Meiningen. Ein Privatgymnasium wird kommen. Früher oder später. Wenn nicht in Meiningen, dann in einem anderen Ort der Region. Jens Brügmann ist sich da ganz sicher.

Er ist Geschäftsführer der DOCEMUS Privatschulen gGmbH, die im Brandenburgischen mehrere Schulen betreibt. Und er ist Geschäftsführer von Brügmann Consulting – ein Büro, das Initiativen zur Gründung von Schulen in freier Trägerschaft berät. Im Auftrag der Stadt untersuchte er jetzt, ob in Meiningen ein Privatgymnasium aus der Taufe gehoben werden könnte.

„Hervorragend geeignet“

Die Machbarkeitsstudie kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: Die Chancen stehen sehr gut. „Meiningen ist sowohl von der Infrastruktur, den wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Rahmenbedingungen als auch von den verfügbaren Verkehrsbedingungen hervorragend geeignet.“ Die Untersuchung geht von 20 Schülern im ersten Jahr und 40 Schülern pro Jahrgang in den Folgejahren aus, aufgeteilt in zwei Klassen. Das monatliche Schulgeld bezifferte Brügmann auf etwa 150 Euro, was der Höhe des Kindergeldes entspricht.
Frühestens im Schuljahr 2010/2011 könnte ein Privatgymnasium in Meiningen in Betrieb gehen. Dafür müsste aber noch in diesem Jahr die Suche nach dem Schulträger beginnen, bis Januar 2009 das dafür in Frage kommende Gebäude ausgewählt und bis Juli beim Kultusministerium der Genehmigungsantrag eingereicht sein.

Jens Brügmann stellte am Montagabend den städtischen Hauptausschussmitgliedern die Studie vor. Die öffentliche Sitzung stieß auf breites Interesse. Kaum ein Platz im Ratssaal des Marstalls blieb frei. Wolfgang Diez, der Leiter des staatlichen Schulamtes, saß ebenfalls im Publikum, außerdem Olaf Petschauer, stellvertretender Direktor des hiesigen Henfling-Gymnasiums, der früher selbst Pläne für eine Privat-Penne schmiedete.

Brügmann-Consulting nahm drei leer stehende Meininger Gebäude unter die Lupe und überprüfte die Eignung als Schule: Volkshaus, Großes Palais und Struppsche Villa. Das Volkshaus eignet sich angesichts seiner Raumstrukturen nicht für diesen Zweck. Als „komfortabelste Lösung“ empfiehlt der Experte eine gemeinsame Nutzung von Großem Palais und gegenüberliegender Struppschen Villa. Im Palais fände die gesamte Sekundarstufe I Platz. Die gymnasiale Oberstufe und die Verwaltung könnten komplett in der Struppschen Villa auf der anderen Straßenseite untergebracht werden.

So schön das Konzept auch klingen mag: Es gibt längst andere Absichten mit dem Palais. Die Stadtwerke sind dabei, es zu einem Gesundheitszentrum auszubauen. Nachdem es einige Unsicherheiten gab, hat der aus Stadtratsmitgliedern bestehende Stadtwerke-Aufsichtsrat vor wenigen Monaten festgelegt, dieses Ziel weiter zu verfolgen und den Palais-Umbau zu beginnen. „Es gibt bereits Mietverträge“, so Bürgermeister Reinhard Kupietz.

Bliebe noch die Struppsche Villa. Das Gebäude, zu DDR-Zeiten als Kulturhaus genutzt, ist seit vielen Jahren verwaist. Es gehört einer Erbengemeinschaft, die bereits eine kostenlose Übereignung an die Stadt signalisierte. Nach Worten von Jens Brügmann würde sich das Haus auch allein zur Nutzung für ein Privatgymnasium eignen – allerdings wäre dann ein Ergänzungsbau für Naturwissenschaftskabinette und/oder der Ausbau des zweiten Obergeschosses nötig. (hi)

Mehr dazu im FW Meininger Tageblatt vom 24. September 2008