Meiningen. Etwa sechzig Kilogramm schwer ist der Thron, den Sven Magnus am vergangenen Montag in der Elisabethenburg aufgestellt hat. Ein Schloss im Schloss zum Spielen für Kinder baut der Diplom-Designer zusammen mit den Thüringer Spielzeuggestaltern Renate Müller und Bernd Rückert.

Zum ersten Mal hat Sven Magnus einen Thron gebaut. Mit Elektrosäge, Hobel und Schnitzeisen bearbeitete er in seiner Werkstatt in Hermannsfeld einen dicken Lärchen-Stamm. Das Holz stammt aus dem umliegenden Wald. „Ich habe gute Kontakte zum Förster, er zeigt mir, wo ich mir Holz holen kann“, sagt der Designer, der besonders alte, verwachsene Bäume mag. Bekannt wurde Sven Magnus durch seine fantasievollen Wasser-Spiel-Mobile. Tausende von Kindern und auch Erwachsene haben an diesen hölzernen Gebilden mit einem ausgeklügelten System aus Röhren, Eimern, Zuleitungen und Überläufen schon gespielt. Vier solcher Spiel-Mobile hat der Künstler inzwischen gebaut.

Spiel-Mobil in Auriac

Bis in Boltenhagen an der Ostsee sind sie im Umlauf (per Ausleihe). Ein Ehepaar aus Auriac in Frankreich hat sogar für sein Restaurant ein solches Mobil angekauft. Ursprünglich in Auftrag gegeben wurde das Wasser-Spiel-Mobil übrigens durch die Meininger Stadtwerke. Auf Stadt- und Dorffesten bringen sie ihr Exemplar seit etlichen Jahren zum Einsatz. Eine geniale Idee steckt dahinter, durch die der Designer, der zuvor schon als Gestalter für Puppentheater gearbeitet hat, ein neues Metier fand. So entwickelt er derzeit gerade ein Senioren-Wasser-Spiel-Mobil. „Die Stadt Ruhla interessiert sich dafür. Mit Kneippanwendungen möchte ich das Wasser-Spiel verbinden“, gibt der Künstler schon mal Einblick in sein neues Projekt.

Nichts Fertiges

Nichts Fertiges will er bauen. Beim Spielen sollen die Kinder oder auch Erwachsenen entdecken und ihre eigene Fantasie einbringen. Immer wieder hat Sven Magnus die Spielenden beobachtet, denn er stellt seine Mobile nicht nur selbst auf, sondern bleibt in unmittelbarer Nähe. „Ich will nicht eingreifen, sondern nur gucken. Dabei kann ich immer wieder dazulernen. Interessant ist für mich beispielsweise die Gruppendynamik, die sich im Spiel der Kinder entwickelt, selbst Schwierige finden ihre Beschäftigung und wer nur zerstören will, wird an den Rand gedrängt.“

Nach diesem Entdecker-Prinzip hat der Designer auch den Thron und den noch im Bau befindlichen Marstall mit Schmiede für das Kinderschloss entworfen. Der rustikale Thron wirkt massiv, ist allerdings aus mehreren Stücken zusammen gebaut und innen hohl. Das grob bearbeitete Lärchen-Holz hat Magnus nur mit Wachs behandelt, um die Natürlichkeit des Materials wirken zu lassen. Der Thron nimmt im begehbaren Spielschloss einen zentralen Platz ein. Als Sitzmöbel für den König und seine Gefolgschaft soll er einmal genutzt werden. Neben dem hohen Sitz sind zwei Beraterstühle eingearbeitet und am Fuße gibt es noch Platz für den Narren. Auf Kopfhöhe ist eine kleine, goldene Krone zum Schwingen angebracht. Und ganz oben schmückt ein Hahnenkopf den Thron.

Erinnerung an Kindheit

„Die Kinder sollen auf diesem Thron hoch klettern und ihn entdecken. Sie werden sich bestimmt noch viele andere Spielideen ausdenken“, erklärt der Designer und fühlt sich in seine eigene Kindheit zurück. „Ich bin auf dem Dorf bei meinen Großeltern mit vielen Hühnern aufgewachsen, der Kindergarten befand sich in einem Schloss“.

Am Marstall mit Schmiede arbeitet er derzeit noch. Zwei große Pferde, die zur Hälfte aus dem Stall (gemalt von Bernd Rückert) ragen, gestaltet Magnus aus Holz. Daneben fertigt er für die Schmiede (ebenfalls gemalt) einen Amboss und Schleifstein mit dazugehörigen Werkzeugen und Waffen – alles aus Holz.

Für den Bau des Marstalls werden derzeit übrigens noch 3500 Euro Spenden benötigt. Bis zum Ende dieses Jahres soll alles fertig und beziehbar werden. Vorher muss der TÜV das Kinderschloss noch begutachten und freigeben. Besichtigen kann man es derzeit schon beim Rundgang durch die Elisabethenburg.

Private Spendengelder

Finanziert wurde das „Spielwelt“-Projekt bisher über private Spender und Firmen der Region. Insgesamt 3500 Euro gaben sie, die allerdings schon verbaut sind. Mit 10 000 Euro beteiligte sich die Sparkassen-Kulturstiftung. Ein weiterer Teil kam aus eigenen Mitteln der Meininger Museen. Zudem warfen Museumsbesucher kleine Spenden in die Schatztruhe im künftigen Kinderspielzimmer – insgesamt rund 160 Euro.

„Wir wollen nochmals einen Aufruf starten, um das noch fehlende Geld zu sammeln“, kündigt der Museumspädagoge Axel Wirth an und hofft auf weitere Sponsoren.

Unter dem Kennwort „Spielwelt“ können Spenden auf das Konto der Rhön-Rennsteig-Sparkasse 1310 007 400, BLZ 840 500 00 überwiesen werden. Carola Scherzer