Nachhaltigkeit Der Reparaturbonus ist wieder da

Rolf Schmidt, Mitarbeiter bei „tibor National und internationale Projekte“ in Weimar arbeitet an einem reparaturbedürftigen Computer. Dort werden Computer vor der Verschrottung gerettet und wieder repariert. Foto: dpa/Bodo Schackow

Wer kaputte Elektrogeräte instandsetzen lassen will, kann über den Reparaturbonus nun wieder einen kleinen Zuschuss des Landes dafür bekommen. Bis zum Jahresende wird das derzeit dafür zur Verfügung stehende Geld aber wohl nicht reichen.

 
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Ob das wirklich auch für Menschen mit zwei linken Händen gilt, was Thüringens Umweltminister Bernhard Stengele da postuliert, das mag dahingestellt bleiben. Aber der Grüne spricht bestimmt für einen nicht kleinen Teil der Menschen vor allem in Ostdeutschland, als er am Dienstag in Erfurt das Reparieren lobt. „Das ist etwas, das in uns ist, das Freunde macht“, trällert Stengele beispielsweise, als er den sogenannten Thüringer Reparaturbonus 3.0 vorstellt. Dinge wieder zum Laufen bringen, Sachen quasi neu erschaffen… Folgt man Stengeles Ausführungen ist das ein geradezu sinnlicher Hochgenuss.

Zumindest Menschen, die sich als „gelernte DDR-Bürger“ bezeichnen, können diese Aussage bestimmt nachvollziehen. Sie haben regelmäßig zumindest ein bisschen Spaß daran, Dinge zu reparieren. Zu tüfteln. Zu schrauben. Wie früher, in den Zeiten, in denen es ganz viel nicht gab. Als es schon eine Frage des materiellen Notstandes war, Dinge zu reparieren statt sie neu zu kaufen.

Heute, da immer klarer wird, dass auch der Kapitalismus nichts daran ändern kann, dass die Ressourcen dieser Erde endlich sind, geht es im Kern wieder um einen solchen Notstand, wenn das Land über seinen Reparaturbonus etwas gegen die Wegwerf-Mentalität tut, die in den 2000er und 2010er Jahren so stark verbreitet war.

Schon in den vergangenen beiden Jahren hatte es den Reparaturbonus gegeben, nun folgt also die dritte Auflage. Weil er von so vielen Menschen im Land so gut angenommen worden ist. Besser auch, als der Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Thüringen, Ralph Walther, das erwartet hatte.

Er sei skeptisch gewesen, ob dieses Förderprogramm auf große Resonanz stoßen werde, weil er sich nicht sicher gewesen sei, ob es überhaupt ausreichend Werkstätten und reparaturwillige Händler in Thüringen gebe, sagt er. Die Erfahrungen hätten ihn eines Besseren belehrt. „Die Leute finden Reparaturmöglichkeiten, es gibt sie“, sagt Walther. Nach Angaben des Umweltministeriums sind in den vergangenen zwei Jahren fast 20 000 Anträge auf Aufzahlung eines Reparaturbonus bewilligt worden. „Aus allen Ecken Thüringens.“

Mit der Neuauflage können die Thüringer nun wieder bis zu 100 Euro pro Person beantragen, wenn sie kaputte Elektrogeräte instandsetzen lassen, statt sie wegzuwerfen. In der Vergangenheit ist das Geld nach Angaben Walthers vor allem genutzt worden, um Smartphones, Waschmaschinen und Geschirrspüler reparieren zu lassen. Das Geld gibt es, wenn jemand eine Werkstatt oder einen Händler mit der Reparatur beauftragt oder ein Gerät selbst in einem Repair-Café durchführt.

Beantragt wird der Zuschuss bei der Verbraucherzentrale, am einfachsten online über die Webseite reparaturbonus-thueringen.de. Dort sind auch die detaillierten Förderbedingungen zu finden. Der Zuschuss kann bis zu drei Monate nach der erfolgten Reparatur beantragt werden.

Wird der Reparaturbonus in den nächsten Wochen wieder so gut angenommen wie in der Vergangenheit, ist allerdings schon jetzt absehbar, dass die 600 000 Euro nicht ausreichen werden, die das Land dafür über seinen Haushalt 2023 zur Verfügung stellt. Wahrscheinlich werde das Geld nur bis September oder Oktober reichen, sagt Walther. Anschließend müsste Stengele im Haushalt seines Ministeriums nach weiteren Mitteln suchen, die er in dieses Förderprogramm stecken könnte. Willens, das zu tun, ist er. „Wir versuchen das natürlich, wenn die Nachfragen wieder so ist“, sagt Stengele. Doch versprechen könne er Stand heute nicht, dass es ihm auch gelingen wird.

Walther warnt trotzdem davor, nun in übermäßige Eile bei der Antragstellung zu verfallen. „Niemand muss Angst haben, dass das Geld übermorgen alle ist“, sagt er. Diese Worte sollen auch verhindern, dass nun tausende Menschen auf einmal Anträge auf Auszahlung eines Reparaturbonus stellen, was die Verbraucherzentrale massiv belasten und zu langen Bearbeitungszeiten führen würde.

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