Lokalsport Ilm-Kreis XCO-Rennwochenende lockt Starter aus ganz Deutschland in den Ilm-Kreis

Mächtig Dampf dahinter: Beim Start zum Rennen der U 11 zeigt sich einmal mehr die Begeisterung, mit der die Kids bei diesem Sport zugange sind. Foto:  

Mit gleich zwei MTB-Rennen im XCO-Bikecup, ausgetragen in Espenfeld und am Ilmenauer Eichicht, sorgten der RSV Adler Arnstadt und der Ilmenauer Radsport-Club für ein gelungenes Event im Sportkalender des Ilm-Kreises.

 
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Ilmenau - Ja, wenn man diese Rennstrecken im Wald, der an das Integrative Kinderzentrum Ilmenau der Lebenshilfe angrenzt, am Sonntag als Sonntagsspaziergänger abgelaufen wäre, dann hätte man schon auch gemerkt, dass da alles voller Heidelbeeren hängt – was im Schwarze-Beer’-verrückten Südthüringen ja auch eine Top-Info ist. Aber die MTB-Crosser (oder moderner gesagt: XCO-Fahrer), die da auf ihren Spezialrädern durch den Wald am Eichicht jagten, die hatten ihre Blicke eher auf Kurven, Wurzeln und Bodenwellen statt auf Beeren gerichtet.

Und vorher, da hatten sie ihren Blick in Karte und Navi auf den Namen „Ilmenau“ gerichtet: Denn XCO-Rennen gibt es so zahlreich keineswegs, und wenn dann zwei Vereine, der RSV Adler Arnstadt und der Ilmenauer Radsport-Club (ILRC), den geilen Einfall haben, zwei solche benachbarte Rennen an einem Wochenende anzubieten, dann reist man auch schon mal bis aus Hannover, Dessau, Freising bei München oder auch Berlin bis in den Ilm-Kreis.

„Bei uns gibt es solche Rennen nicht, und jetzt hier gleich zwei davon, und wir waren auch noch nie in Thüringen – da haben wir eben diese Gelegenheit dazu genutzt. Das hat alles gepasst“, so die Familie Glaser aus Berlin, deren Sohn Joris, eigentlich Straßen- und Bahnrennfahrer, die Rennen in Espenfeld am Samstag sowie in Ilmenau am Sonntag als Training „mitnahm“ und am Eichicht Zweiter der U 15 wurde.

Mit Gregor Wiegleb aus Uthleben bei Nordhausen war sogar ein deutscher NK 1-Kaderfahrer der U 19-Altersklasse in Ilmenau erschienen, der dort natürlich auch am Nachmittag das Stundenrennen der Erwachsenen gegen rund 20 Konkurrenten gewann. Vater Lars kommentierte derweil: „Thüringen könnte noch viel mehr Rennen wie dieses haben, die Voraussetzungen dafür sind ja da! Deshalb sind wir auch hierher gekommen und sind nicht zu auswärtigen Rennen gefahren.“

Das alles zeigt: Karsten Neumann, MTB-Koordinator im Thüringer Radsport-Verband, und seine ILRC-Mitstreiter sind mit diesem Rennen durchaus in eine sportliche Marktlücke gestoßen. XCO ist aktuell durchaus ein (gelände-)gängiger Sport, und es war sicher auch kein Zufall, dass bei knapp 50 gestarteten Nachwuchsfahrern die jüngste Klasse, die U 9, am stärksten besetzt war.

„Wir wollten in unserem Verein generell auch etwas für den Nachwuchsbereich anbieten“, berichtete Karsten Neumann. „Und der Plan, hier mal ein Rennen zu fahren, besteht eigentlich schon länger. Das Gebiet liegt nahe der Stadt und ist ideal für Einsteiger. Man kann viele Wege und natürliche Hindernisse verschiedenster Schwierigkeitsgrade kombinieren. Wir fahren hier auch oft im Training mit den Kleinsten. Auch die Infrastruktur für so einen Renn-Tag stimmt, wobei wir uns besonders beim Integrativen Kinderzentrum der Lebenshilfe bedanken, in dem uns die wichtigen Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt wurden.“

Dass es im gleichen Gebiet auch wilde MTB-Strecken mit riskanten und verbotenerweise errichteten Hindernissen gibt wurde schon öffentlich diskutiert, auch in dieser Zeitung. „Unser Angebot, die Trails hier als Verein zu übernehmen und danach legal zu betreiben, gilt immer noch“, unterstrich Karsten Neumann. „Nicht zuletzt weil ich auch dieses Rennen hier schon gern für die Zukunft etablieren möchte.“ Vorerst jedoch gilt: „In einigen Wochen wird man hier nichts mehr von einem XCO-Rennen sehen.“ Außer einigen verlegten Paletten zur Stabilisierung problematischer Streckenabschnitte war nicht ins natürliche Gelände eingegriffen worden.

Obwohl der Fokus auf den vier Nachwuchsrennen des späten Vormittags lag – von der Altersklasse U 9 bis zur U 15 – ging es auch hier mitunter bereits recht professionell zu: Da fahren sich die Kids beispielsweise wie die echten Rennfahrer „auf der Rolle“ warm, damit „sie bereits im Pulsbereich sind, der dann im Rennen von ihnen verlangt wird“, wie ihr Trainer erläutert. Oder es wird auf der Strecke mit Trinkflaschen versorgt wie bei der Tour de France – nur dass die Helfer halt nicht am Mont Ventoux stehen, sondern auf dem Basketballplatz der Kindereinrichtung ... Und der erst siebenjährige Sieger des U 9-Rennens, Moritz Möller vom RSV Erzgebirge in Zwönitz, fährt sogar schon internationale Rennen, konkret in Tschechien, und reist mit Verein und Eltern dafür sogar bis ins Umland von Prag.

Die Erzgebirgler und auch die „White Rock“-Fahrer aus Sachsen Anhalt (auf gut deutsch: Weißenfels ...) dominierten die Nachwuchs-Rennen denn auch zumeist. Da war es aus Thüringer Sicht dann schon bemerkenswert, wenn sich in der U 9 mit Lars Enders ein Fahrer vom SWV Goldlauter/Heidersbach (bei Suhl) auf den Bronzeplatz schob oder in der U 13 m mit Pepe Weise ein Vertreter des RSC Waltershausen-Gotha. Der Saalfelder Dennis Willing wurde Dritter im Stundenrennen der Erwachsenen. Und natürlich muss man auf Adele Kerst vom RSV Adler Arnstadt verweisen, die sowohl am Samstag in Espenfeld als auch am Sonntag in Ilmenau die U 11 w gewann.

Die Sieger von Ilmenau, U 9 m: Moritz Möller; U 9 w: Leni Schiwek; U 11 m: Mark Hohenhausen (alle RSV Erzgebirge); U 11 w: Adele Kerst (Adler Arnstadt); U 13 m: Kevin Poser (RSV Erzgebirge); U 13 w: Luise Eckoldt (Adler Arnstadt); U 15 m: Tobias Schreiber (Dessau); U 17 m: Frieder Kreis; U 17 w: Celina Polz ; Erwachsene: Gregor Wiegleb (alle Club White Rock/Weißenfels)

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