Viele Jahre blieben die Türen des ehemaligen Jugendklubs im Meininger Marstall geschlossen. Das Grüne Klassenzimmer, das sich in diesen Räumen befindet, verwaiste. Einziger Nutzer ist Stadtwaldförster Sebastian Dummer, der während seiner Bürozeiten dort anzutreffen ist. Schüler, die sich im Grünen Klassenzimmer über die Natur und den Wald  informieren wollten, blieb der Zugang  verwehrt. „Das gehört nun der Vergangenheit an“, sagt Bürgermeister Fabian Giesder (SPD), der die Schüler der 4. Klasse von der Meininger Ludwig-Chronegk-Grundschule persönlich in Empfang nahm. „Jetzt wird der Waldpädagogik wieder Leben eingehaucht“, so seine Worte.
Durch vom Freistatt bereitgestellte Fördermittel  und die  fachliche Kompetenz der Kindheits- und Erlebnispädagogin Anja Urban konnte das Projekt wieder zum Leben erweckt  werden. An Thüringens Umweltminister Bernhard Stengele war während seines Aufenthaltes in Meiningen die Bitte herangetragen worden, finanzielle Mittel bereitzustellen, um das Grüne Klassenzimmer wieder eröffnen zu können. Dem Projekt wohlgesonnen, flossen zumindest für dieses Jahr die Fördermittel. „Wir sind froh, dass es hierfür eine Lösung gab“, schätzt sich der Bürgermeister glücklich.
An den Projekttagen bleiben die Schulklassen nicht nur in den Räumlichkeiten des Grünen Klassenzimmers, sondern suchen vorrangig den Wald auf, um direkt in der Natur von der Natur zu lernen. Das Grüne Klassenzimmer bietet aber den idealen Ausgangspunkt zu den von Anja Urban geführten pädagogischen Wanderungen. Auch bei schlechtem Wetter kann dort anhand der Tierpräparate, der Sammlung verschiedener Baum-Samenproben und zahlreichen Büchern Wissen vermittelt werden. „In guter Regelmäßigkeit wollen wir hier wieder Schulklassen begrüßen und an zuletzt 1200 Schüler pro Jahr anknüpfen“, so Forstwirtschaftsmeister Sebastian Dummer. Das Projekt bietet ein Puzzlestein und ist eine gute Ergänzung zum Heimat- und Sachkundeunterricht, fügt Kinderpädagogin Anja Urban an.
Die Stadt Meiningen folgt mit der Bewirtschaftung ihres Stadtwaldes einem besonderen Konzept. Naturlandzertifiziert wird auf Nachhaltigkeit und eine naturnahe Bewirtschaftung gesetzt. Anja Urban zeigt den Knirpsen an herumliegenden Holzstämmen,  wie nützlich Totholz für die Tier- und Pflanzenwelt sein kann. Aufgezeigt wird, welche Baumarten und Tiere es gibt, wie alles miteinander in Verbindung steht, also  wie der Wald funktioniert. Im Schnitt nimmt die studierte Kindheitspädagogin die Schulklassen für etwa vier Stunden mit auf einen Streifzug durch die Natur. Nach dem Ankommen und Kennenlernen im Grünen Klassenzimmer des Marstalls wird  die Gruppe im Park zu einem Lernspiel angehalten. „Dann laufen wir Richtung Diezhäuschen, betrachten die großen Baumwurzeln, begutachten Stämme, Blätter und verbringen Zeit mit Spielen, Genießen und Innehalten. Es geht nicht darum, den Unterrichtsstoff zu wiederholen, sondern Neues zu lernen“, erklärt die Pädagogin.
Wichtig ist, dass die Kinder mit dem Wald in Berührung kommen, sie erfahren, wie sich die Bäume vermehren. Gesammelte Äste, aus denen Bäume mit Kronen und Wurzeln gelegt werden oder anhand ihres Gesangs Vogelarten bestimmen – dies sind  Dinge, die dazu beitragen, den Wald und die Natur intensiver kennenzulernen.  Gerade jetzt im Frühling ist der Saftstrom in manchen Baumarten  wie Ulmen, Birken oder Buchen besonders kräftig zu hören. Die Wurzeln müssen viel Wasser aufnehmen, damit sich die Blätter schnell entwickeln können. Manche Bäume pumpen das Wasser in einer Stunde bis zu drei Meter hoch. Mit dem Stethoskop, dass an den Stamm gehalten wird, kann dem Rauschen gut gelauscht werden.
Unterstützung erhält Anja Urban von Sebastian Dummer, der das Projekt vor Jahren schon einmal leitete. „Sehr oft laufe ich die Wanderwege ab und jedes Mal entdecke ich etwas Neues, was ich meinen Schülern zeigen kann. Gerade im Frühjahr hält der Wald viele Überraschungen bereit“, findet die Meininger Kindheitspädagogin.
Ziel ist es, Kinder und Jugendliche für die Natur zu begeistern und ihren Forscherdrang zu wecken. In vielen Elternhäusern finden die Natur und der Wald wenig bis keine Beachtung. Dabei sei es  gerade in der heutigen Zeit wichtig, Verbundenheit aufzubauen, denn das ist die Basis für ein positives Grundvertrauen in das Leben und wecke den Wunsch, die Erde zu schützen und sich nachhaltiger zu verhalten.