Meiningen Bus statt Zug: Corona-Krise bremst Lokführer aus

Ein Zug der Südthüringenbahn steht im Bahnhof von Ilmenau. Foto: Archiv/b-fritz.de

Die Süd-Thüringen-Bahn stellt zwei Monate lang teils von Zug auf Bus um. Lokführer-Azubis werden später als geplant fertig und fehlen vor Ort.

 
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Meiningen - Eigentlich hatte der Zugverkehr in Südthüringen schon längst wieder auf Normalfahrplan umgestellt sein sollen. Nun macht die Corona-Pandemie der Süd-Thüringen-Bahn (STB) und etlichen Fahrgästen doch noch mal das Leben schwer: Ab Sonntag stellt die STB zwei Monate lang teils von Zügen auf Busse um, vor allem morgens, abends und an Wochenenden. Betroffen sind die Strecken zwischen Meiningen, Grimmenthal und Eisfeld, Schmalkalden und Wernshausen sowie zwischen Eisenach und Bad Salzungen.

Dort wird umgestellt

Vom 31. August bis 1. November: Grimmenthal-Eisfeld

Mo-Fr: Abfahrten 8.41, 10.41, 18.41, 22.42 ab Grimmenthal als Bus.

Sa/So: Züge Eisenach-Neuhaus regulär; Züge Eisenach-Eisfeld enden in Grimmenthal, von dort Busse; Frühzug Meiningen-Eisfeld als Bus.

Eisfeld-Grimmenthal

Mo-Fr: Abfahrten 4.19, 8.31, 10.31 ab Eisfeld entfallen, es startet 28 min früher ein Bus bis Grimmenthal (beim Frühzug bis Meiningen).

Sa/So: Züge Neuhaus-Eisenach regulär, Züge Eisfeld-Eisenach starten erst in Grimmenthal, bis dort Bus.

Schmalkalden-Wernshausen

Mo-Fr: Die jeweils letzten Züge in beiden Richtungen fahren als Bus.

Eisenach-Bad Salzungen

Mo-Fr: Abf. Eisenach 6.34 als Bus.

Der Grund lässt aufhorchen: Es fehlt an Lokführern, weil die Ausbildung des Nachwuchses von der Corona-Pandemie ausgebremst worden ist. "Unsere diesjährige Lokführer-Klasse wird zwei Monate später als geplant fertig", sagte STB-Sprecherin Hella Tänzer am Donnerstag auf Nachfrage. Wegen der Corona-Auflagen habe der Ausbildungsplan nicht eingehalten werden können. Daher könnten die Berufsanfänger erst im November statt im September in die Dienstpläne integriert werden.

Die STB bildet ihre Triebfahrzeugführer, wie der Beruf offiziell heißt, selber aus. Der Nachwuchs durchläuft zehn Monate Theorie in der Unternehmenszentrale in Erfurt und zwei Monate Praxis am erst kürzlich modernisierten Südthüringer Betriebsstandort in Meiningen.

Der Arbeitsmarkt für Lokführer gilt als leer gefegt. Zahlreiche Bahnunternehmen haben Probleme, ihre Stellen zu besetzen. Trotz der relativ kurzen Ausbildung fehlt es auch an Nachwuchs. Lokführer kann bei der STB werden, wer mindestens 20 Jahre alt ist sowie Realschulabschluss und eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen kann. Nach STB-Angaben wird nach dem Lokführertarif der Gewerkschaft GdL bezahlt.

In Thüringen war der Anbieter Abellio immer wieder von Personalmangel betroffen. Auf der von ihm betriebenen Linie Eisenach-Erfurt- Halle gab es zuletzt immer wieder Zugausfälle und Ersatzverkehre. Für den Süden Thüringens ist diese Art Einschränkung eine Premiere.

Bis zuletzt habe man gehofft, die Lücken anderweitig schließen zu können, sagt STB-Sprecherin Tänzer und begründet damit die ungewöhnlich kurzfristige Ankündigung der Ersatzverkehre drei Tage vor dem Start. Neben der verspäteteten Nachwuchs-Ausbildung habe man auch mit Corona-bedingten Krankheits- und Quarantänefällen zu kämpfen.

Um möglichst wenige Fahrgäste zu treffen, habe man sich bei den Streichungen an Werktagen auf die weniger nachgefragten Zeiten im Früh- und Abendverkehr beschränkt. Samstags und Sonntags wird das Zugangebot auf der Werrabahn zwischen Meiningen und Eisfeld allerdings auf die Hälfte ausgedünnt. Die ersatzweise fahrenden Busse brauchen für die Strecken länger. er

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