Landkreis Sonneberg 51 haben die Schule nicht geschafft

Teja Banzhaf
  Foto:  

Die Wirtschaft wird es freuen: Im Landkreis Sonneberg schließen starten mehr junge Menschen mit einem Regelschulabschluss ins Erwachsenenleben als im deutschen Durchschnitt. Allerdings gibt es auch eine nennenswerte Zahl an Schulabgängern ohne einen Abschluss in der Tasche.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Hurra oder Auweia? Wenn’s um die Bildung geht, dann kommt es auf den Blickwinkel an: Freuen wir uns über 127 junge Menschen, die 2020 im Kreis Sonneberg das Abitur geschafft haben? Oder machen wir uns über die 51 Sorgen, die die Schule ohne Abschluss verlassen haben?

Sich Sorgen über Geringqualifizierte zu machen, liegt anhand der diversen Bildungsberichte und Vergleiche näher: „Der Anteil geringqualifizierter junger Menschen in Deutschland liegt damit im OECD-Mittel. Der Anstieg in Deutschland ist ausschließlich bei den Männern zu beobachten“, steht im Presse-Hintergrundpapier zur OECD-Vergleichsstudie, die auf den 2020er-Daten aufbaut. OECD ist die Abkürzung für die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Die schlechte Nachricht: Es bleiben immer noch Mädels ohne Abschluss übrig. Im Coronajahr 2020 lag ihre Zahl im Kreis Sonneberg bei 18 (Vorjahr: 14). Bei den Jungs waren es 33 (Vorjahr: 38). Die deutschlandweite Regel hat also lokale Ausnahmen. In diesen Zahlen enthalten sind allerdings auch Förderschülerinnen und -schüler, die nie einen Hauptschulabschluss anstreben konnten, insoweit hat die Statistik eine methodische Ungenauigkeit.

Eines ist klar, jeder der keinen Abschluss hat, ist einer zuviel: „Deutschland braucht dringend mehr berufliche und akademische Fachkräfte, um im internationalen Wettbewerb vorn dabei zu sein“, sagte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger bei der Vorstellung des OECD-Berichtes. Es gibt aber auch noch dieses Zitat: „Die Bildungserfolge der Kinder stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit der sozioökonomischen Situation der Familie“, heißt es im Bildungsbericht 2022, der aus ihrem Haus kommt, auf der Basis der 2020er-Daten. Dieser Bericht benennt drei Risikofaktoren, die den Bildungserfolg gefährden: einen niedrigen Bildungsstand der Eltern, Arbeitslosigkeit der Eltern und eine Armutsgefährdung des Haushalts. 2020 war laut Bildungsbericht jeder vierte minderjährige Mensch von mindestens einem dieser Faktoren betroffen.

Welcher Schulabschluss macht also bei uns unter diesen Bedingungen das Rennen? An den allgemeinbildenden Schulen im Kreis Sonneberg beendeten die meisten ihre Schulzeit im Betrachtungszeitraum der Studie mit dem Realschulabschluss in der Tasche. Insgesamt 215 erreichten die Mittlere Reife, das waren 47,0 Prozent aller 457 Schulabgänger.

Insgesamt 127 Absolventinnen und Absolventen erreichten die allgemeine Hochschulreife, das waren 27,8 Prozent aller von der Schule Abgehenden. Bundesweit schlossen unterm Strich die meisten Schülerinnen und Schüler mit der mittleren Reife ab - insgesamt 333 039 oder rund 44,4 Prozent aller Schulabgänger, verrät die Statistik. Jeder dritte Schulabschluss war mit 33,0 Prozent im Bund ein Abitur.

Dabei ist bei der Betrachtung der Entwicklung zu berücksichtigen, dass sich die allgemeine Absolventenzahl an den hiesigen Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien 2020 gegenüber dem Vorjahr um 11,4 Prozent oder 59 von 516 auf insgesamt 457 Schülerinnen und Schüler verringerte. Die Zahl der Abiturientinnen und Abiturienten sank um 28.

Schlüsseln wir nach Abschluss und Geschlecht auf, ergibt sich folgendes Bild: Ihren Hauptschulabschluss bestanden haben im Kreis Sonneberg 64 Schülerinnen und Schüler. Umgerechnet also 14,0 Prozent aller Absolventen. 42 Hauptschul-Absolventen waren männlich (65,6 Prozent). Die mittlere Reife erreichten runde 47,0 Prozent der von der Schule Abgehenden.

Unter diesen 215 waren 105 Absolventinnen (entspricht 48,8 Prozent). Und die 127 Absolventen mit Hochschulreife teilten sich in 59 Abiturientinnen (entspricht 46,5 Prozent am Abschlussjahrgang) und 68 Abiturienten auf. Letztere haben nach allem, was die Bildungsberichte hergeben, die besten Karrierechancen in ihrem weiteren Leben. Noch.

Bilder