Leser-Aktion Schreiben Sie uns eine Postkarte

Schmalkalden alt in schwarz-weiß, Schmalkalden neu ganz bunt: Bei Eckhard Liebaugm in Schmalkalden kaufen vor allem Touristen Postkarten. Foto: /Foto: Michael Bauroth

Endlich mal wieder Urlaubspost im Briefkasten haben, dass wünscht sich die Lokalredaktion und startet in diesem Jahr eine ganz besondere Sommeraktion.

 
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Hand aufs Herz: Wann haben Sie zuletzt eine Ansichtskarte aus dem Urlaub verschickt oder eine erhalten?! War es kürzlich, aus den letzten Ferien? Oder ist es schon ein paar Jährchen (Jahrzehnte) her und die handgeschriebene Karte stammt von einem sehr sehr fernen Ferienlager, wo sie auf Anweisung des Gruppenleiters an einem Kiosk gekauft und anschließend an die wartenden Eltern versandt worden ist. „Wir sind gut angekommen. Das Wetter ist gut, das Essen schmeckt. Könnt ihr mir noch fünf Mark schicken?“

Ach ja, die gute alte Postkarte. Ich besitze noch einige, von meinen zwei Jungs an uns adressierten Feriengrüße. Das war vor über 18 Jahren, als sie das ersten Mal ins Jugendcamp an die Ostsee gefahren waren.

Einen ähnlichen Wortlaut hatten auch die bedruckten Postkarten, die ich seinerzeit aus Ferien- oder Pionierlagern nach Hause geschickt hatte. Eine Zeit lang habe ich Karten auch gesammelt, vor allem die aus dem Westen. Meine gleichaltrige Cousine nahm mich – bildlich – auf ihre viele Fernreisen mit. In einer kleinen Kiste, versteckt unter meinem Bett, bewahrte ich meine Reiseträume auf: Ägypten, Spanien, Griechenland, Japan, die Karibik. Ich schickte ihr Karten von der Ostsee, aus Prag, Budapest oder Sofia. Auch schön.

Heutzutage bekommt meine Cousine nur noch an Weihnachten eine Karte von mir. Wo ich mich im Sommer aufhalte und was es da so alles zu entdecken gibt, erfährt sie, wie alle anderen Verwandte und Freunde, über ein hübsches Urlaubsbild in der Instagram-oder WhatsApp-Story. Das höchste der Gefühle ist eine persönliche Nachricht inklusive Fotos und Video via WhatsApp, um die schönste Zeit des Jahres etwas konkreter mit den Liebsten zu teilen.

Eigentlich schade, dass heute kaum noch Postkarten verschickt werden. Dabei freut man sich doch, eine schöne, persönlich Botschaft aus dem Briefkasten holen zu können. Denn der Schreiber hat sich extra Zeit genommen, eine passende Karte auszusuchen, ein paar liebe Worte zu verfassen und die Karte dann in den Briefkasten zu werfen. Schon allein den zu finden, ist an manchen Urlaubsorten sehr problematisch. So kommt es hin und wieder vor, dass die Grüße Wochen oder Monate später beim Adressanten ankommen, manche nie.

Sommer-Leser-Aktion 2023

Wir in der Redaktion freuen uns immer, wenn die Kollegin – sehr selten der Kollege – in ihrem wohlverdiente Urlaub an die Daheimgebliebenen denkt. An der Wand hängen viele Karten, abgestempelt in der ganzen Welt. Und so kamen wir auf die Idee, unsere diesjährige Sommeraktion der Postkarte zu widmen. In den vergangenen Jahren hatten wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, aufgefordert, ganz besondere Urlaubserinnerungen fotografisch festzuhalten. Leckeres Essen, ausgefallene Verkehrsschilder, Sehenswürdigkeiten, tierische Erlebnisse. Diesmal wünschen wir uns unter dem Motto: „Herzliche Urlaubsgrüße aus...“, dass Sie uns eine Ansichtskarte schreiben. Egal, wo Sie gerade sind und was Sie machen. Ob Sie von zu Hause aus die Heimat erkunden, in Österreich wandern oder das Meer genießen. Wir freuen uns über jeden einzelnen Gruß. Auf jeden Fall werden die Karten einen Platz an unserer Redaktionswand erhalten. Unsere Adresse lautet: Lokalredaktion Freies Wort/Südthüringer Zeitung, 98574 Schmalkalden, Hoffnung 26. Wir freuen uns und sind schon sehr gespannt.

Wussten Sie schon...?

Der erste Verkaufstag der Postkarte in Deutschland (damals Deutscher Bund) war am 25. Juni 1870. Die mit kurzen Mitteilungen beschriebenen Karten gibt demnach länger als 150 Jahre. Vor allem während des Deutsch-Französischen Krieges 1870 bis 1871 kam es zu einer massenhaften Verbreitung der Postkarten durch die deutschen Soldaten, die sie beschrifteten und in ihre Heimat schickten.

Früher musste man seine Kurznachricht sogar auf die bedruckte Vorderseite der Karte schreiben, da nur die Adresse auf die freie Rückseite durfte. Zwischen 1885 und 1918 war der Postkartenverkehr dann eindeutig auf seinem Höhepunkt. In den Städten gab es zu diesem Zeitpunkt drei bis elf Zustellungen am Tag, sodass man sich am Vormittag via Postkarte zum Nachmittagskaffee verabreden konnte.

Nach dem Ersten Weltkrieg nahm dann allerdings auch die Zahl der Telefonanschlüsse zu, sodass auf anderem Wege deutlich schneller und ausführlicher kommuniziert werden konnte. Für einige diente die Postkarte nie als Kommunikationsmedium, sondern lediglich als Sammelobjekt. Denn während der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert gingen ganze 20 Prozent der hergestellten Postkarten direkt an Sammelnde, die Hälfte von ihnen Frauen. Vor allem während des Ersten und Zweiten Weltkriegs wurden massenhaft Postkarten versandt. Ab den 1950er Jahren wurden die Postkarten primär aus dem Urlaub verschickt. Die Produktion und das Verschicken von Post- und Ansichtskarten nahm jedoch zu Beginn der 1990er Jahre kontinuierlich ab. Während 1998 noch 400 Millionen Karten verschickt wurden, hat sich das Aufkommen im Jahr 2019 mehr als halbiert.

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