Der Juni war der weltweit wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen 1979
Erst am Donnerstag hatte der EU-Klimawandeldienst Copernicus gemeldet, dass der Juni der weltweit wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen 1979 war. Im tropischen Pazifik herrschen zudem erstmals seit mehreren Jahren wieder El-Niño-Bedingungen, wie die Weltwetterorganisation (WMO) kürzlich mitgeteilt hatte. Das natürliche Wetterphänomen kann die im Zuge der Klimakrise ohnehin stetig steigenden Temperaturen zusätzlich in die Höhe treiben - das Rekordjahr 2016 zum Beispiel war ein El-Niño-Jahr.
„El Niño dürfte bereits jetzt einen deutlichen Anteil an den global gemittelten Temperaturrekorden haben“, erklärte Gößling. „Da die Wärme des Ozeans ein längeres Gedächtnis hat und sich El Niño wahrscheinlich weiter ausbilden wird, können wir davon ausgehen, dass die zweite Jahreshälfte global gesehen warm bleibt.“
Typischerweise würden neue globale Wärmerekorde der jährlichen Oberflächentemperatur erst im zweiten Jahr eines El-Niño-Ereignisses erreicht. „Angesichts der aktuellen Entwicklungen wird es jedoch immer wahrscheinlichlicher, dass der letzte Rekord von 2016 bereits 2023 eingestellt werden könnte - trotz der moderaten Bedingungen am Ende einer längeren La-Niña-Phase zu Beginn des Jahres.“
Bei den Auswertungen von „Climate Reanalyzer“ handelt es sich um sogenannte Reanalysen. „Reanalysen sind eine Kombination aus Beobachtungsdaten - Satellitendaten, Wetterballons, Wetterstationen und eine Reihe weiterer Messungen - und Wettermodellen“, erklärte AWI-Forscher Helge Gößling.
Der „Climate Reanalyzer“ sei eine von mehreren Reanalyse nutzenden Plattformen wie etwa „ERA5“ des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersage (EZMW). Aufgrund von Unterschieden bei der Dateneinspeisung und der verwendeten Modelle könnten die Datensätze lokal und kurzfristig spürbar voneinander abweichen - je größer die betrachteten Gebiete seien, desto kleiner würden die Unterschiede aber typischerweise. „Bei der global gemittelten Temperatur-Anomalie sind Unterschiede meist sehr klein.“