Laudenbach Neue Ideen für alte Hütte

Anmarsch zur Hütte – mit dabei sind auch zwei Ziegen. Foto: Leader

In eine Hütte am Waldrand unweit des Rennsteiges bei Brotterode ist wieder junges Leben eingezogen. Das Haus aus dem Jahre 1938 wurde zum „Grünen Klassenzimmer Laudenbach“ hergerichtet.

 
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Künftig will das „Grüne Klassenzimmer“ mitten im Wald vielen Schülergruppen Gastgeber sein, die hier nicht nur Unterrichtsstoff auf ganz andere Weise erlernen sollen. So nah an der Natur können auch ganz praktische Dinge ausprobiert und weitergegeben werden. „Was alles möglich ist, wollen wir jetzt in einen Film packen, der neugierig machen soll“, sagt Meiko Lesser. Ihn und seine Mitstreiter von der Projektgruppe „Grünes Klassenzimmer Laudenbach“ vom Verein „Lerndorf Trusetal“ e.V. treibt schon lange der Gedanke nach solch einem ganz besonderen Lernort um. Die alte „Landrats-Hütte“ bot sich hierfür bestens an, die Regionale Aktionsgruppe (RAG) LEADER „Henneberger Land“ e.V. und das Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) in Meiningen unterstützten das Vorhaben. Zu tun gab es eine ganze Menge - Sanierungsmaßnahmen waren erforderlich. Rund 21 300 Euro flossen als Fördermittel, dies waren 60 Prozent der Gesamtsumme. Die Kommune Brotterode-Trusetal hatte den Förderantrag für das innovative Vorhaben bei der RAG eingereicht und erhielt grünes Licht. Die Akteure der Projektgruppe sammelten außerdem Spenden, die sie zum Eigenanteil der Kommune beisteuerten.

An diesem Samstag sind nun erstmals Kinder im Anmarsch, die einen spannenden Tag erleben wollen – das Handy ist schnell vergessen. Ein Kamerateam wird dies alles begleiten und festhalten. Vor allem aber wollen die Macher mit dem Film später auch die Schulen erreichen, die dieses Angebot unbedingt nutzen sollten. „Nur über Umwelt, Natur und Nachhaltigkeit im Unterricht theoretisch zu reden, bringt nicht viel – man muss es leben“, sagt Meiko Lesser.

Feuer anschüren und Wasser holen

Wer zur Hütte kommt, findet nichts Fertiges vor. Es geht nicht ums Konsumieren und Bespaßen, sondern ums Machen – so der Anspruch der Initiatoren. Inhaltlich sei immens viel möglich an diesem wunderbaren und abgelegenen Ort am Oberen Beerberg in einer Höhe von 700 Metern. „Aber man muss sich vorher auch Gedanken machen, wie man einen solchen Tag mit Leben erfüllen kann – genau das gehört schließlich dazu.“

Wer es warm haben will, muss Holz besorgen und Feuer anschüren. „So erlernen die Kinder neben der Wissensvermittlung wieder die einfachsten Dinge des Alltags, die längst in Vergessenheit geraten sind.“ Ein stilles Örtchen gibt es natürlich auch, doch fürs Spülen muss zunächst Wasser aus der Quelle geholt werden. „Viele Kinder denken heute, das Wasser kommt aus der Wand.“

Drinnen in der Hütte haben die Mädchen und Jungen an diesem Tag „Unterricht einmal anders“. In der Biostunde geht es um kleine Zellen und um das Leben. Emmelie Lesser, die Lehrerin werden will und sieben Semester absolviert hat, macht es spannend für die Kinder. Auch Grundschullehrerin Bianka Jäger, die aus der Region stammt, ist heute mit hier und bringt den Schülern in ihrer Deutsch-Stunde die Kinderbuchautorin Astrid Lindgren nahe.

Später werden die Mädchen und Jungen aus Brotterode-Trusetal, Floh-Seligenthal, Schmalkalden, Bad Liebenstein und Eschenbergen an diesem Tag auch Bekanntschaft mit einer Sense machen sowie Eichen-, Kirsch- und Buchenbäumchen pflanzen, sich mit den Ziegen anfreunden, an Bäumen klettern, das Lagerfeuer herrichten und singen. Selbst Ziegenmilch können die Kinder verkosten. „Alles Ideen, die man hier mit Partnern umsetzen kann“, sagt Meiko Lesser.

Eltern und Mitstreiter sind an diesem Tag ebenso mit hierher gekommen, um dieses besondere Projekt zu unterstützen. „Die Väter, Mütter und Kinder hatten richtig Bock auf diesen Tag und haben sich gleich angeboten, künftig in der Projektgruppe mitzuarbeiten – jeder ist willkommen.“

Jetzt müsse man aber noch die Schulen und Pädagogen mit ins Boot holen. Das sei auch das Anliegen dieses Tages und des Films. „Das hat alle motiviert“, sagt der gelernte Werkzeugmacher mit großer Affinität zu Tradition, Natur, Umwelt, Brauchtum und dem Leben auf dem Lande.

Jüngere lernen von den Älteren

Die Projektgruppe „Grünes Klassenzimmer“ ist schon viele Jahre in und um Laudenbach aktiv – der kleine Ort gehört zur Stadt Brotterode-Trusetal. Hier wurde bereits ein solcher Lernort angelegt – allerdings unter freiem Himmel. Alte hochstämmige Obstbaumsorten wurden gepflanzt, ein großes Insektenhotel gebaut, Informationstafeln aufgestellt sowie Wildkräuterwiese und Bienenweide angelegt. Kinder erlernen hier, wie man mit der Sense mäht und somit die Fläche schonend bewirtschaftet.

Lehren und Lernen heißt die Devise. Generationen sind hier bereits Hand in Hand unterwegs. „Und das ist gut so, denn die Älteren können viel an die Jüngeren weitergeben.“ Organisiert wurden mehrfach auch schon Mahdwettbewerbe mit der Sense. „Wir müssen einfach wieder lernen, das normale Leben und Werte mehr zu schätzen“, sagt Lesser, der selbst vieles von seinem Großvater erlernt hat und dies mit Gleichgesinnten an viele Kinder und Interessierte weitergeben möchte.

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