Kleine Welten kommen groß raus

Weihnachten und die Zeit der Modelleisenbahn unter dem Christbaum ist ja auch schon wieder ein paar Wochen her, Schienen, Lokomotiven und Waggons dürften wieder eingemottet sein. Doch die Modell-Welten sind heutzutage ohnehin längst ganzjährig angelegt, wenn man etwa an Modellsportler denkt, die ihre Miniatur-Flugzeuge in die Luft schicken, wann immer es das Wetter zulässt. Oder wenn man etwa auf die Modellbahn-Welt im nordthüringischen Wiehe oder noch weiter in den Norden schaut, nach Hamburg mit der riesigen Miniatur-Wunderwelt in inzwischen mehreren Speicherhäusern. Inzwischen liefern sich sogar auf diversen privaten Fernsehstationen Hobbybastler spannende Wettkämpfe um besonders gewitzte und detailgetreue Modelle...

Also, Modellbau ist nicht angestaubt, sondern gerade wieder ziemlich „in“. Väter und Großväter (ja, doch: es sind nach wie vor überwiegend Männer, die diesem klassischen Hobby frönen) müssen längst nicht mehr auf ihre Kinder und Enkelkinder zurückgreifen, um ihr Basteln und Tüfteln im kleinen Maßstab rechtfertigen zu können. In diese Quasi- Marktlücke stößt die am Freitag eröffnete diesjährige Modellbaumesse „Modell Leben“ auf der Messe Erfurt. Nach zwei Jahren Corona-bedingter Pause sind nach Veranstalter-Angaben rund 14 000 Quadratmeter Fläche mit der Welt des Modellbaus gefüllt. Nahezu 100 Firmen- und Vereinsaussteller würden zwei Messehallen in ein Paradies für Hobbybastler, Modellbaufans, Sammler und Neugierige verwandeln, heißt es aus der Landeshauptstadt: „Die liebevoll gestalteten Ausstellungsflächen begeistern Jung und Alt und bieten allerhand für das Besucherauge.“

Nicht nur die klassische Eisenbahn in nachgebauter oder frei erfundener Landschaft ist gefragt, auch Trucks, Bagger, Traktoren, Schiffe, Flugzeuge, Helikopter oder Panzer sind in Miniatur unterwegs.

Auch Messe-Chef Michael Kynast weiß, worum es bei solch einer Ausstellung geht, nämlich „die Vielfalt und Raffinesse des Modellbaus, bei der sich alles um Maßstab, Detailtreue und Fingerspitzengefühl dreht“. Seine Messe GmbH habe seit einer Woche gerackert, um ein riesiges Wasserbecken zu füllen und mit Lastwagen Erde herangeschafft, um den schwimmenden, baggernden oder durch das Gelände crossenden Modellen auch entsprechende Parcours bieten zu können.

Ein Novum auf der Messe ist in diesem Jahr der 3D-Druck – die Technik eröffnet den Fans der Miniaturen wahrscheinlich ungeahnte Möglichkeiten, die Realität im richtigen Maßstab in die kleine Form zu bringen. „In Kooperation mit dem BJ Modellbau und Gallinger Grafikdesign gibt es erstmals eine 3D-Druck-Area, bei der man in Fachvorträgen zum Thema 3D-Druck, der Entstehung von 3D-Druck-Dateien sowie über die unterschiedlichsten Druckverfahren ins Gespräch kommen und sich austauschen kann“, verspricht die Messegesellschaft.

Besonders beliebt auf solchen Messen ist es immer, das große Original und das kleine Modell miteinander zu vergleichen. Deshalb sollte sich niemand wundern, weshalb auf der Modellbau-Messe auch ein originales Feuerwehrfahrzeug der Josef Lentner GmbH steht. Aber auch der Modellbahnverband in Deutschland e.V. (MOBA) ist auf der Messe vertreten – selbstredend mit einer ganzen Reihe von Modelleisenbahn-Anlagen.

Die Erfurter Modellbau-Messe findet seit den frühen 2000er Jahren statt. Von einer Ausstellungshalle wuchs die Fläche rasch auf zwei Hallen, in denen es jetzt viel zu Staunen, zu Schauen, aber auch selbst auszuprobieren gibt.

„Modell Leben“ noch am Samstag (10-18 Uhr) und Sonntag (10 – 17 Uhr) auf der Messe Erfurt, Normalpreis 14 Euro, ermäßigt 12 Euro, Kinder bis 6 Jahre frei