Meiningen. Den Alltag von Berufsfeuerwehrleuten sozusagen hautnah erleben konnten kürzlich 20 Mädchen und Jungen der Meininger Jugendfeuerwehr. 24 Stunden lang hatten sie „Dienst“ im Gerätehaus und mussten bei Alarmierung ausrücken. Das war zwar alles nur ein Spiel, doch dahinter steckte durchaus auch ein gewisser Ernst.

War es sonst immer das Zeltlager, das sich jedes Jahr im Sommer als beliebtes Ferienvergnügen anbot, wollte Stadtjugendfeuerwehrwart Rene Knieriem mit seinen Gruppenleitern dieses Mal etwas anderes auf die Beine stellen. Warum nicht mal tatsächlich Feuerwehr spielen – mit allem was dazu gehört? – dachte man sich und schmiedete entsprechende Pläne. Zwar üben die Mädchen und Jungen regelmäßig den Löschangriff, nehmen an Wettkämpfen teil und sind auch während der Ausbildung emsig bei der Sache, doch sich in einer realistischen Situation zu bewähren, das ist etwas ganz anderes.

Realistisches Szenario

Und genau diese Situation wollten Jugendwart und Gruppenleiter einmal weitestgehend authentisch inszenieren. 24-Stunden-Dienst in einer Berufsfeuerwehr – an diesem Szenario arbeitete Rene Knieriem mit seinen Helfern schon vor Ferienbeginn. Natürlich wurden auch Bürgermeister Reinhard Kupietz und Ortsbrandmeister Thomas Wolburg mit ins Boot geholt. Dann war es soweit: Mit Schlafsäcken und Campingbeuteln rückten die 20 Nachwuchsfeuerwehrleute an einem Freitagabend an. Im Schulungsraum des Gerätehauses war das Nachtlager vorbereitet worden. Doch zunächst einmal hieß es: Aufstellung nehmen im Hof. Schließlich muss eine Berufsfeuerwehr auch über entsprechende Technik und Löschfahrzeuge verfügen. Die Fahrzeugübergabe erfolgte durch den Meininger Bürgermeister persönlich.

Reinhard Kupietz ließ es sich auch nicht nehmen, noch ein paar Worte an die jungen „Berufsfeuerwehr-Kameraden“ zu richten. Er machte ihnen klar, welch verantwortungsvolle Aufgabe sie übernehmen. Zwar sei das alles jetzt nur ein Spiel, doch schon in wenigen Jahren könnte daraus für den einen oder anderen Realität werden, meinte er. Die Arbeit der Feuerwehrkameraden verdiene Hochachtung, zumal sie überwiegend ehrenamtlich ausgeübt werde und auch die Familien involviert seien, wie er anmerkte. „Jetzt werdet ihr 24 Stunden lang in die Rolle der Berufsfeuerwehrleute schlüpfen. Ich halte das für eine gute Idee, und es wird für euch eine besondere Erfahrung sein. Für dieses Vorhaben habt ihr meine volle Unterstützung“, versicherte der Bürgermeister und übergab die Fahrzeugschlüssel an den Stadtjugendfeuerwehrwart. Dieser wiederum reichte sie weiter an die Gruppenführer. Das war zugleich der Startschuss für den 24-Stunden-Dienst. Ein Bereitschaftstag in einer Berufsfeuerwehr sollte simuliert werden – mit normalem Dienstablauf, Ausbildung, Mahlzeiten, Nachtruhe und natürlich auch Einsätzen – realitätsbezogen also. Aber auch der Spaßfaktor sollte nicht zu kurz kommen.

Überraschung am Abend

„Ziel ist es, unsere Jugendfeuerwehrmitglieder unter Beachtung der für sie gültigen Unfallverhütungsverordnung (UVV) mit dem Alltag der Feuerwehr vertraut zu machen. Es ist quasi ein Training zur Förderung von Teamfähigkeit, selbstständigem Erkennen von Gefahrensituationen und richtigem Verhalten am Einsatzort“, führt Rene Knieriem an. Die Mädchen und Jungen – alle im Alter zwischen 10 und 16 Jahren – wussten allerdings nicht, was da tatsächlich auf sie zukommt.

Zunächst einmal bauten sie vergnügt ihr Nachtlager im Schulungsraum auf und freuten sich schon auf das Abendbrot. Da schrillte plötzlich die Alarmglocke im Gerätehaus und aus der extra eingerichteten Leitstelle kam um 18.18 Uhr die Einsatzalarmierung: Einlaufen der Brandmeldeanlage in einem Objekt der Herpfer Straße in Dreißigacker, so die Information aus der Leitstelle. Das Abendbrot musste also erst einmal warten. Stattdessen rückten die 20 Jungen und Mädchen zum Einsatz aus. Vor Ort musste der Feuerwehr-Nachwuchs seine Kenntnisse und vor allem die Teamfähigkeit unter Beweis stellen.

An diesem Abend folgten auch noch ein Verkehrsunfall und ein Container-Brand. Am nächsten Morgen ging es in aller Frühe weiter und zwar mit einem Brand in einer Gaststätte. Ausgerechnet die Herzogsgarage, das Vereinsdomizil des Feuerwehr-Fördervereins, war Schauplatz des Geschehens. Bürgermeister Reinhard Kupietz schaute sich auch dieses Mal das Ganze vor Ort an und war recht beeindruckt vom Können der jugendlichen „Berufsfeuerwehr“.

Für die gab es an diesem Tag noch allerhand zu tun. Ein Fahrradunfall, ein nicht genehmigtes Lagerfeuer mit einem sehr uneinsichtigen Grill-Fan und ein Wald- und Flächenbrand forderten vollen Einsatz. Erste Hilfe, das Meistern von Konfliktsituationen, das Einschätzen des Gefahrenpotenzials und natürlich die Entscheidung für die entsprechende Einsatzstrategie – all das musste rasch und in der richtigen Reihenfolge ablaufen. Selbstverständlich hatten die „Einsatzleiter“ auch nach jedem Einsatz einen Brandbericht beziehungsweise Hilfeleistungsbericht zu schreiben – ganz nach Vorschrift.

„Prüfung“ bestanden

„Es ist erstaunlich, mit welcher Ernsthaftigkeit die Jugend-Feuerwehrmitglieder bei der Sache waren. Natürlich wurden hier und da auch ein paar Schwächen sichtbar. Doch dadurch haben auch wir neue Ansätze für die Ausbildung gefunden. Diese Übung war eine hervorragende Ergänzung zur normalen Ausbildung der Jugendfeuerwehr“, stellte Rene Knieriem in seinem Abschlussbericht fest. Den Mädchen und Jungen hat dieser 24-Stunden-Dienst großen Spaß gemacht. Am liebsten würden sie so etwas öfter machen, wie sie unisono versicherten. Auch die Verpflegung klappte hervorragend – dank der umsichtigen Mithilfe von Karina Knieriem und Anette Linser.

Sofern Bürgermeister Reinhard Kupietz und Ortsbrandmeister Thomas Wolburg ihr o.k. geben, könnte dieser 24-Stunden-Dienst nächstes Jahr seine Fortsetzung finden. Dann sind schon wieder ein paar Neulinge aus der Bambini-Gruppe nachgerückt und der eine oder andere heute 16-Jährige ist möglicherweise schon in die Einsatzabteilung der Meininger Feuerwehr integriert. Karla Banz