Milz / Behrungen - Garant für den Erfolg ist sicher das Konzept, das sich seit der ersten Folge bewährt hat: Nicht das Publikum muss auf Reisen zu den zeitgleich und in verschiedenen Orten stattfindenden Veranstaltungen gehen. Dies tun die Künstler, die in jedem Ort auftreten. So kommt man in den Genuss, alle Darbietungen zu erleben, egal für welchen Ort man sich entscheidet.

Einziger Unterschied zu den ersten drei Folgen: Waren es bisher vier Auftrittsorte, so waren es an diesem Wochenende "nur" drei - Milz, Behrungen und Irmelshausen. Drei Orte, drei Landkreise - Hildburghausen, Schmalkalden-Meiningen und der bayerische Rhön-Grabfeld-Kreis. Waren in Milz die Karten für das doch recht große Kulturhaus bereits im Vorverkauf in weniger als einer Stunde vergriffen, so konnten sich auch die Veranstalter in Behrungen freuen, dass am Abend nur noch wenige Restkarten gab. Die schnell verkauft waren, so dass noch weitere Tische und Stühle gestellt werden mussten. Ein ähnliches Bild in Irmelshausen.

Der Zuspruch für solcherart Humor ist offenbar riesig. Und (wenigstens noch) haben die Veranstalter kein Problem damit, ihre Säle zu füllen, obwohl in der Region manche "auf den Zug des Erfolges" aufgesprungen sind und Veranstaltungen mit fast gleichem Konzept anbieten. Werden es noch mehr, könnte es bald sein, dass sie sich gegenseitig die Besucher abspenstig machen.

Dichter und Denker

Zudem haben es die Veranstalter immer wieder verstanden, andere - teils bekannte, teils unbekannte- Künstler zu gewinnen, so dass auch die Stammbesucher bei jedem Besuch etwas Neues kennen lernen. Noch ein kleiner Unterschied bei Folge vier: Drei Solisten stiegen in den Ring, während in anderen Jahren auch kleinere Musikgruppen unter den Interpreten waren.

Weit angereist sind diesmal die Künstler, keine aus der unmittelbaren Region. Jonas Greiner zum Beispiel stammt aus Lauscha im Thüringer Wald. Mit gerade mal 22 Jahren der Jüngste unter den drei Comedians, aber auch der größte. Zumindest was seine Körpergröße betrifft, die er auch trefflich zu vermarkten versteht. 2015 erhielt der 2,07 Meter große Mann "gegen das Veto vieler unvernünftiger Pädagogen das Abitur", sagt er von sich. Allerdings nur die Thüringer Version - quasi ein "Abitur Light". Dass er nur seine ersten einführenden Worte in Lauschaer Dialekt spricht, mag manche Besucher einer "Mundart-Rallye" verwundert haben. Doch der junge Mann steht erst am Anfang seiner Karriere, will sein erarbeitetes Programm auch in Hamburg oder München ohne Verständigungsschwierigkeiten zeigen können. Hier hätte man ihn sicher verstanden, liegt doch Lauscha in Thüringen. Selbst wenn der Lauschaer Dialekt nicht mehr zum Fränkischen gehört, wäre das sicher kein Problem im Grabfeld gewesen.

Doch was er zu sagen hatte, das verstanden die Grabfelder sehr wohl. Schon die Beschreibung, wo denn Lauscha liegt, die er in anderen Bundesländern geben muss, löste erste Lachstürme aus: "Lauscha - die weltweit schönste Umschreibung von Inzucht!" Und welche Stadt liegt in der Nähe?: "Suhl - das traurige Ergebnis eines kaputten Navigationssystems." Das Saarland ist für ihn das missglückte Ergebnis von 200 Jahren deutsch-französischer Freundschaft. Doch auf Thüringen lässt er nichts kommen, Thüringen braucht sich nicht zu verstecken. Sechzehn Bundesländer, sechzehn Bildungssysteme, sinniert er. Das Ergebnis: Ein Abitur von Berlin zählt in Bayern nicht mal als Grundschulabschluss. Der "Bildungsriese" Deutschland liegt erstaunlicherweise noch auf Platz 33 in der Welt, immerhin drei Plätze vor Swaziland.

Deutschland, das Land der Dichter und Denker. Wirklich? "Können Sie sich vorstellen - Mario Barth sitzt auf der Wartburg und übersetzt die Bibel ins Deutsche?", fragt er ins Publikum. Dass er vor ein paar Tagen seine geplante Vorstellung bei den Meininger Kleinkunstagen nicht antreten konnte, hat er bedauert, doch hat er dafür einen für ihn erfreulichen Grund: Kurz zuvor ist er bei einem Auftritt in Dresden mit dem Nachwuchspreis ausgezeichnet worden und wurde deshalb am Tag darauf zu einer Fernsehshow eingeladen, der er den Vorrang geben musste. Deshalb waren einige Meininger nach Behrungen gekommen, um ihn hier zu sehen.

Die mit dem Putzeimer

Keine Berührungsängste mit dem Publikum hat Ines Procter, die "närrische Putzfraa aus Franken". Dort kennt sie ein jeder, schon durch ihre Fernsehauftritte bei "Fastnacht in Franken", und das nicht nur in ihrem Heimatort Erlabrunn in der Nähe von Würzburg. Mit Putzeimer und Staubwedel ging sie durch die Zuschauerreihen, und wer dort mit kahlem Kopf saß, wurde schon mal im Vorbeigehen "abgestaubt".

Schon als Vierzehnjährige war sie zum ersten Mal in die Bütt gestiegen, mit "Mei Vadder sei Tochter". Das lose Mundwerk hat sie sich bis heute erhalten. Und wie sie ihre flotten Sprüche verkauft! Dafür hat sie im Gespräch mit unserer Zeitung eine plausible Erklärung: "Du kannst die Welt nicht immer neu erfinden. Vor Jahren konntest du mit ein paar Witzen bei jeder Vorstellung die Leute zum Lachen bringen. Heute lieferst du einen Gag ab - und wenig später wird er hundertfach ins Netz gestellt und jeder kennt ihn. Nicht mehr, was du sagst, sondern wie du es sagst, darauf kommt es heute an."

Der Stress der Frauen, die vielen Diäten ("Wir unterscheiden zwischen guten und schlechten Fetten. Ich bin eine gute Fette!"), der Ärger mit den Männern - die Themen sind nicht neu, aber wie sie diese darbietet, ist unverwechselbar. Und mit verblüffender Logik: Wenn die Hersteller wollten, dass man Nutella mit dem Teelöffel isst, warum ist die Öffnung dann so groß gemacht, dass man einen Esslöffel nehmen kann?

Der Dritte im Bunde - der Frankensima alias Philipp Simon Goletz. Mit seinem Akkordeon bietet er bestes Wirtshaus-Kabarett, aber weit weg von Stammtisch-Niveau. Seine Lieder sind mitreißend, haben Pep. Er schwört auf sein Fränkisch, das er für den schönsten Dialekt vom Frankenwald hält. "Wenn wir vom Frankenwald was sagen, dann haben wir einfach Recht zu haben!" Und ergänzt: "E Buchstab muss knackig sa - von Karasch das harte K!" Für die Nicht-Franken - von der Garage der Anfangsbuchstabe. Zu großer Form läuft er auf, wenn er sich bekannte Lieder zurecht legt: "Hab ich dir heute schon gesagt, du musst noch bügeln" eines Chris Roberts, oder seine Variante vom Bratwurstlied.

Ein Kabinettstückchen der Extraklasse - sein "Lieder-Domino", wo er kaum eine Zeile zu Ende singt, ehe er mit dem letzten Wort des einen mit dem nächsten beginnt. Und das zumeist als bester Stimmenimitator. Über 35 unserer Schlagerstars hat er drauf, die er jedoch mehr parodiert als imitiert.