Nachruf Meridian-Chef Werner Müller verstorben

Klaus-Ulrich Hubert
Werner Müller Foto:  

Werner Müller, langjähriger Vorsitzender und Initiator des Meridian-Vereins Elgersburg starb Mitte vergangener Woche . Der sozial hoch engagierte, gebürtige Schwabe und Wahlthüringer wurde vor zwei Monaten 74 Jahre.

 
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Elgersburg/Stadtilm - „Wenn ich mal als Penner um die Welt ziehe, dann mit einer Schubkarre, da kann ich gleich noch drin schlafen…“ Als sich der langjährige Vorsitzende des Meridian-Vereins wieder einmal selbst nicht so recht bitter ernst nahm, war er mit seinen Vereinsaktiven gerade mit einer der jährlichen „Subotniks“ zur Wanderwege-Pflege rings um Elgersburg fertig.

Vor wenigen Tagen nun kam die Nachricht, dass Werner Müller künftig niemand mehr mit seinem verschmitzt-hintergründigen Humor zum Lachen und Nachdenken bringen wird, dass sein bislang stets so mitreißender Elan trotz seines am 21. Oktober erreichten 74. Lebensjahres bei sichtlich nachlassender Gesundheit nicht mehr zur Verfügung stehen wird.

Der gebürtige Schwabe aus Heilbronn mit Wohnsitz in Stadtilm, direkt neben seinem ersten „Gib und Nimm“-Sozialkaufhaus am Ilmtal-Radweg, ist tot. „Das Gehen fiel ihm immer schwerer, dann war auch eine Amputation infolge Diabetes unumgänglich, später noch positiv auf Covid-19 getestet…“ Auch Gabriele Funke aus Ilmenau, die Werner Müller bis in dieses Jahr als Vorstandsmitglied zur Seite stand, will die Todesnachricht noch gar nicht glauben.

Und Gabriele Gallasch aus Ilmenau, Gründungsmitglied des rund 100 Mitglieder umfassenden Vereins mit seinem Engagement – gerade ja auch für Menschen jenseits der Sonnenseite des Lebens – sagt: „Unser Werner ist es unbedingt wert, ihm ein hohes, ein ehrendes, vor allem ein sehr von Herzen kommendes Andenken zu bewahren. Diesem schmalen, aber beherzten Mann, den so viele Menschen kannten und schätzten, weil er stets mit offenen Armen half, wo er nur konnte. Einer, der immer für andere da war, obwohl er selbst auch Hilfe bedurft hätte.“

Thüringenweit bekannt

Über die Heimatzeitung wurde Werner Müller thüringenweit in einem Beitrag auf der Themenseite „Thüringer helfen“ mit seinem „Gib und Nimm“-Engagement bekannt. Sein Anliegen: Ohne die übliche Ware-Geld-Beziehung gegenseitig zu helfen, Dinge des Alltags bis hin zu Literatur kostenlos für den Bedarf anderer Menschen anzubieten bzw. gegebenenfalls im Gegenzug selber in Anspruch nehmen zu können.

Landrätin Petra Enders bekundete ihre Bestürzung und Anteilnahme. „Werner war genau ein solch sozialer und hilfsbereiter Mensch, wie ihn unsere Gesellschaft braucht. An ihn wird man sich immer wieder mit Hochachtung erinnern!“

Wer Werner Müller in geselliger Runde erlebte, wenn er das uralte diatonische Akkordeon seiner Frau Isolde auspackte, fröhlich aufspielte und zum Mitsingen animierte, ahnte, woher er seinen scheinbar unbeugsamen Lebensmut nahm. „Muss man das Leben so ernst nehmen? Nein, muss man gar nicht. Es ist alles nur ein Spiel und es gibt immer einen Weg. Mit Höhen und Tiefen kannte Werner sich aus“, sagt die Wahl-Ilmenauerin und Werners getrennt lebende frühere Frau Isolde Müller. „Wir nahmen uns selbst nicht so ernst und schafften doch so viel“, erinnert sie sich.

Die Eröffnung eines kleinen, urigen Cafés als Erweiterung des „Gib und Nimm“-Ladens später auch in Gehren war in aller Munde. Werner nahm eine syrische Flüchtlingsfamilie auf, leitete den Meridian-Verein, der viele Menschen zusammenbrachte. Seine im Vorstand hinterlassene Lücke, so ist man sich dort einig, wird schwer zu füllen sein.

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