Sie ist ein heiliger Berg. Und weiblich. Die Mutter des Universums oder Göttinmutter allen Landes. Chomo Lungma nennen die Menschen im Khumbu, der nepalesischen Region an der Grenze zu Tibet, den Felsklotz - und sie wären niemals auf die völlig verrückte Idee verfallen, auf seinem Gipfel herumzutrampeln, die Göttinmutter zu entweihen. Bis heute verzichtet praktisch keine Expedition - zumindest wenn sie von der nepalesischen Seite her aufsteigt - auf die rituelle Reinigung im Basislager unterhalb des Khumbu-Eisbruchs, um die große Göttin gnädig zu stimmen. Ein bisschen Folklore für die Westler auf dem Weg zum Mount Everest. Entweiht ist der höchste Berg der Erde ohnehin längst. Weniger durch seinen im Westen gebräuchlichen Namen, der auf den kolonialen Landvermesser George Everest zurückgeht, als durch den Müll, der sich entlang der Aufstiegsrouten türmt. Und die Leichen.