Nachbar-Regionen Forscher: Krokodil aus Unstrut hat gute Überlebenschancen

Dieser Krokodilkaiman im Zoo von Ecuadors Hauptstadt Quito scheint mit Blick auf den Fotografen ganz eigene Gedanken zu haben. Foto: Juan Diego Montenegro/dpa

Das Krokodil, das angeblich in der Unstrut in Sachsen-Anhalt gesehen wurde, ist laut Polizei weiterhin spurlos verschwunden. Aber: Es hätte aus Expertensicht momentan relativ gute Überlebenschancen.

 
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Das Tier und könnte theoretisch mit der Strömung der Flüsse bis nach Hamburg gelangen. «Wenn es denn tatsächlich ein echtes Krokodil wäre», sagte der promovierte Forscher Oliver Wings von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg am Montag. Krokodile seien wechselwarme Tiere, die sich Temperaturen von über 20 Grad ebenso wie dem einstelligen Bereich anpassen könnten. Nahrung fände es zum Beispiel mit Fischen oder Enten.

«Krokodile sind, obwohl sie eigentlich scheu dem Menschen gegenüber sind, gefährliche Tiere. Sie wirken langsam, können aber blitzschnell mehrere Meter aus dem Wasser rausspringen», sagte der Wissenschaftler. Deshalb gelte es unbedingt, die Anordnungen einzuhalten, und nicht im Fluss zu baden und keine Haustiere wie Hunde ins Wasser zu lassen. «Denn es muss sich jeder Mensch dem kleinen Risiko bewusst sein, dass es wirklich wahr sein könnte, dass es ein echtes Krokodil ist», warnte der Wissenschaftler.

Suchaktion und Badeverbot in Sachsen-Anhalt

Die angebliche Sichtung eines in der Unstrut schwimmenden Krokodils hat am Wochenende zu einer großangelegten Suchaktion und einem Badeverbot in der Gegend geführt. So war die Wasserschutzpolizei mit einem Boot auf dem Fluss im südlichen Sachsen-Anhalt unterwegs, auch aus der Luft wurde gesucht. Zudem beteiligten sich Einsatzkräfte der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft, Feuerwehrleute und Mitarbeiter von Ordnungsamt und Veterinäramt an der Suche, die letztlich aber eingestellt wurde. Denn trotz intensiver Maßnahmen in den vergangenen Tagen habe es keine konkreten Hinweise auf ein lebendiges Krokodil gegeben, sagte der Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich, am Sonntag in Naumburg.

Die Einsatzkräfte stellten daher die Suche ein, bestätigte auch die Polizei. Anlieger, Wassertouristen oder Radfahrer können sich mit neuen Hinweisen weiterhin an die Polizei oder die Rettungsleitstelle des Landkreises wenden, sagte Ulrich. Bis zum 6. September gelte vorsorglich ein Badeverbot für Teile der Unstrut.

Am Freitagmorgen war eine großangelegte Suche nach dem Reptil gestartet worden. Zuvor gab es Hinweise von Anglern, die am späten Donnerstagabend ein Krokodil in der Nähe des Ortes Laucha an der Unstrut gesichtet haben wollen. Am nächsten Tag wurden unter anderem die Schleusen in Trösdorf und Wetzendorf vorübergehend geschlossen.

In den vergangenen Tagen habe es zahlreiche Gerüchte in der Region gegeben, sagte Götz. Unter anderem wurde gemutmaßt, dass aus dem Erlebnistierpark Memleben in Kaiserpfalz - in der Nähe der Unstrut - ein Reptil ausgebrochen sein könnte. Das habe sich nicht als wahr erwiesen, weil es keine Krokodile im Tierpark gebe, erklärte Ulrich. Auch Gerüchte, dass es sich um ein Krokodil, das vor Jahrzehnten nach Karsdorf - ebenfalls an der Unstrut und nur wenige Kilometer vom vermeintlichen Fundort des Reptils entfernt - kam, handeln könnte, konnten nicht bestätigt werden.

Ein ähnlicher Fall spielte sich vor rund 25 Jahren in Dormagen südlich von Düsseldorf ab. Ein Kaiman riss sich damals bei einem Ausflug mit seinem Besitzer von einer Leine los und verschwand. Nach tagelanger Suche fand ein Sporttaucher das Tier in einem Baggersee. Bis zu seinem Tod im Jahr 2013 lebte der Kaiman in einer Alligator-Farm in Hessen. dpa

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