Netzausbau 158 Millionen für Super-Internet

Eike Kellermann
Datenautobahn-Anschluss für jedes Haus: Das verspricht das neue 158-Millionen-Euro-Programm für schnelles Glasfaser-Internet in Schmalkalden-Meiningen Foto: dpa/Uwe Anspach

Rasend schnelles Internet fast in jedem Dorf: In Schmalkalden-Meiningen soll das in den kommenden Jahren Realität werden. Der Landkreis startet als erster in Thüringen einen systematischen Ausbau auf Gigabit-Anschlüsse – und das ganz auf Staatskosten. Fast 158 Millionen Euro an Steuergeldern sollen in blitzschnelle Glasfaserkabel zwischen Rennsteig, Rhön und Werra fließen.

 
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Meiningen - Ultraschnell ist das Internet ab einer Übertragungsrate von einem Gigabit, also 1000 Megabit, pro Sekunde. Nur wenige Haushalte dürften das bisher nutzen. In Zukunft aber ist der ICE unter den Übertragungsraten wegen immer neuer datenhungriger Privatanwendungen nötig. Firmen brauchen die Geschwindigkeit erst recht. Die Möglichkeit, mit Tempo 1000 durchs Netz zu rasen, haben bisher 36 Prozent der Thüringer Haushalte. Im gesamten Bundesgebiet sind es 59 Prozent.

Der Nachholbedarf in Thüringen ist also groß. Wie der Rückstand aufgeholt werden kann, macht der Landkreis Schmalkalden-Meiningen (123 500 Einwohner) vor. Er ist der erste, der in kommunaler Eigenregie das für das Gigabit-Internet erforderliche Glasfasernetz unter die Erde verlegen lässt. Dafür bedient er sich der Thüringer Glasfasergesellschaft (TGG), einer von den Kommunen 2021 gegründeten Gesellschaft zum Aufbau schnellen Internets.

Beim ersten TGG-Projekt wird nicht gekleckert: 157,7 Millionen Euro sollen in Schmalkalden-Meiningen verbaut werden, das sind umgerechnet mehr als 1250 Euro pro Einwohner. Einige Gemeinden im Landkreis haben den Glasfaser-Ausbau bereits mit Hilfe privater Firmen vorangetrieben, etwa in Oberhof. Schmalkalden, Floh-Seligenthal, Breitungen, Brotterode-Trusetal, Fambach, Walldorf, Wasungen und drei weitere Dörfer machen bei einem Telekom-Projekt für 2600 Haushalte mit.

Alle übrigen kommen jetzt nach und nach an die Reihe. Die Rieseninvestition zwischen Rennsteig und Rhön wird rein mit Subventionen aus Berlin und Erfurt gestemmt. Laut Thüringer Wirtschaftsministerium stellt der Bund 91,4 Millionen Euro bereit, das Land 66,3 Millionen. Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) will heute in Meiningen die Förderbescheide übergeben. Der Zuschuss könnte sich verringern, falls Firmen wie die Telekom den Ausbau in eigener Regie übernehmen wollen. Privat geht dann vor Staat.

Ziel in Schmalkalden-Meiningen ist es, 26 486 Privatadressen, 2780 Unternehmen, 592 öffentliche Einrichtungen und 40 Schulen an das Glasfasernetz anzuschließen. „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir als Pilot-Landkreis in enger Zusammenarbeit mit dem Land und unseren Kommunen unser Internet auf die Überholspur bringen können“, sagte Landrätin Peggy Greiser unserer Zeitung. Schnelles Internet sei wichtig für Lebensqualität und wirtschaftliche Entwicklung. Laut Greiser haben Firmen schon Interesse am Breitbandausbau auf eigene Rechnung signalisiert, was Steuergeld sparen und zeitliche Vorteile mit sich bringen könne. Die Ausbauarbeiten sollen in diesem Jahr starten.

Schmalkalden-Meiningen wird Vorreiter und Blaupause für andere. Mit der Glasfasergesellschaft soll der Breitbandausbau landesweit vereinfacht und gleichzeitig beschleunigt werden. Wirtschaftsminister Tiefensee sagte unserer Zeitung: „Die Thüringer Glasfasergesellschaft hält auch das Eigentum an der entstehenden Breitband-Infrastruktur und kümmert sich langfristig um Erhaltung und Vermarktung. Daraus können künftig zusätzliche Einnahmen für die Kommunen generiert werden.“ Für Schmalkalden-Meiningen sei das Vorhaben ein „Meilenstein“ beim Breitbandausbau. „Damit wird der gesamte Landkreis nun systematisch mit superschnellem Internet versorgt“, so der Minister weiter.

War Deutschland beim schnellen Internet lange ein Land der weißen Flecken, so sind diese nun immerhin grau geworden. Entsprechend wurden die Förderprogramme benannt. Gemeinden mit einer Versorgung unter 30 Megabit pro Sekunde – die weißen Flecken – gibt es in Thüringen kaum noch. Bei rund 93 Prozent der Haushalte liegen mindestens 50 Megabit an.

Als graue Flecken gelten Gemeinden mit weniger als 100 Megabit. Für diese steht seit vorigem Jahr der Fördertopf des Bundes bereit, aus dem jetzt der Landkreis Schmalkalden-Meiningen reichlich bedient wird. Laut Wirtschaftsministerium wurde der Breitbandausbau in Thüringen bisher mit insgesamt rund 550 Millionen Euro von Bund und Land bezuschusst.

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