Oft fordern wir an dieser Stelle die Abkehr von der Kleinstaaterei. Vielleicht ist es an der Zeit, das Gegenteil zu fordern. Anlass sind die Wünsche von Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, eine weitere Strombrücke durch Thüringen nach Bayern zu bauen. Ausgerechnet Bayern, das bisher jeden neuen Strommast zu verhindern suchte, will nun neue Masten einschlagen. Der Minister beruhigt: die meisten davon würden in Thüringen stehen. Und da liegt das Problem: Thüringen und Bayern hatten sich verständigt, dass der Neubau einer weiteren Stromleitung zwischen Schalkau und Grafenrheinfeld nicht weiter verfolgt wird. Nun vollzieht ausgerechnet Bayern die Kehrtwende. Jener Freistaat, dessen Landesvater der Ampel in Berlin allzugern die mangelnde Verlässlichkeit ihrer Politik vorwirft, stellt eine Einigung infrage, auf die die Menschen in Thüringen sich verlassen haben. Was das mit Kleinstaaterei zu tun hat? Nun, es gab Zeiten, da waren die Fürstentümer besonders reich, die an den großen Handelswegen lagen. Durch Zoll- Einnahmen. Die heutigen Handelswege sind Stromtrassen. Von denen verlaufen viele durch Thüringen, von den wenigsten aber hat das Land etwas. Vielleicht würde ein Zoll die Sicht der Bayern noch einmal verändern. jolf.schneider@insuedthueringen.de