Man gibt sich beim Design bodenständig, heimatliebend und naturverbunden. Irgendwie sanft. Alles sollte möglichst wertig aussehen, um nicht zu sagen: bloß nicht billig!
Und am besten für die Ewigkeit gemacht. Was ist schon nachhaltiger als ein Klassiker, der nie auf dem Wertstoffhof landet? Eben. Die Erben werden sich jedenfalls freuen, aber auch das Klima. Die umweltfreundliche Haltbarkeit von Möbeln wurde auf der IMM in einer eigenen Schau thematisiert. Ausgestellt waren zeitlose Designs von Montis, Cor, Schönbuch oder Janua/Freifrau.
Die Eames-Chairs kennt jeder, das sind und bleiben ja ikonische Würfe des modernen Designs. Doch es gibt auch andere, nicht ganz so populäre Designikonen, die man wiederentdecken durfte: etwa den Sessel Sinus vom Polstermöbelspezialisten Cor aus dem Jahr 1976 oder den Sitzballon Pallone für Leolux aus dem Jahr 1989.
Welches Möbel das Zeug zu einem künftigen Klassiker hat, ist schwer zu vorherzubestimmen. Leichter fällt der Blick zurück: Begehrt unter den Designklassikern sind momentan das Memphis-Design der 80er sowie die Popkultur der 70er Jahre. Wer sich absetzen will von der omnipräsenten Lust auf Extrakuscheleinheiten in einem Kokon aus Holz- und Indian-Summer-Farben, der setzt auf Grelles und Exzentrisches. Doch man sollte die Netzhaut nicht reizen. Letztlich kommt es auf die gelungene Mischung an.
Eine weitere feine Neuentdeckung auf der IMM ist der „Crate Lounge Chair“ von Gerrit Rietveld, den Hay neu aufgelegt hat. Die dänische Firma hat den rustikalen Stuhl aus dem Jahr 1934 des niederländischen Designers, Architekten und Mitglieds der Künstlergruppe DeStijl in fünf Farben im Programm, der Sessel passt als nobler Solitär sowohl auf die Terrasse als auch ins Wohnzimmer. Wer es sich leisten kann, investiert für die gute Stube in inflationsresistente und trostspendende Designklassiker. Krise? Welche Krise?