MVZ Schmalkalden „Weil wir streiken müssen“

Annett Recknagel

Um die 30 Mitarbeiter der MVZ Gesundheitszentrum GmbH gingen am Dienstag in Schmalkalden auf die Straße. Mit einem Warnstreik verlangen sie Tarifverhandlungen. Ein Demonstrationszug schlängelte sich durch die Stadt.

 
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„Guten Morgen Schmalkalden, guten Morgen Prachtregion – das hier ist das MVZ und heute ist Streiktag“, verkündete Hannes Gottschalk, zuständiger Gewerkschaftssekretär von Verdi, am Dienstag an gleich mehreren Stellen der Fachwerkstadt. Begleitet wurde er vom lauten Getöse der Mitarbeiterinnen, die erstmals in der Geschichte des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) auf die Straße gingen. „Wir wollen nicht streiken. Wir müssen streiken“, erklärte Gottschalk. Nach wie vor fordern die Mitarbeiterinnen einen Tarifvertrag. „Wir wollen die Achtung unserer täglichen Arbeit und erwarten Verständnis für unsere prekäre soziale Situation“, brachte es Petra Hönecke als Mitarbeiterin des MVZ auf den Punkt.

Mit einer „Aktiven Mittagspause“ hatte Ende Februar die Belegschaft die Geschäftsleitung des Elisabeth Klinikums bereits zu Tarifverhandlungen aufgerufen. Schon damals hatte man mit einem Streik gedroht, allerdings auch die Hoffnung auf eine Gesprächsbereitschaft gehegt. Die aber blieb bis heute aus. „Die Schonzeit ist vorbei. Die Beschäftigten gehen jetzt in den Ausstand, um unmissverständlich deutlich zu machen, dass sie einen Tarifvertrag wollen“, erklärt Philipp Motzke, Verhandlungsführer der Gewerkschaft Verdi für das MVZ Gesundheitszentrum Schmalkalden.

„In Peggy Greisers Prachtregion bezahlt man etwas über Mindestlohn“, „MVZ Schmalkalden Come in & Burn out“ oder „Ein Krankenhaus funktioniert nur mit allen Berufsgruppen – Haustarif auch für MVZ-Angestellte“ war auf mitgeführten Plakaten zu lesen.

Nichts spreche gegen die Prachtregion und sportlich sei natürlich auch sehr gut. Aber: „Man hat auch eine Verantwortung gegenüber den Beschäftigten der Prachtregion“, verkündete Philipp Motzke und fügte hinzu: „Wer das eine macht, muss das andere wollen.“ Der Geschäftsführer des Elisabeth Klinikums, Thomas Fickel, weigere sich bis heute, „sich mit uns an den Verhandlungstisch zu setzen. Und dabei wollen wir doch nur reden, Herr Fickel“, tönte es durch Schmalkalden.

Zunächst hatten sich die Demonstranten am Elisabeth Krankenhaus formiert. Der Zug schlängelte sich dann in Richtung Kreiswerke und Landratsamt. Von der Sandgasse ging es mit Polizeibegleitung auf die Recklinghäuser Straße in Richtung ehemalige Innere, wo die Gastroenterologie, die auch zum MVZ gehört, untergebracht ist. „Liebe Autofahrer – danke für euer Verständnis“, war ein um das andere Mal zu hören. Zeitweise staute sich der Verkehr hinter den Demonstranten. Etliche hupten und winkten und bekundeten so ihre Sympathie mit den Streikenden. Von der Teichstraße führte der Zug weiter auf den Altmarkt.

„Die Geschäftsführung und der Landkreis haben bisher nichts unternommen, um den Tarifkonflikt beizulegen. Der handelnde Aufsichtsrat und die Landrätin sind sich ihrer Verantwortung anscheinend nicht bewusst und ignorieren die Tarifautonomie und die Sozialpartnerschaft. Das Geld scheint für neue Sprungschanzen und Weltmeisterschaften vorhanden zu sein. Damit lässt sich Werbung machen. Ist wirklich kein Geld für die eigenen Beschäftigten vorhanden, die die Gesundheitsversorgung aufrechterhalten?“ hinterfragt Motzke abschließend. Am Mittwoch, 15. März, sei eine Aufsichtsratssitzung einberaumt. „Wir sind gespannt“, so Motzke. Und Hannes Gottschalk meinte: „Wir werden wieder kommen, solange bis wir in Tarifverhandlungen sind.“

Am Streiktag war die Versorgung im MVZ Schmalkalden durch einen Notdienst in der Radiologie abgesichert. Aufnahme, Physiotherapie und Sozialdienst waren geschlossen. Einzig über den Anrufbeantworter konnte kommuniziert werden. Dazu waren auch die Praxen in Schwallungen und Breitungen geschlossen. Sämtliche Termine von Patienten hatte man im Vorfeld umverteilt.

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