Das Uralt-Moped aus Suhl steht bei Einbrechern hoch im Kurs, wie ein neuer Fall aus Lichte (Kreis Sonneberg) beweist. Der Grund dafür liegt schon 33 Jahre zurück. Erotisches auf Simson in der Bildergalerie.
Die Polizei hat am Wochenende zwei Einbrüche in einen Garagenkomplex in Lichte (Ortsteil von Neuhaus am Rennweg) gemeldet. Aus der ersten Garage in der Lichtetalstraße wurde ein Kleinkraftrad der Marke Simson entwendet. Der Tatzeitraum liegt zwischen dem 19. und 23. Juni. Aus der zweiten Garage wurden in der Nacht zum 23. Juni zwei E-Bikes mitgenommen. Zeugen sollen sich bei der Polizeiinspektion Sonneberg unter Telefon (03675) 8750 melden.
Garageneinbrüche sind in Neuhaus am Rennweg eher selten, aber im vergangenen September waren Diebe in eine Garage in der Straße Am Rennweg“ eingebrochen und haben daraus ebenfalls eine Simson gestohlen.
Das Moped ist nicht nur bei Nostalgikern beliebt, sondern noch viel mehr bei Jugendlichen. Der Hauptgrund: Die Simson darf schneller als alle anderen Motorroller fahren. Von Schwalbe bis S 51 erreichen die Maschinen locker 60 Kilometer pro Stunde - das ist in Europa für Kleinkrafträder (ohne „richtiges“ Kennzeichen, teure Kfz-Versicherung und turnusmäßigen TÜV) eigentlich gar nicht erlaubt. Im Gesetz stehen maximal 45 Stundenkilometer, was bei jedem Ausflug eine peinliche Schlange hinter den Mopeds auflaufen lässt. Und nichts ist für Jugendliche schlimmer als Peinlichkeit.
Simson ist für die Kids zuallererst nicht peinlich, sondern cool. Wie sich zeigt, wurde der Vertrag zur deutschen Wiedervereinigung nicht so schlecht von DDR-Seite verhandelt. Für Fahrzeuge, die bis zum 28. Februar 1992 zugelassen wurden, gilt danach eine Ausnahmeregelung zu alten DDR-Bedingungen für Kleinkrafträder.
Deshalb sind die alten Simson-Maschinen bis heute schneller als die neueste Konkurrenz. Und da der Einigungsvertrag nicht nachverhandelt wird, bleibt die Ausnahmeregelung für Ost-Mopeds wohl für immer bestehen und auch das älteste Simson wird auf ewig schneller als alle anderen Kleinkrafträder sein. Jugendliche in Thüringen genießen ein weiteres Privileg: Sie dürfen schon ab 15 Jahren durchstarten, andernorts sind es 16 Jahre.
