Autorin Karlotta Ehrenberg hat ein Sozialdrama ohne erhobenen Zeigefinger geschrieben, das wohl deswegen besonders wirksam ist. Die Konflikte in der 4. Klasse der Wilhelm-Busch-Grundschule Ludwigshafen erscheinen manchmal wie ein Krieg Klein gegen Groß. „Monster“ und „Missgeburt“ ruft der Hausmeister (Georg Blumreiter) den Kindern hinterher. Die Kleinen wünschen ihm einen Strick um den Hals.
Doch auch Marlon sehnt sich nach Elternliebe und Anerkennung. „Mama, du wirst staunen, so hast du mich noch nie gesehen“, kündigt der Junge stolz für die Schulfeier an - die er nicht mehr erlebt. Auch ein verständnisvoller Sozialarbeiter und ein wütender Vater (Urs Jucker) haben eine andere Seite. Eingefangen wird dies in der stilsicher erzählten Folge von einer starken Kamera (Jürgen Carle).
„Die Besonderheit in diesem Fall ist eine, wenn man so will, erhöhte Dramatik, weil es sich bei dem Todesopfer um ein Kind handelt“, sagt Bitter. „Deshalb sind wir als Kommissarinnen besonders mitgenommen, stehen unter dem Druck, die Ermittlungen schnell zu konkreten Ergebnissen zu führen.“ Immer tiefer verstricken sich Kinder in diesem „Tatort“ in eine Spirale aus Ohnmacht und Erwartungen, aus der sie sich kaum mehr befreien können. „Es zerreißt einen“, sagt Marlons Mutter (Julischka Eichel) an einer Stelle und meint die Eltern. Der Satz gilt aber genauso für die Kinder. Vielleicht vor allem für sie.