Manfred Geyer zu Gast Fackelwanderung mit Sportgeschichte(n)

Die Fackelwanderungen, zu denen der Fremdenverkehrsverein Goldlauter-Heidersbach schon seit zehn Jahren immer im Februar einlädt, sind legendär und besonders zugleich. Die jüngste stand ganz im Zeichen des erfolgreichen Sportlers und Trainers Manfred Geyer.

 
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Bei den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck sorgte Manfred Geyer aus Goldlauter-Heidersbach für atemberaubende Momente, und zwar bei der Staffel über 4 x 7,5 Kilometer. In einem aussichtslos geglaubten Rennen um eine der begehrten Medaillen ging er nach Karl-Heinz Menz, Frank Ullrich und Manfred Beer als Schlussläufer auf die Strecke und machte das schier Unmögliche trotz 103 Sekunden Rückstand möglich. Zu viel für normale Verhältnisse, ist im DDR-Olympia-Buch nachzulesen, aus dem Martin Reinhardt vom Fremdenverkehrsverein Goldlauter-Heidersbach zur jüngsten Fackelwanderung zum Stopp am Sandwurf einige Passagen entnimmt. Vor weit mehr als 40 Teilnehmern lässt er das packende Geschehen von vor fast fünf Jahrzehnten Revue passieren.

Dass an ihm ein Sportkommentator verloren gegangen ist, wird deutlich, als er voller Leidenschaft Manfred Geyers erfolgreiche Taktik im Kampf um die Bronzemedaille beschreibt. Der Sportler Geyer geht 1976 auf volles Risiko, eine Dramatik, die Tourleiter Reinhardt 2023 wieder aufleben lassen kann, indem er die Stimme hebt und das Tempo seiner Worte scheinbar dem von Manfred Geyer im Rennen von damals anpasst. Das Schießen meistert Manfred Geyer fehlerfrei. Wie aus einem Schnellfeuergewehr soll er die fünf fünf Schüsse in nur 25 Sekunden abgegeben haben, um sich gleich darauf Claus Gehrke an die Fersen zu heften. Der Anstieg 500 Meter vor dem Ziel bringt die Entscheidung, den Manfred Geyer im Spurt nimmt, am Vormann vorbei zieht und damit der DDR-Mannschaft Bronze sichert.

Manfred Geyer erwartete die Fackelwanderer nun am Sandwurf. Auch 47 Jahre später ist sein Erfolg Grund genug, darauf anzustoßen. Dafür verteilte der Wanderleiter an die erwachsenen Teilnehmer Taschenrutscher. Für die jüngeren Wanderer hatte er am nächsten Ziel eine süße Belohnung parat. Und zwischendurch immer wieder Anekdoten über seinen besonderen Gast, den erfolgreichsten Sportler des Ortes, „in dem die Kinder mit Skiern an den Füßen geboren werden“, so heißt es. Der Spannung, die Wanderleiter Martin Reinhardt aufgebaut hat, begegnete Manfred Geyer gelassen. „Ja, das war mein größter Erfolg“, sagte er. „Wie ich dazu gekommen bin, das weiß ich bis heute nicht. Denn eigentlich war die Medaille schon weg. Läuferisch war ich gut in Form, also blieb nur alles oder nichts.“

Himmlische Bedingungen

Unter himmlischen Bedingungen machten sich die Teilnehmer ab Geiersberg 2 auf den Weg. Der Schnee knirschte unter den Füßen. Erhellt wurde er von den mehr als 40 Fackeln und den leuchtenden Sternen am Himmelszelt. Eine Szenerie, die die Teilnehmer genossen. Auch die Familien Oelze und Hasselberg aus Gardelegen in der Altmark. Sie reisten nach Thüringen, um sich Wettkämpfe in Oberhof zur Biathlon-WM live anzuschauen. Bei Freunden in Suhl-Mäbendorf kamen sie unter. Sie waren es auch, die den Gästen von der Fackelwanderung berichteten. „Deshalb sind wir extra zeitiger aufgebrochen und haben für den Start der Wanderung umdisponiert. Denn wann kann man bei uns schon einmal Schnee genießen?“, so die sportbegeisterten WM-Zuschauer.

Vorbei ging es nach dem Stopp am Sandwurf an der Skibaude, an den Einrichtungen des Ski- und Wandervereins Goldlauter-Heidersbach, der mit 300 Mitgliedern auch die WM tatkräftig unterstützt, weiter bis zum Köpfchen. Hier versprach Martin Reinhardt eine der schönsten Aussichten in Südthüringen. Möglich machte sie Orkan Kyrill, der 2007 mit verheerenden Folgen übers Land fegte und die hohen Bäume, die einst hier standen, wie Streichhölzer brechen ließ.

Spitzensportler und Trainer

Wieder zurück an der Skibaude, umwehte die Wanderer der Duft von Glühwein und Gegrilltem. Sie lauschten Manfred Geyers Erfahrungen als Spitzensportler und Trainer. Etwa wie er anfangs heimlich Kati Wilhelm trainierte, die vom Langlauf zum Biathlon wechselte. „Die richtige Entscheidung. Das Talent war sofort ersichtlich, als sie erstmals die Waffe in der Hand hielt“, so ihr Trainer, der sie zehn Jahre lang begleitete. Sehr zur Freude der jüngsten Teilnehmer der Fackelwanderung hatte Manfred Geyer eine Waffe mitgebracht. Ebenso seine Bronzemedaille, die von Hand zu Hand ging und an manch fremdem Hals fotografiert wurde. Den Inhalt seines Trainerkoffers, den er in verschiedenen Ländern nutzt, präsentierte er. Dass zwischen den Prämien der einstigen Erfolge und der heutigen Welten liegen, schilderte er. Ebenso interessierte, wie es heute um den sportlichen Nachwuchs bestellt sei. Weniger rosig, so die Antwort, die eine ehemalige Wegbegleiterin gab. Es sei auch eine Frage des Geldes, mit der Familien oft allein gelassen würden und die Kinder in weniger kostenintensivere Sportarten wechseln ließe.

„Außergewöhnlich“, so beschrieb Isolde Schumann aus Coburg die jüngste Fackelwanderung. „So etwas gibt es selten. Genau deshalb komme ich gern her. Meine erste erlebte ich 2022. Damals wurde am Sandwurf eine kleine Theater-Einlage geboten. Es ist wirklich immer besonders.“

Die nächste Fackelwanderung findet am 16. Februar, 18 Uhr, als Ferienerlebnis statt. Dabei geht es um das Rätsel des Silbernen Nagels in Oberhof. Sicher werden alle wieder gemeinsam gute Wünsche zu den Biathleten nach Oberhof senden. Zur Fackelwanderung mit Manfred Geyer klappte das wunderbar. Daraufhin holte Denise Herrmann-Wick am Folgetag Gold, lädt Martin Reinhardt ein.

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