Leser-Aktion Öffnen Sie Ihr privates Fotoalbum

Stumpfelsgasse 1975. Foto: FW/Jürgen Klaedtke

Die Schmalkalder haben großes Interesse an alten Bildern ihrer Stadt. Viele Aufnahmen schlummern in privaten Fotoalben. Wir wollen Sie, liebe Leserinnen und Leser ermuntern, mit uns diese Erinnerungen zu teilen.

 
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Schmalkalden - Dass die Schmalkalder durchaus geschichtsbewusst und interessiert an alten Aufnahmen ihrer Stadt sind, ist bekannt. Schätze schlummern nicht nur im Stadt- und Kreisarchiv oder im Museum Schloss Wilhelmsburg, sondern auch in privaten Fotosammlungen und Familienalben. Das war auch JürgenKlaedtke bewusst, als er vor einigen Jahren die Facebook-Gruppe „Schmalkalder un de Pfloasterschisser“ ins Leben rief.

Längst ist unter den mehr als 1000 Mitgliedern ein reger Austausch von Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend, an ihre Heimat und damalige Bewohner in Gang gekommen.

Fast täglich überraschen Mitglieder wie Werner Neumann, Olaf Müller, Hartmut Kirchner, Heiko Bayer, Peter Werner, Martina Freitag oder der Administrator selbst mit alten Aufnahmen, die das eine oder andere Rätsel aufgeben.

Aktuell werden die Namen von „Schmalkalder Originalen“ zusammengetragen, um diese, auf ihre Art und Weise ganz besonderen Menschen nicht zu vergessen. Wie das Oskarle, den Berthold, Paganini oder Putz.

Private Fotoalben sind ein umfangreicher Quellenfundus. In ihnen schlummert ein großer Schatz. Den wir, gemeinsam mit der Facebook-Gruppe und unserer Leserschaft, heben wollen. Nicht alle Schmalkalder sind aktiv im Netz unterwegs oder lesen Zeitung. An unserer Serie sollen alle partizipieren. Deshalb: Öffnen Sie Ihr Fotoalbum. Schicken Sie uns Bilder, die Schmalkalden im Wandel der Zeit darstellen. Lassen Sie uns teilhaben an ganz besonderen bildlichen Erinnerungen. Und an den Geschichten, die dahinterstecken. Wir können auch gern ins Gespräch über ihre Kostbarkeiten kommen.

Hier der Kontakt: Lokalredaktion, 98574 Schmalkalden, Hoffnung 26, E-Mail: lokal.schmalkalden@stz-online.de oder lokal.schmalkalden@freies-wort.de, Tel. (03683) 6976-13.

Wussten Sie, dass sich Fotoalben im 19. Jahrhundert, vor allem in der privaten bürgerlichen Welt verbreiteten? Vor allem Frauen gehobener Stände sammelten Fotografien. Wie Elisabeth von Österreich-Ungarn, genannt Sissi, die in den 1860er-Jahren zahlreiche Alben mit Porträtfotografien anlegte. 18 Alben mit zirka 2000 Fotografien verwaltet das Museum Ludwig in Berlin.

Neben privaten Alben gab es auch offizielle Produkt- und Prachtalben für die Firmendarstellung. Bei den aufwändigen und repräsentativ gestalteten Fotoalben der Industriellenfamilie Krupp etwa zeigt sich eine öffentlich-private Mischfunktion. Solche Alben waren Vorzeigestücke, die zur Präsentation für Besucher auf dem Salontisch bereitlagen.

Im 20. Jahrhundert erlebte das Fotoalbum einen Funktionswandel. Das einst der familiären oder ständischen Repräsentation dienende Medium wurde zum individuell-biografischen „Dokument des eigenen Werdegangs“, das zunehmend private Schnappschüsse enthielt und daher eher in Schubladen als auf dem Wohnzimmertisch aufbewahrt wurde. Beibehalten wurden jedoch die mit Prägemustern versehenen Zwischenblätter, die vordergründig vor Staub schützten, symbolisch aber als zusätzlicher Schleier vor dem Privatleben fungieren konnten.

Die oft erzwungenen Reisen des Zweiten Weltkriegs gaben vielen Menschen in Europa Anlass zum Fotografieren; deutsche Soldaten, Firmenvertreter oder KZ-Kommandanten legten ebenso Alben an wie holländische oder tschechische Zwangsarbeiter. Die Sammlung Starl im Münchener Fotomuseum enthält zahllose Fotoalben deutscher Soldaten. Führende Mitarbeiter von Reemtsma dokumentierten ihre Dienstreisen zu neuen Produktionsstätten in der besetzten Sowjetunion in einem „Krim-Album“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden die Fotoalben noch größere Verbreitung; durch die Reisewelle des „Wirtschaftswunders“ entstanden in vielen Familien jedes Jahr mehrere neue Alben, die nun immer einfallsreicher gestaltet wurden. Collagen, Zeichnungen und launige Kommentare ergänzten die billig und farbig gewordenen Fotografien.

Seit den 1970er- und 1980er-Jahren ist ein Niedergang des Fotoalbums festzustellen: Private Fotos wurden immer häufiger ungeordnet in Schuhkartons, Zigarrenschachteln oder den Papiertüten der Fotogeschäfte aufgehoben. Je mehr fotografiert wurde, desto weniger Zeit nahm man sich zum Sortieren, Einkleben und Beschriften. Die seit den 1960er-Jahren aufgekommenen Dias waren preiswert und entsprachen den am neuen Massenmedium Fernsehen orientierten Sehgewohnheiten.

Nach den nur vorübergehend modernen Urlaubsvideos entstehen heute in immer größerer Zahl digitale Privatfotos. Weit verbreitet ist inzwischen ihre Präsentation in Fotobüchern oder auf Internet-Plattformen wie Flickr oder Facebook.

 Quelle: Zeithistorische Forschungen

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