Muttis und Vatis, Omas und Opas, Kinder aller Altersgruppen tummeln sich auf dem Meininger Wölkchenbasar, um auf Schnäppchenjagd schicke Babystrampler, Kinderwagen oder Bettdeckchen zu erhaschen. Und das alle Jahre wieder im Frühjahr und im Herbst. Immerhin zählt der Wölkchenbasar zu den größten Baby- und Kindersachen-Verkaufs-Aktionen in der Region, bei dem nicht selten 10 000 Euro über die Tische gehen. Der nächste Basar soll am 18. September starten. Ebenso in der Meininger Drei-Felder-Halle, wie Heike Seifert informiert. Bei der vierfachen Mutter laufen die Fäden für das Event in Trägerschaft der evangelischen Kirche zusammen.

Spaß am Kaufen

Im März hatte die Vorbereitungscrew – bestehend aus Eltern von „Kinderhaus-Regenbogen“-Kindern – immerhin 175 Verkaufsnummern vergeben. 1000 Euro – zehn Prozent des Verkaufserlöses – gingen an den Meininger Kindergarten „Kinderhaus Regenbogen“ sowie an den Hort der Grundschule am Pulverrasen. „Der jüngste Basar war ein großer Erfolg. Die Größe der Drei-Felder-Halle im Wohngebiet Jerusalem hat sich positiv auf die Verkaufsstimmung ausgewirkt“, so die 40-jährige gelernte kaufmännische Angestellte Seifert im Babyjahr.

Viel Organisation

Und ihr ist bewusst: Nach dem Basar ist vor dem Basar. Ehrenamtlich und unentgeltlich bereiten die Eltern schon viele Wochen vor dem eigentlichen Ereignis Zeitungs-Beiträge vor, drucken und verteilen Flyer, buchen den Raum, organisieren Helfer, Kassen,Technik, Kleiderständer. „Die Tische sind vor Ort, den uns im Übrigen der Sportstättenförderverein zur Verfügung stellt. Ihm, den zahlreichen Helfern und natürlich den Großeltern, die uns den Rücken freihalten und die Kinder betreuen in der Zeit des Marktes, gilt unser besonderer Dank!“, so Heike Seifert. Sie weiß, wovon sie spricht, fordern doch die 11-jährige Ronja, der 8-jährige Björn und die anderthalbjährigen Zwillinge Svenja und Lina Seifert auch ihr Recht, während Mama und Papa Markus beim Wölkchenbasar abkassieren oder die Aufsicht führen. Und letztere müsse sein: „Ob Sie es glauben oder nicht, selbst bei so einem ehrenamtlichen Projekt wie dem Baby- und Kinderbasar gibt es Langfinger, die die 50 Cent oder den einen Euro für die Kindersachen nicht ausgeben wollen …“

Wühl-Einladung

Die große Halle am Landratsamt ist in verschiedene Bereiche unterteilt. Jene für Spielzeug, für Kinderwagen und Co., für Wickelkommoden und Bekleidung, unterteilt nach Größen. Eine Menge Arbeit für Heike Seifert und ihre Mitstreiter, Ordnung in die Unmenge gelieferter Utensilien zu bringen. Wenngleich mit Beginn des Marktes die Verkaufstische aussehen, als sei der Sturm hindurchgefegt. Die Tische laden wirklich zum Wühlen ein …

Startschuss für den Wölkchenbasar fiel Ende der 1990er Jahre im Kirchengebäude Schöne Aussicht. „Ganz einfach, mit Kartons auf Stühlen.“ Heike Seifert kennt das: „Die Kinder verwachsen die Sachen so schnell. Die Kleidung ist dabei noch viel zu schade zum Wegwerfen. Und nicht immer kommt gleich ein Geschwisterkind nach, das die Sachen noch tragen kann. So entstand die Idee für den Wölkchenbasar. Dabei nehmen wir aber nur ordentliche und gereinigte Sachen. Sachen, die normalerweise im Geschäft viel teurer sind.“

Ab 2002 fand der Basar im Gemeindehaus Am Mittleren Rasen statt. „Das schon über zwei Etagen. Denn schnell hatte sich herumgesprochen, dass man bei uns gute Schnäppchen machen kann.“ Dabei wuchs die Verantwortung für den Wölkchenbasar „langsam von der Kirche zu den Eltern des Kinderhauses Regenbogen“. Und der Andrang, Angebot und Nachfrage steigerten sich ebenso. „Deshalb zog der Wölkchenbasar 2003 in den Marstall. Alles wurde eine Nummer größer, organisierter. Die Macher achteten mehr auf Qualität, darauf, dass die Sachen noch modisch sind, sonderten Unsauberes von vornherein aus. Der Basar hatte einen Ruf zu verlieren.“

Finanzielle Sensationen

2006 dann platzte der „Markt der finanziellen Sensationen“ aus allen Nähten – „wir zogen in die Multihalle um. Vier Jahre später buchten wir die Drei-Felder-Halle mit, so viel Zulauf hatte unser Basar unterdessen.“ Es sei eine gute Entscheidung gewesen, sich für jeweils einen Tag zweimal im Jahr in der wohl größten Veranstaltungshalle der Stadt einzumieten. „Wir zahlen einen Euro pro vergebener Nummer für die Betriebskosten. Das ist überschaubar“, so Heike Seifert.

Hilfe bringe die Technik. „Früher haben wir alles per Hand aufgeschrieben und im Kopf ausgerechnet. Heute geht alles viel schneller dank Laptop. Natürlich muss auch das beherrscht sein.“

20 bis 25 Helfer hinter und vor den Kulissen – „je mehr Hände, desto besser“ – sind vonnöten. „Oft ist es aber auch ein Krampf, genügend Mitmacher zu aktivieren. Vielen kostet es Überwindung. Immerhin beginnen wir schon freitags 15 Uhr mit dem Einräumen und Aufstellen. Das geht oft bis 23 Uhr. Und Samstag, am eigentlichen Verkaufstag, stehen wir auch schon wieder 8 Uhr auf der Matte.“

Alle Beteiligten sind sich einig: Der Wölkchenbasar ist mit einer Wahnsinnsarbeit verbunden. „Aber es macht auch Spaß! Zwei, drei Tage vordem geht es mir schon durch den Bauch. Hoffentlich klappt alles. Hoffentlich stimmt das Geld. Der Wölkchenbasar bringt ja mittlerweile eine große Verantwortung mit sich.“ Heike Seifert nennt es Lampenfieber „vor dem Schritt ins Licht“. Doch in der Regel funktioniere alles ohne Reklamationen. „Die Sachen, die keinen Käufer finden, die können die Besitzer auch spenden zum Beispiel beim DRK. Die freuen sich und peppen damit ihre Kleiderkammer auf.“

Kinderbetreuung?

Das Interesse ist groß. Werdende Mütter, Omas, selbst Freundinnen kommen und kramen mit Inbrunst in den Höschen, Kleidern, Schuhen. Kaum jemand geht, ohne das Gesuchte gefunden zu haben. Während der Nachwuchs mit Wonne die Plasteautos umherschiebt, die Schubkarre vom Fleck zerrt oder bettelt, die Schaukel geschenkt zu bekommen … „Eine Kinderbetreuung wäre gut. Aber zur Zeit sprengt das unseren Helferpool. Aber vielleicht finden sich ja das nächste Mal im September Freiwillige, die das übernehmen?“ Kerstin Hädicke