Modellbahnhersteller zieht Zwischenbilanz Piko fährt mit „ordentlicher Leistung“ ins Höhepunkt-Wochenende

Madlen Pfeifer

Die weltwirtschaftliche Situation geht auch in den ersten Monaten des Jahres nicht spurlos an der Piko Spielwaren GmbH vorbei. Dennoch verzeichnet der Modellbahnhersteller ein Drei-Prozent-Umsatzplus und blickt optimistisch auf die zweite Jahreshälfte – aber zunächst voller Vorfreude auf seinen „Tag der offenen Tür“ am Samstag.

 
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„Der sieht gut aus“, findet Piko-Geschäftsführer René F. Wilfer, als er das Foto des Güterzuges „Holz aus Südthüringen“ auf dessen Verpackung anschaut. Eine Diesellok und drei Stammholztransportwagen machen das Exklusiv-Set 2022 der Piko Spielwaren GmbH aus. Geplant war, dass es genau das am Samstag am Standort des Sonneberger Modellbahnherstellers zum Tag der offenen Tür geben soll. Doch weil die schon zu Jahresanfang kommunizierten Schwierigkeiten des Unternehmens im Zuge der aktuellen weltwirtschaftlichen Situation (Freies Wort berichtete) auch fünf Monate später nach wie vor noch zu spüren sind, wird das für die Tausenden Besucher nicht verfügbar sein.

Der Container mit der kostbaren Fracht soll erst nach dem Wochenende eintreffen, sagt Vertriebschef Jens Beyer. Mittlerweile warte man auf Lieferungen aus Fernost – früher gut sechs Wochen – mit bis zu drei Monaten noch einmal zwei Wochen länger, als es bereits zu Beginn des Jahres der Fall gewesen ist. So zumindest drückt Piko-Chef Wilfer die Lieferverzögerungen in Zahlen aus. „Es ist schon manchmal sehr nervig“, gesteht er, „und erfordert eine hohe Flexibilität. Aber wir können es nicht ändern. Wir müssen da durch.“ Auch mit Blick auf weitere zu Jahresbeginn bereits benannte Herausforderungen, ob bei der Beschaffung elektronischer Bauteile oder aber bei, wie er es ironisch formuliert, „so kleinen Unterschieden“ in puncto Containerlieferungskosten, die von 2500 auf 15000 Euro gestiegen sind.

„Das Geschäft läuft gut“

Wilfer selbst ist am Sonntag rechtzeitig vorm für Piko anstehenden ereignisreichen Wochenende nach drei Monaten in China, wo der Modellbahnhersteller am Standort in Chashan gegenwärtig 520 Mitarbeiter beschäftigt, wieder in Sonneberg angekommen. Sowohl für das Werk in Asien, als auch für das in Europa fällt das Fazit des 72-Jährigen trotz der benannten Probleme rückblickend auf die vergangenen fünf Monate weiter positiv aus: „Das Geschäft läuft gut“, sagt er. Konkrete Summen benennt er bekanntlich nicht. Im letzten, aktuell im Bundesanzeiger hinterlegten Jahresabschluss für 2020 zeigt sich, dass die Bilanzsumme in Höhe von knapp 17,2 Millionen Euro und der Überschuss mit circa 1,82 Millionen Euro im Vergleich zu 2019 (16,6 und 1,77 Millionen Euro) gestiegen sind.

Man habe, so Wilfer zum Stand Ende Mai, eine „durchaus ordentliche Leistung“ erzielen können – mit einem leicht über dem Vorjahreszeitraum liegenden Umsatzplus von drei Prozent. Zwei Drittel des Gesamtumsatzes generiert Piko in Deutschland selbst. Hier hat das Unternehmen bislang heuer eine Steigerung von vier, im Fachhandel gar sieben Prozent erreichen können. Im Export-Bereich, so Wilfer, liege man „leider“ vor allem wegen der besagten Lieferverzögerungen 16 Prozent unter dem Plan. Nachgefragt zu Russland als zuletzt vorm Ukraine-Krieg unternehmensseitig kommunizierte „Piko-Export-Nation 2021“ sagt der Geschäftsführer: „Es ist gerade kein großes Geschäft, aber es läuft noch.“ Dass man es bislang nicht gestoppt hat, erklärt er vor allem mit Verweis auf die Rücksichtnahme auf zwei Mitarbeiterinnen in Moskau.

Benefiz-Wagen zur Ukraine-Hilfe

Im Zuge des Krieges hat Piko einen Benefiz-Wagen zur Ukraine-Hilfe aufgelegt. Am 27. Mai startete die Vermarktung. Bisher sind über 1200 Exemplare zum Preis von je 30 Euro verkauft. Den kompletten Netto-Verkaufserlös spendet das Unternehmen der Stadt Sonneberg zur Unterstützung der aus der Ukraine geflohenen Menschen. Die letzte Möglichkeit, sich einen solchen Wagen zu bestellen, der im Übrigen Ende Oktober zur Auslieferung kommt, besteht am Samstag, 18. Juni. Dann, wenn Piko zum zwölften Tag der offenen Tür einlädt und zugleich noch ein 30-jähriges Jubiläum feiern kann. Schließlich hatte Wilfer die Piko Spielwaren GmbH am 1. Mai 1992 gegründet und damit den Weg für die Zukunft des ehemaligen VEB Piko bereitet.

„Wir freuen uns, die Welt am Samstag bei uns begrüßen zu dürfen“, so der Geschäftsführer. Und er ist sich sicher: „Die Welt wird kommen.“ Im Moment, sagt Vertriebschef Beyer, zähle man knapp über 70 Prozent der Anmeldungen im Vergleich zu 2019. Heißt: Über 10000 Modellbahnfreunde kommen wohl auf jeden Fall. Und nicht vergessen dürfe man die Spontanbesucher aus der Region. Doch egal, ob angemeldet oder kurz entschlossen, für jeden gilt gleichermaßen die 3G-Regelung auf dem Oberlinder Firmengelände. „Zum Schutz der Gäste und der Mitarbeiter“, so Wilfer.

Die sonnigen Erinnerungen an die vergangenen elf Tage der offenen Tür stimmen die beiden Herren optimistisch, dass am Samstag dann auch das Wetter mitspielt. „Wir sagen hier immer, Petrus ist ein Modellbahner“, so Beyer. Und das scheint angesichts der angekündigten Hitzewelle wohl wirklich so zu sein.

Gleichermaßen zuversichtlich blicken Piko-Inhaber und Vertriebschef obendrein auf die bevorstehende zweite Jahreshälfte und zeigen sich optimistisch, die für heuer geplante Umsatzsteigerung von acht Prozent erreichen zu können.

3G zum Piko-Tag

Am Samstag, 18. Juni, lädt die Piko Spielwaren GmbH von 9 bis 17 Uhr Modellbahnfreunde aus aller Welt zum zwölften Tag der offenen Tür zu sich aufs Sonneberger Firmengelände in die Lutherstraße 30 ein. Gleichzeitig steht in diesem Jahr mit Blick auf die Gründung der Gesellschaft durch deren Geschäftsführer René F. Wilfer im Jahr 1992 ein 30-jähriges Jubiläum an.

Besucher haben an diesem Tag die Möglichkeit, die Produktion des drittgrößten Modellbahnherstellers in Kontinental-Europa hautnah mitzuerleben und mit den Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen. Neben dem traditionellen Verkauf von zweiter Wahl Artikeln und Oldies werden auch diesmal wieder Sondermodelle angeboten. Obendrein wartet ein umfangreiches Programm auf alle Gäste mit:

Firmenbesichtigung bei laufender Produktion

Informationen zur Piko-Geschichte und zum Werk in Chashan

Tombola mit hochwertigen Preisen

Piko-Modelle mit individuellem Druck als besondere Erinnerung

Für die kleinen Besucher stehen eine Piko-Gartenbahn-Spielanlage sowie weitere Spielstationen bereit. Auch eine Malaktion wartet auf die Kinder, die ihren eigenen Modellbahnwagen gestalten möchten.

Für Gäste, die mit dem Zug anreisen, steht ein kostenfreier Busshuttle bereit, der zwischen Hauptbahnhof und Piko-Gelände pendelt.

Für das leibliche Wohl ist an verschiedenen Stationen auf dem Gelände gesorgt.

Zum Schutz der Besucher und Mitarbeiter gilt heuer für den Zutritt auf das Firmengelände die 3G-Regelung. Sofern kein Impf- oder Genesenen-Nachweis vorliegt, haben Gäste die Möglichkeit, vor Ort einen kostenfreien Corona-Schnelltest durchzuführen.

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