Meiningen - Ein Musikgenie lässt sich mindestens sieben Mal von der Sachsen-Meininger Herzogsfamilie bitten, sich gemeinsam dem Zauber einer Frühlings- oder Sommerfrische am Comer See, in der hinreißenden Villa Carlotta, hinzugeben. Sich inspirieren zu lassen von Licht und Landschaft, künstlerischen Gedanken nachzuhängen, sich auszutauschen. Doch nur ein Mal scheint dieser unbeschwerte Austausch Gleichgesinnter unter der italienischen Sonne tatsächlich stattgefunden zu haben. Zweimal weilte Johannes Brahms zudem in Abwesenheit des Herzogspaares Georg II. von Sachsen-Meiningen und Helene Freifrau von Heldburg an jenem inspirierenden Ort (1882 und 1890). Denn bei aller Verbundenheit mit den "Herrschaften", die ihm in der Villa alle Annehmlichkeiten der Welt angedeihen ließen, fiel es ihm wohl doch schwer, sie wegen ihres Standes als Freunde auf Augenhöhe zu empfinden. Das jedenfalls äußerte er - in einem anderen Zusammenhang - in einem Brief, den Dr. Maren Goltz neben weiteren Zeitdokumenten verschiedener Beteiligter anlässlich der Soirée "Brahms und die Villa Carlotta" zitierte. Vielleicht ließ sich Brahms, dessen 120. Todestag sich gerade jährt, aus diesem Grund so sehr bitten, um fast immer - wenngleich charmant - abzusagen.