„Die betroffene Fläche summiert sich auf 674 Hektar“, berichtet die Inselverwaltung am Donnerstagabend. 34 Hektar mehr als am Vortag. Knapp ein Prozent der Inselfläche hat die Lava in den vergangenen vier Wochen unter sich begraben. Und der Vulkan hört nicht auf zu sprudeln. „Wir hatten einen etwas bescheideneren Lavaausstoß und eine kürzere Dauer erwartet“, sagt die spanische Chefgeologin Juana Vegas in einem Radiointerview am Freitagmorgen. Was sie aber am meisten umtreibt, ist, dass die Lava mitten in bewohntes und landwirtschaftlich genutztes Gebiet hineinströmt. „Das unterscheidet diesen Ausbruch von anderen in der Vergangenheit“ – jedenfalls auf La Palma.
Die Lava sprudelt so heißflüssig wie noch nie
Auch nach knapp vier Wochen hält der Vulkan noch Überraschungen bereit. Am Donnerstagabend sprudelt er so heißflüssig wie noch nie. Das Vulkanologische Institut der Kanaren stellt Bilder davon ins Netz und spricht von einem Lava-„Tsunami“ von „beeindruckender Geschwindigkeit“. Zugleich bebt die Erde weiter. Erst am Donnerstag-, dann am Freitagmorgen, jeweils mit Stärke 4,5, so heftig wie nie in den vergangenen Wochen, und heftig genug, dass nicht nur die Seismografen die Erdstöße spüren, sondern auch die Menschen.
Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez hat die Insel in diesen vier Wochen schon viermal besucht. Am Donnerstagabend sagt er in einem Fernsehinterview: „Wir werden so lange dort sein, bis wir 100 Prozent dessen wieder aufgebaut haben, was der Vulkan zerstört hat.“ Er ist nicht der Einzige, der Zukunftspläne macht. Während die einen, wie Senaida, jedem Tag „beklommen und voller Angst“ entgegenblicken, wollen sich andere lieber heute als morgen an den Wiederaufbau machen. Einer von ihnen, der Architekt José Henry aus dem von der Lava verschlungenen Dorf Todoque, macht seinen alten Nachbarn mit dieser Botschaft Mut: Alles soll wiedererstehen, Haus für Haus, keines mehr, keines weniger, „mit der Kirche, der Apotheke, dem kleinen Laden, dem Platz“. Den Leuten tut es gut, so etwas zu hören.
Dieses Land wird in einigen Jahren sehr fruchtbar sein
Auch die Bananenbauern lassen sich nicht unterkriegen. Rund 60 Hektar ihrer Plantagen hat sich der Vulkan bisher genommen. Den 52-jährigen Valentín Gonzalo schreckt das nicht. „Das hacken wir wieder auf“, sagt er einem Reporter von „El Mundo“. „Oder wir sprengen es. Und dann wird wieder angepflanzt, und ob! Du wirst schon sehen, wie hier wieder angepflanzt wird!“ Die einzige Sorge der Bauern ist, dass jemand auf die Idee kommen könnte, das Lavagebiet zum Naturpark zu erklären. „Sie können uns unser Land nicht wegnehmen“, sagt Antonio Pages, ein anderer Bananenbauer. „Der Vulkan zerstört, das ist wahr, aber er gibt uns auch eine Chance. Dieses Land wird in einigen Jahren sehr fruchtbar sein.“ Wenn man die Bauern nur machen lässt.