Yogeshwar hat seine journalistische Karriere Anfang der 80er Jahre begonnen, in der Zeit des Nato-Doppelbeschlusses und der Bonner Hofgarten-Demo. Es war die große Zeit der deutschen Friedensbewegung, und er war Teil davon. Sein erstes Buch hieß "Verantwortung für den Frieden". Viele, die damals auch demonstrierten, unterstützen jetzt die Militär- und Finanzhilfen für die Ukraine und verstehen dies gerade auch als Dienst am Frieden, weil sie sagen, dass Russlands Präsident Wladimir Putin im Falle eines Sieges über die Ukraine immer weitermachen werde. Yogeshwar sieht das anders.
Appell für eine andere Konflikt-Grammatik
"Ich bin definitiv kein Putin-Versteher", versichert er. "Ich weiß nicht, was er denkt. Aber ich weiß etwas anderes: In der Welt von morgen werden wir uns auf Dauer mit sehr viel größeren Ländern wie etwa China arrangieren müssen, die eben keine Demokratien westlichen Zuschnitts sind. In dieser multipolaren Welt werden wir Probleme nicht lösen, indem wir voll auf Konflikt gehen. Was dabei herauskommt, haben wir in Vietnam gesehen, in Afghanistan, im Irak. Ich bin davon überzeugt, es ist an der Zeit, eine andere Konflikt-Grammatik zu entwickeln. Wir sehen doch jetzt, dass keine der beiden Seiten - weder Russland noch die Ukraine mit westlicher Unterstützung - den Krieg gewinnen kann. Es geht einfach immer weiter, wie damals im Ersten Weltkrieg. Und das ist absurd, das ist schrecklich."
Das Thema, das Yogeshwar am meisten beschäftigt, ist der Klimawandel. Er selbst ist acht Monate im Jahr autark, was Mobilität, Heizung und Strom betrifft. "Das ist für mich auch ein Experiment: Was ist machbar, was ist möglich? Die Idee dahinter ist, es immer weiter voranzutreiben. Ich will aber niemandem mit erhobenem Zeigefinger kommen. Jeder muss selbst entscheiden, was möglich ist."
Yogeshwar und seine Frau haben vier Kinder und vier Enkel. Einer seiner Vorträge trägt den Titel "Emils Welt", so benannt nach seinem ältesten Enkelsohn. "Die Perspektive dahinter ist - erstens: Diese Generation wird das nächste Jahrhundert erleben. Und zweitens: Wir reden gern von der Zukunft - 'im Jahr Soundso sind wir CO₂-frei' - für diese Generation wird das die Gegenwart sein. Es ist das eine, als intellektuelles Spiel über die Zukunft nachzudenken, und etwas anderes, über Kinder und Enkelkinder emotional involviert zu sein. Das bringt eine besondere Wahrhaftigkeit und Dringlichkeit mit sich."