Gotha – Fahnenschwinger haben keine Nachwuchssorgen. Unter den 200 Teilnehmern des internationalen Festivals in Gotha (Thüringen) über Pfingsten sind auch viele junge Leute. Das zeige, dass sie sich wieder zunehmend für Brauchtumspflege interessierten, sagte Christian König, einer der Mitorganisatoren der Deutschen Presse-Agentur. Dennoch sei es alles andere als ein Massenphänomen - Fahnenschwinger zählen zu Volkstanzgruppen. Das Hobby sei für junge Mitglieder wohl auch deshalb attraktiv, weil es sehr einfach sei, internationale Kontakte zu knüpfen und durch die Welt zu reisen.

«Wir sind altersmäßig bunt gemischt», sagte König. Mit seinen 63 Jahren gehört er zu den ältesten Mitgliedern in seiner Hohenloher Fahnenspiel und Volkstanzgruppe. Sie gehört zum Schwäbischen Albverein. Seit 1974 sei er als Fahnenschwinger aktiv. Einige der Gruppen, die sich in Gotha präsentieren, seien ausschließlich von jungen Leuten gegründet worden, die Spaß daran hätten, alte Traditionen am Leben zu erhalten, sagte König. Dabei könne er keinen Unterschied zwischen alten und neuen Bundesländern erkennen.

Im Unterschied zu anderen Fahnenschwingern gehe es beim Treffen in Gotha vor allem um die Pflege von Traditionen - weniger um den sportlichen Aspekt. Auch deshalb seien zwei Gruppen aus Norddeutschland und den Niederlanden unter den Teilnehmern. Ihre Bräuche reichten bis ins 17. Jahrhundert zurück. Die Niederländer pflegten beispielsweise noch heute ein altes Fahnengebet, bei dem ihre Fahnen sehr andächtig im Inneren von Kirchen geschwungen werden.

Zum Fahnenschwingertreffen ist nach Angaben der Stadt Gotha am Sonntag auch ein Gottesdienst geplant. Anschließend wollen die Fahnenschwinger in den barocken Schlosshof von Schloss Friedenstein einziehen und dort eine gemeinsame Choreographie aufführen.

Fahnenschwingen sei wohl auch deshalb attraktiv, weil der Akteur anders als im Fußball nicht erst in einer sehr hohen Liga spielen muss, ehe er zu Treffen in andere Länder fahren kann. König selbst war schon in Peru und Brasilien. Dabei sei es nicht darum gegangen, in einem sportlichen Wettstreit den jeweils Besten zu ermitteln, sondern die Vielfalt der verschiedenen Traditionen zu geneißen. dpa