

 
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Mit einem Gesamtdurchschnitt von 1,94 verabschiedete sich am Samstag der diesjährige Abiturientenjahrgang vom Gymnasium in Neuhaus am Rennweg. Dem feierlichen Einmarsch der Absolventen zum Song „Gonna Fly Now“ und der anschließenden Zeugnisübergabe wohnten nicht nur Lehrer und Familien bei. Unter den Gästen hatten sich auch Henry Worm, Vizepräsident des Thüringer Landtags, und der Neuhäuser Bürgermeister Uwe Scheler eingereiht.

Worm betonte in seinem Grußwort an die ehemaligen Schüler, dies sei „...ein Tag des berechtigten Stolzes auf die erbrachten Leistungen, ein Tag der Erleichterung nach überstandenen Mühen... nach einer Zeit mit vielen Erinnerungen, Erlebnissen und Eindrücken, die Ihnen niemand mehr nehmen wird.“ Wahrscheinlich hätten die jungen Menschen viel mehr dazugelernt, als sie heute denken, erklärte er – auch dank des jahrelangen Engagements von Eltern, Lehrern und anderen Wegbegleitern. „Jeder von Ihnen hat hier Spuren hinterlassen. Und auch Ihre Schule hat Spuren hinterlassen und dazu beigetragen, Ihre Persönlichkeit zu entwickeln und Ihnen Toleranz, Empathie und Gemeinschaftssinn zu vermitteln“, so Worm. Damit seien gute Grundlagen für einen neuen Lebensabschnitt gelegt.

Dass möglichst 60 Prozent der heutigen Absolventen eines Tages zurückkehren in ihre Heimat, diese Hoffnung brachte Bürgermeister Uwe Scheler in seinem Grußwort zum Ausdruck. „Ich sehe hier Schüler aus Steinach, Lauscha, Neuhaus und vielen anderen Orten der Region“, erklärte er. Dieses Miteinander in der Region und für sie sei und bleibe wichtig. „Bringt etwas mit aus Deutschland und der Welt, gerne auch einen Ehepartner, mit dem ihr hier eine Familie gründet, aber kommt wieder“, legte er den Zuhörern ans Herz.

Schulleiterin Bärbel Geyer betonte in ihrer Festrede: „Unser wichtigstes Ziel war und ist es, alle unsere Schülerinnen und Schüler gut für einen optimalen Start ins Leben vorzubereiten.“ So manche Hürde galt es während der Schulzeit der Absolventen zu nehmen. Etwa als mit Corona Lockdowns, häusliches Lernen und Wechselunterricht zur Normalität wurden. Schon ab dem ersten Tag der ersten Schulschließung lief am Gymnasium die digitale Kommunikation über eine quasi über Nacht erstellte Schulcloud.

Die Abiturienten, so Geyer, haben sich auf vielfältige Weise in und für die Schule eingebracht: bei Sportwettkämpfen, in Chor und Orchester, in der Gerätturngruppe, im Schülerparlament und bei Projekttagen. Auch ihre Abiturergebnisse können sich sehen lassen. So erreichten 31 Abiturienten einen Durchschnitt zwischen 1,6 und 2,4. Neun lagen bei 1,5 und besser.

Im Rahmen der Zeugnisübergabe konnten zahlreiche Schüler für außergewöhnliche Leistungen oder besonderes Engagement geehrt werden. So etwa für die Unterstützung jüngerer Gymnasiasten der Klassen fünf bis zehn im Rahmen des neuen Schulprojektes „Schüler helfen Schülern“, das schulinterne Nachhilfe bei gleichzeitiger Förderung von Lernfreude und Spaß im jeweiligen Unterrichtsfach ermöglicht.

Mit einer „ganz besonderen Rede für einen ganz besonderen Jahrgang“ schloss sich Björn Greiner seinen Vorrednern an. Erstmals etwas ausführlicher als gewöhnlich, aber mit viel Humor. Als Englischlehrer fiel es ihm natürlich nicht schwer, mit guten Ratschlägen – allesamt aus im Unterricht analysierten, übersetzten und teils auch gesungenen Songs – aufzuwarten: „Wenn ihr nun die Schule verlasst und in die Welt geht: Shine bright like a diamond, be unstoppable, don’t live in a bubble and see the trouble. Und wenn irgendjemand eure Hilfe braucht, nehmt ihn under your umbrella.“

Und weil es, wie er sagte, nicht möglich sei, everybody’s darling zu sein, empfahl er seinen ehemaligen Schülern: „Bleibt, wie ihr seid! Verbiegt euch nicht! Verhaltet euch so, dass ihr euch noch im Spiegel in die Augen sehen könnt!“ Da Greiner nicht nur stellvertretender Schulleiter der Bildungseinrichtung am Apelsberg ist, sondern auch Vorsitzender von deren Förderverein, bat er im Anschluss vier Schüler auf die Bühne, um ihnen gemeinsam mit Schulleiterin Bärbel Geyer und Oberstufenleiterin Berit Böhm den Abiturpreis 2023 des Vereins der Freunde und Förderer des Gymnasium zu verleihen.

Natürlich hatten auch die Schüler eine Abiturrede vorbereitet. Einen Vortrag, so wie sie ihn in ihrer Schulzeit immer wieder geübt hätten. Mit einer Gliederung, mit Fotos aus den ersten Tagen am Gymnasium, dem Blick auf Highlights wie das Skilager oder die Fahrt nach Rom und einer untypischen Einschätzung von 21 Lehrern anhand typischer Eigenschaften, Gesprächsthemen oder Handlungsweisen. Die einstigen Mitschüler und das Publikum im Saal hatten viel Spaß bei der Rückschau, der schließlich ein großes Dankeschön an alle Wegbegleiter auf der Strecke bis zum erfolgreichen Abitur folgte. Etwa ein Dankeschön an die Stammkursleiter Franziska Schmidt, Rico Nowatschin und Christian Jacob und die Schulleitung stellvertretend für das ganze Lehrerkollegium.

Das Dankeschön der Schüler an ihre „fast liebsten Lieblingslehrer“ – die Chorleiterin Katrin Krenz und den Orchesterleiter Sebastian Käppler – übernahm Sebastian Stauch. Die Musiklehrer hatten auch die musikalische Umrahmung der Abiturfeier fest im Griff, etwa als Klavier und Trompeten-Solisten oder beim Vortrag des Scorpions-Hits „Wind of Change“ durch den Kammerchor, dem auch zahlreiche „Zwölfer“ angehörten. Eine angenehme Überraschung zum Abschluss des offiziellen Teils war der gemeinsame Chorauftritt von Schülern und Lehrern mit „Believer“ von Imagine Dragons. Am Abend wurde dann im Kulturhaus noch ausgelassen gefeiert.

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