Mahn-Briefe Abzocke: Die alte Inkasso-Masche zieht offenbar immer noch

Der Schreck ist erst einmal groß, wenn ein Mahnschreiben im Briefkasten steckt. Foto: dpa//Christin Klose

Eine Rechnung nicht bezahlt? In Südthüringen flatterten in den letzten Tagen einigen Leuten dubiose Mahnschreiben ins Haus. Alles nur Betrug.

 
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Suhl - Die Ganoven haben sich anscheinend Mühe gegeben – auf dem zweiseitigen Brief prangt sogar ein angebliches TÜV-Siegel, das genau so eine Fälschung ist wie das ganze restliche Schreiben: Eine außergerichtliche Mahnung. Der Empfänger hat angeblich seinen Vertrag mit einem Lottounternehmen und dem Eurojackpot nicht bezahlt. Deshalb seien inklusive der Mahnkosten 268,46 Euro zu bezahlen. Das jedoch sollte man auf gar keinen Fall tun.

Solche Briefe der „Franz HS Forderungs AG“ sind in den letzten Tagen einigen Menschen in Südthüringen mit der Post ins Haus geflattert. Einige scheinen den Betrug sofort gewittert zu haben – denn seit dem 16. August verzeichnet die Polizei in der Region mehrere Anzeigen zu den Briefen, so etwa aus Steinbach-Hallenberg, Walldorf und Römhild.

Die Abzock-Masche mit solchen Inkassoschreiben ist keinesfalls neu, mit gewissen Abständen registriert man immer wieder Wellen, die übers Land gehen. Im aktuellen Fall scheint zuvor schon Unterfranken an der Reihe gewesen zu sein. „Unsere Kollegen in Bayern haben schon vor der neuen Masche gewarnt“, sagte ein Sprecher der Thüringer Polizei am Dienstag auf Anfrage.

Die neue Welle trifft auch die echten Inkasso-Unternehmen in Deutschland. Ihr Bundesverband BDIU warnte am selben Tag vor den Fake-Briefen der Firmen Ozcan MA Forderungs AG, Franz HS Forderungs AG, Rigo Forderungs AG, Rigova Forderungs AG und Fordinal Forderungs AG. Bei dem Verband habe man zudem einen tagesaktuellen „Störungsmelder“ eingerichtet, der den Verbrauchern helfen soll, die Fälschungen zu entlarven. Und auch der Verband bittet Betroffene, solche Vorgänge bei der Polizei zu melden, damit die Behörden die Täter ermitteln können.

Hilfe gibt es darüber hinaus vielfach auch bei den Verbraucherzentralen – aber schon eine einfache Google-Suche nach dem Namen der falschen Inkasso-Firmen führt sofort zu Hinweisen, dass es sich um Fälschungen handelt. Die Experten raten zudem dringend davon ab, auf eigene Faust etwas unternehmen zu wollen. Wütende Briefe, Mails oder auch Anrufe bei solchen Firmen sind im besten Fall vergebliche Liebesmüh – doch meist machen sie die Sache nur noch schlimmer. Denn sie können den Tätern leider auch weitere Ansatzpunkte für ihren Psychoterror liefern. Eine Bestätigung, dass die von ihnen genutzte Adresse richtig ist, ist das auf jeden Fall.

Auf den Briefen der Franz HS Forderungs AG ist als Absender-Adresse der Theodor-Heuss-Ring 23 in Köln angegeben – mal keine Phantasie-Anschrift. Dort findet sich vielmehr ein Business-Center, eine Firma, die Büroadressen vermietet. Das Einstiegsangebot mit einem Post-Service, einem Firmenschriftzug im Eingangsbereich des Bürohauses inclusive zwei Stunden Büro-Nutzung im Monat gibt es hier schon für 105 Euro. Und das scheinen die Betreiber der Abzock-Masche auch noch besonders effektiv genutzt zu haben, denn mit identischer Adresse, Telefonnummer und Mailadresse gibt es mindestens acht weitere solcher „Firmen“, vor denen im Internet gewarnt wird.

Um es ihren Opfern besonders leicht zu machen, haben die Täter sogar schon einen Überweisungsbeleg beigefügt – darauf eingetragen als Empfänger ist eine slowakische Kontonummer, erkennbar am „SK“ zu Beginn der IBAN. Gern werden auch griechische Konten („GR“) genommen. Geht das Geld ins Ausland, ist es auf jeden Fall weg. Deshalb lässt sich nur immer wieder betonen: Auf gar keinen Fall sollten solche Fake-Schreiben bezahlt werden.

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