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Wussten Sie, dass sich Fotoalben im 19. Jahrhundert, vor allem in der privaten bürgerlichen Welt verbreiteten? Vor allem Frauen gehobener Stände sammelten Fotografien. Wie Elisabeth von Österreich-Ungarn, genannt Sissi, die in den 1860er-Jahren zahlreiche Alben mit Porträtfotografien anlegte. 18 Alben mit zirka 2000 Fotografien verwaltet das Museum Ludwig in Berlin.
Neben privaten Alben gab es auch offizielle Produkt- und Prachtalben für die Firmendarstellung. Bei den aufwändigen und repräsentativ gestalteten Fotoalben der Industriellenfamilie Krupp etwa zeigt sich eine öffentlich-private Mischfunktion. Solche Alben waren Vorzeigestücke, die zur Präsentation für Besucher auf dem Salontisch bereitlagen.
Im 20. Jahrhundert erlebte das Fotoalbum einen Funktionswandel. Das einst der familiären oder ständischen Repräsentation dienende Medium wurde zum individuell-biografischen „Dokument des eigenen Werdegangs“, das zunehmend private Schnappschüsse enthielt und daher eher in Schubladen als auf dem Wohnzimmertisch aufbewahrt wurde. Beibehalten wurden jedoch die mit Prägemustern versehenen Zwischenblätter, die vordergründig vor Staub schützten, symbolisch aber als zusätzlicher Schleier vor dem Privatleben fungieren konnten.
Die oft erzwungenen Reisen des Zweiten Weltkriegs gaben vielen Menschen in Europa Anlass zum Fotografieren; deutsche Soldaten, Firmenvertreter oder KZ-Kommandanten legten ebenso Alben an wie holländische oder tschechische Zwangsarbeiter. Die Sammlung Starl im Münchener Fotomuseum enthält zahllose Fotoalben deutscher Soldaten. Führende Mitarbeiter von Reemtsma dokumentierten ihre Dienstreisen zu neuen Produktionsstätten in der besetzten Sowjetunion in einem „Krim-Album“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden die Fotoalben noch größere Verbreitung; durch die Reisewelle des „Wirtschaftswunders“ entstanden in vielen Familien jedes Jahr mehrere neue Alben, die nun immer einfallsreicher gestaltet wurden. Collagen, Zeichnungen und launige Kommentare ergänzten die billig und farbig gewordenen Fotografien.
Seit den 1970er- und 1980er-Jahren ist ein Niedergang des Fotoalbums festzustellen: Private Fotos wurden immer häufiger ungeordnet in Schuhkartons, Zigarrenschachteln oder den Papiertüten der Fotogeschäfte aufgehoben. Je mehr fotografiert wurde, desto weniger Zeit nahm man sich zum Sortieren, Einkleben und Beschriften. Die seit den 1960er-Jahren aufgekommenen Dias waren preiswert und entsprachen den am neuen Massenmedium Fernsehen orientierten Sehgewohnheiten.
Nach den nur vorübergehend modernen Urlaubsvideos entstehen heute in immer größerer Zahl digitale Privatfotos. Weit verbreitet ist inzwischen ihre Präsentation in Fotobüchern oder auf Internet-Plattformen wie Flickr oder Facebook.
Quelle: Zeithistorische Forschungen