Landkreis Schmalkalden-Meiningen Britische Corona-Variante breitet sich aus

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Die Firma Micron in Meiningen nutzte am gestrigen Dienstag die Möglichkeit, alle sieben Mitarbeiter mittels eines Schnelltests auf das Corona-Virus testen zu lassen. Hier nimmt DRK-Mitarbeiter Julian Petz bei Geschäftsführerin Nina Schneider einen Rachenabstrich vor. Foto: /Ralf Ilgen

Immer mehr Menschen im Landkreis Schmalkalden-Meiningen stecken sich mit der britischen Mutation des Corona-Virus an.

 
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Meiningen - Agent 007 vom britischen Auslandsgeheimdienst ist den Fernsehzuschauern als James Bond gut bekannt. Jetzt kommt von der Insel ein gefährliches Wesen, das ähnlich klingt und ebenfalls unbemerkt zuschlägt. Es heißt B.1.1.7 , ist die britische Corona-Mutation und verbreitet sich immer stärker im hiesigen Landkreis. „Inzwischen ist bekannt, dass rund 30 Prozent aller positiven Fälle der britischen Mutation B.1.1.7 zuzuordnen sind“, erklärt Dr. Jana Oechel, Ärztin im Meininger Gesundheitsamt. Die britische Variante gilt nach ersten Studien als deutlich schneller und häufiger ansteckend, gerade auch bei Kindern und Jugendlichen. „Wir haben teilweise Inkubationszeiten von 48 Stunden. Das bringt eine ganz neue Dynamik in das Fallgeschehen“, so die Medizinerin.

Mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 245 zählt Schmalkalden-Meiningen weiterhin zu den größten Corona-Hot-Spots in Deutschland. Der Krisenstab des Landkreises führt das weiterhin hohe Niveau der Neuinfektionen neben Nachlässigkeiten bei der Einhaltung der Corona-Regeln vor allem auf die starke Ausbreitung der britischen Virus-Variante zurück.

Auch jüngere Menschen ohne Vorerkrankungen müssten mit schweren Krankheitsverläufen teilweise stationär behandelt werden. „Wir appellieren daher dringend noch einmal an die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis. Nehmen Sie das Virus ernst und halten Sie sich an die Regeln“, so Dr. Oechel. Insgesamt wurden im Landkreis bis Dienstagvormittag 71 Fälle der britischen Mutation nachgewiesen. In einem Fall hat das Labor in Ritschenhausen die brasilianische Mutation bestätigt. Bei nachgewiesenen Mutationen erfolgt eine 14-Tage-Quarantäne für die Betroffenen und Kontaktpersonen. „Aufgrund der schwierigen Lage testen wir im Gesundheitsamt seit einigen Wochen wieder alle Kontaktpersonen vor Ablauf der Quarantäne – auch Kontaktpersonen ohne Symptome. Diese Entscheidung hat sich bewährt, 19 Prozent dieser Abstriche waren positiv“, so die Ärztin im Gesundheitsamt.

Falschbehauptungen, wonach das Gesundheitsamt mehrfach getestete Personen doppelt zählt, weist Dr. Oechel entschieden zurück. „Das ist totaler Quatsch, Mehrfachbefunde werden bereinigt. Jeder Infizierte wird nur einmal gezählt. Eine Ausnahme sind Menschen, die sich innerhalb von mehreren Monaten wiederholt infizieren, weil sie offenbar keine Antikörper gebildet haben. Hier gab es bereits sechs Fälle.“

Einen geringen Einfluss auf die Inzidenzzahlen hat derzeit die Schnelltest-Aktion des Landkreises Schmalkalden-Meiningen. In der ersten Woche haben sich 2415 Personen in den Testzentren sowie in Unternehmen und Kindergärten testen lassen, bei 24 Einwohnerinnen und Einwohnern des Landkreises schlug der Schnelltest mit einem positiven Ergebnis an. Der anschließende PCR-Test brachte bei 21 Personen ein positives Ergebnis. Drei Tests fielen negativ aus. Ein weiterer positiv Getesteter kam nicht aus dem Landkreis.

Somit gehen 21 Neuinfektionen, die aus der ersten Woche der Schnelltest-Aktion resultieren, in die 7-Tage-Inzidenz von Schmalkalden-Meiningen ein. Bezogen auf die Einwohnerzahl (124.900) bedeutet das ein Plus von 17 in der Inzidenz. „Bei einer aktuellen Inzidenz von 245 spielen die positiven Fälle aus den Schnelltests eine untergeordnete Rolle. Wir sind aber froh, dass wir so viele Infektionsketten unterbrechen konnten. Aus 21 Fällen können innerhalb weniger Wochen Hunderte entstehen – gerade wenn wir an die Mutationen denken und uns vor Augen führen, dass einige der positiv getesteten Personen hochinfektiös waren“, sagt Krisenstabsleiterin Susanne Reum. Sie appelliert an die Bürger, die Testmöglichkeit wahrzunehmen, sich impfen zu lassen, sobald dies möglich ist und bis dahin die Kontaktbeschränkungen und Hygieneregeln einzuhalten. „Damit wir alle bald wieder ein normales Leben führen können.“

Termine für Unternehmen sind in dieser und der kommenden Woche noch verfügbar. Sie können über das Kontaktformular auf der Internetseite des Landkreises www.lra-sm.de/schnelltest oder per E-Mail über schnelltest@lra-sm.de vereinbart werden. Diese Tests kosten allerdings 8,50 Euro pro Person. hi

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