Mehr Landesverbände und keine "Linke 2.0"
Das BSW baut zudem weiter seine Strukturen auf. Ende Februar wurde der erste Landesverband in Sachsen gegründet. Vergangenen Freitag kam der Landesverband Thüringen hinzu, an diesem Freitag steht die Gründung im Saarland an. "Das hängt auch damit zusammen, dass wir dort in einzelnen Kreisen zur Kommunalwahl antreten", sagte sie.
Die nächste Gründung stehe dann spätestens Anfang Mai in Brandenburg an. "Da hatten wir mehr Zeit, weil wir nicht mit eigenen Listen zur Kommunalwahl antreten, sondern unsere Mitglieder in kommunalen Bündnissen kandidieren."
Die anderen Landesverbände sollten erst nach der Europawahl gegründet werden - voraussichtlich im Herbst, sagte Wagenknecht. Ziel sei es, überall mit einer Doppelspitze an den Start zu gehen: mindestens einer davon sollte nicht aus der Linken kommen. "Wir sind keine Linke 2.0. Und wir wollen Bürgern, die sich vorher noch nie politisch engagiert haben, schnell die Chance geben, Politik an verantwortlicher Stelle mitzugestalten." Auch in Sachsen und Thüringen tritt das BSW zu Landtagswahlen im September an.
In Umfragen zwischen drei und acht Prozent
In Wahlumfragen liegt das BSW bundesweit zwischen drei und acht Prozent. Auch wenn das Potenzial der Partei vorab höher eingeschätzt worden war, ist Wagenknecht zufrieden. "Es gab kaum jemals eine neue Partei in der Bundesrepublik, die gut zwei Monate nach der Gründung bei über fünf Prozent lag. Das ist ein enormer Vertrauensvorschuss", sagte sie. "Aber natürlich wollen wir das ausbauen."
Wagenknecht spürt nach eigenen Worten, dass sich viele vom BSW angesprochen fühlten. "Weil es ganz viele Menschen in Deutschland gibt, die sich von keiner der etablierten Parteien mehr vertreten fühlen. Und die sich einen politischen Neubeginn wünschen." Und manche sagten, mit dem BSW hätten sie eine seriöse Alternative zur AfD, die sie sonst aus Protest gewählt hätten.
Bei der Europawahl am 9. Juni wolle das BSW "oberhalb von fünf Prozent" landen, sagte Wagenknecht. "Wir müssen stark abschneiden, damit wir in Deutschland etwas verändern können. Wir müssen daher unsere potenziellen Wähler überzeugen, dass es bei dieser Wahl eigentlich um Deutschland und unseren künftigen Einfluss hier geht", sagte sie. Die Europawahl sei für die neue Partei "der erste Aufschlag". Zur Finanzierung unter anderem des Wahlkampfs sei das BSW weiter auf Spenden angewiesen.