Meiningen - Freundlich plaudert Maria C. Zoppeck drauflos. Die Theaterkantine wählte sie zum Treffpunkt für ihren Rück- und Ausblick. 50 Jahre Berufsleben und sage und schreibe 33 Jahre als Direktorin des Puppentheaters am Meininger Theater – da gibt es viel zu erzählen. Reges Treiben um die Mittagszeit, von Ruhe keine Spur. Ruhe ist auch bestimmt nicht das, was die muntere 65-Jährige zu suchen scheint. Und die ständigen Hallos hier und da stören ihren Erzählstrang nicht. Konzentriert und zugewandt sitzt sie am Rand des sich füllenden Raumes und scheint das an diesem Ort zu genießen. „Wir sind immer eine Familie gewesen“, sagt sie und meint damit vor allem ihr Ensemble am Puppentheater. Mit 16 Leuten und einer geplanten Spartenstärke von 20 Mitarbeitern hatte sie im Jahr 1987 begonnen, heute ist das Meininger Puppen-Team noch sechsköpfig. Der Hallesche Dramaturg und Regisseur Rolf Thieme, der die Sparte 1986 am Meininger Theater gründete, wollte unbedingt sie als Direktorin, die junge Kollegin aus Leipzig. „Du musst einfach mal was wagen“, hatte sie sich schon mit 28 Jahren bei ihrer Zusage für die Direktorinnen Stelle in Wittenberg gesagt und mit ihren 33 Jahren dann den Sprung nach Meiningen gemacht. Als besonderes Privileg erachtet Maria C. Zoppeck es bis heute, dass sie immer mit jungen Menschen hat arbeiten dürfen. „Das Durchschnittsalter war 22 Jahre“, sagt sie,„und viele sind mit mir älter geworden. “Wer es drauf hatte,und das merkte sie beim Vorspiel meist schon nach wenigen Sekunden, dem empfahl sie das Studium in Berlin.„Es ist’ne geschenkte Zeit für euch“, habe sie jedem empfohlen, der noch unabhängig von Familienpflichtengewesen sei. Man nimmt ihr ab, wenn sie sagt: „Die Arbeit war auch mein Privatleben.“In der Kantine eist sie als warmherzige Kollegin zu erleben, die mehr daran interessiert ist, Anteilnahme zu zeigen, als Ratschläge zu erteilen. So nimmt man ihr genauso ab,dass sie die Arbeit von Kollegen nie sofort analysieren will. Auch wenn sie das mit einem zeitlichen Abstand durchaus macht, kann sie nach einer Aufführung auf die prompte Frage:„Und, wie hat es dir gefallen?“,erst mal gar nichts sagen,weil sie doch alles mit unvoreingenommenen Sinnen auf sich wirken ließ. Die äußere Prägung, die sie dem Meininger Puppentheater am Meininger Staatstheater im Laufe der 33 Jahre verlieh, hat sie auf einem Zettel skizziert. „Gastspiel zur Weltausstellung in Sevilla. Gastspiele in ganz Deutschland und im Ausland. Weitere Gastspiele Japan, USA, Schweiz, Niederlande, Österreich, Tschechien, Polen, Jugoslawien. Spielstätten in Meiningen –Kammerspiele und acht Umzüge der Arbeits- und Proberäume. Zweimaliger Ausrichter der Verbandstagung deutscher Puppentheater VDP (50. Tagung 2018). Ausstellungen zu Jubiläen und Gastgeber für Festivals und Gastspiele anderer Theater. Uraufführungen, auch von Gegenwartsautoren. Pflege von Märchen und Weltliteratur. Zusammenarbeit mit den Hochschulen Berlin und Stuttgart. “Trotz aller Schwierigkeiten und des Kampfes um den Erhalt der Sparte ist von Frust bei Maria C.Zoppeck nichts zu spüren. „Noch funktioniert der Kopp“, sagt sie und erzählt von der geplanten freien Tätigkeit nach Ende ihrer letzten Spielzeit, als ob es für eine Rentnerin, die sie nach dem Papier schon seit letztem Dezember ist, nichts Passenderes gäbe, als in ihrem Beruf zu arbeiten. Ihre Nachfolgerin Kora Tscherning, zuletzt Spartenleiterin Figurentheater an der Sächsischen Landesbühne, arbeit schon seit September in Meiningen. Vor dem Programm ihrer Sparte im aktuellen Katalog steht ein poetisches Geleitwort von Maria C. Zoppeck zum Thema Glück, mit Zitaten von Hermann Hesse. „Und jedem Anfang wohnte in Zauber inne...“–unter der Überschrift beschreibt sie, dass man das Glück erhaschen kann, auch als Erwachsener. Auf der Suche nach Momenten, deren Erinnerungen sich zu bewahren lohne, stelle man schnell fest, dass es so viele gleichberechtigte glückliche Erinnerungen gebe,dass es ungerecht erscheine, die einen zu benennen und andere wegzulassen. Dennoch: Das Glück, das sie nach Meiningen führte,um mit Künstlerinnen und Künstlern zu arbeiten,die für ihren Beruf brennen. Und auch das Glück,in der erhaltenen Sparte Inszenierungen zu schaffen, mit denen man sogar in andere Länder reiste und vielen gleichgesinnten kreativen Menschen begegnet ist, mündet am Ende des Textes in jenes Glück:„Denn mit den ,Puppen‘ zu träumen, zu weinen und zu lachen, sind für mich immer Glücksmomente gewesen.“ Nichts anderes ist aus dem Erzählen von Maria C. Zoppeck in der Theaterkantine herauszuhören. Gerade dieser letzte Satz beschreibt ihre Präsenz als Puppenspielerin auf der Bühne: Die Freude und Innigkeit mit der jeweiligen Figur in der Hand. Sie scheint die einzelnen Charaktere so zu lieben wie eigene Kinder und sagt im Gespräch das, was wohl fast jede Mutter auf dieser Erde unterschreiben könnte: „Meine leiblichen Kinder waren mir immer am wichtigsten, für sie werde ich zur Löwin.“ Ihre Tochter Felicitas J.M. Zoppeck-Pischel war acht Jahre alt, als die junge Familie nach Meiningen zog. Schon lange ist sie als Regisseurin und Schauspielerin in die Fußstapfen der Mutter getreten, lebt in Schöneberg Kalifornien an der Ostsee. Ihre Inszenierung des Fantasie-Märchens „Der kleine Hobbit“v on J.R.R. Tolkien im Jahr 2015 ist bei vielen Meininger Theaterbesuchern in guter Erinnerung. Seit 2006 war sie regelmäßig für das Puppentheater hier tätig und arbeitete mit den auch von ihrer Mutter sehr geschätzten Regisseuren Thomas Lange und Dietmar Horcicka. Bemerkenswert ihre Meininger Inszenierung der romantisch-schwarzen Komödie „Herr Rosendorn“ als Spiel für erwachsenes Publikum in Weiterführung des Grimm’schen Märchens „Dornröschen“. Putzig mutet einer der letzten Einträge beim Account Meininger Puppentheater an,vor allem wenn man weiß, dass mit„Kasper &Co. in Kalifornien“nicht nur Zoppeck-Pischels Wohnort in Norddeutschland gemeint ist, sondern auch der mittlerweile eingetragene Verein, bei dem sich Mutter und Tochter gemeinsam mit anderen Kreativen, auch aus Meiningen, engagieren. Da heißt es:„Natürlich gibt es das Figurentheater noch und die Direktorin Maria C.