Land kaufte Wald Millionen für den Reichsbürger

Stefan Hantzschmann
Festnahme: Heinrich XIII. Prinz Reuß. Foto: Boris Roessler/dpa

Im Dezember sorgte eine große Razzia gegen die Reichsbürgerszene für Aufsehen. Nun kommt heraus, dass einer der Verdächtigen viel Wald an eine Landesstiftung verkauft hat.

 
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Die Stiftung Naturschutz Thüringen hat im Jahr 2020 rund 338 Hektar Wald von Heinrich XIII. Prinz Reuß gekauft, der ein Rädelsführer einer Reichsbürger-Gruppierung sein soll. Nach Stiftungsangaben wurden rund 4,06 Millionen Euro für den Wald gezahlt – rund 3 Millionen Euro kamen vom Bundes-Umweltministerium über das Förderprogramm „Wildnisfonds“, außerdem habe das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz rund 1 Million Euro beigesteuert.

Thüringen habe damals sein naturschutzrechtliches Vorkaufsrecht genutzt, wie die Stiftung Naturschutz am Freitag auf ihrer Homepage mitteilte. Bei einem naturschutzrechtlichen Vorkaufsrecht kann das Land nach Angaben der Stiftung unter bestimmten Voraussetzungen ein Grundstück bevorzugt kaufen, wenn es in einem Naturschutzgebiet liegt. Dadurch sollen wertvolle Flächen langfristig für den Naturschutz gesichert werden.

Heinrich XIII. Prinz Reuß wird verdächtigt, Kopf von Reichsbürgern gewesen zu sein, die einen Umsturz in Deutschland geplant haben sollen. Anfang Dezember waren bei einer bundesweiten Razzia 25 Angehörige dieser Gruppe festgenommen worden. Auch das Jagdschloss von Reuß in Bad Lobenstein wurde durchsucht, er selbst wurde in Frankfurt festgenommen. Die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Bildung einer terroristischen Vereinigung. Nach Angaben von Mitgliedern des Rechtsausschusses des Bundestags wurden bei den Durchsuchungen mehr als 400 000 Euro in bar sowie Gold- und Silbermünzen gefunden.

Reuß war der Stiftung Naturschutz Thüringen nicht persönlich bekannt. Es habe während des Kaufes keinerlei Kontakt mit ihm gegeben, die Kommunikation sei über den zuständigen Notar gelaufen, hieß es. Weitere Geschäfte mit Reuß habe es nicht gegeben.

Der MDR berichtete, dass Reuß den Wald in den 90er-Jahren vom Staat zu einem Vorzugspreis als Entschädigung für Enteignungen nach dem Zweiten Weltkrieg gekauft hatte. Über solche Entschädigungsansprüche wollte Heinrich XIII. demnach noch mehr Wald vom Staat kaufen. Unweit der Fläche, die er dem Naturschutz weiterveräußern konnte, hoffte er auf 400 Hektar. Der Kauf zum rabattierten Preis über eine Million Euro sei schon fast beurkundet gewesen– kurz vor Heinrichs Verhaftung. Der Vertrag sei nur deshalb nicht wirksam geworden, weil die staatseigene Bodenverwertungs- und verwaltungsgesellschaft keinen bevollmächtigten Vertreter zum Notar geschickt hatte, berichtet der MDR. Nun prüfe die Behörde, ob Heinrich XIII auch nach seiner Verhaftung noch Anspruch auf den vergünstigten Wald habe.

Gesine Lötzsch, Fraktionsvize der Linken im Bundestag, fände es ungeheuerlich, sollte der Reußen-Prinz noch zum Zuge kommen, so der MDR weiter. Sie könne das nicht akzeptieren: „Es kann passieren, dass, wenn der Prinz rein theoretisch aus der Haft entlassen wird, dieser Kaufvertrag mit diesem – ich nenne ihn mal Terroristen – abgeschlossen wird und das wäre wirklich ein politischer Skandal. Und der Steuerzahler füllt mal wieder die Kassen von Menschen, die unsere Demokratie eigentlich beseitigen will.“

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