Hof - Florian Rothbauer ist gerade zwei Jahre alt, als am 1. Oktober 1989 die ersten Züge mit DDR-Flüchtlingen aus der Prager Botschaft im Hofer Hauptbahnhof ankommen. Nun, exakt 20 Jahre später, erlebt der junge Mann an Ort und Stelle die feierliche Enthüllung eines Denkmals, das die dramatischen wie aufwühlenden Ereignisse von Prag und Hof zurückruft - und zu dem er eine besonders innige Beziehung hat. Denn es ist sein Monument. Er selbst hat es geschaffen.

Fortan wird es in Hof auf dem Bahnsteig vor Gleis 2 b als beeindruckender künstlerischer Beitrag an diesen weltgeschichtlichen Hergang erinnern: den Anfang vom Ende der DDR.

Anderthalb Jahre ist es her, als die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und die Stadt Hof der Staatlichen Fachschule für Produktdesign in Selb einen Ideenwettbewerb vorschlagen. Das Thema: 20 Jahre friedliche Revolution und Deutsche Einheit. 34 Schüler, unter ihnen Rothbauer, sind Feuer und Flamme; nach monatelanger Vorarbeit, bei der die historische Erkundung eine wichtige Rolle spielt, fertigen sie ihre Modelle an und machen der Jury die Entscheidung schwer. Schließlich holt sich Florian Rothbauer, der inzwischen wieder in seiner Heimatstadt Landshut lebt und in Ingolstadt eine Arbeitsstelle als ausgebildeter Produktdesigner hat, mit seinem Entwurf den Sieg.

Die Plastik besteht aus drei Betonmauer-Elementen. Sie sind je 2,60 Meter hoch und 1,10 Meter breit und werden etwa in Augenhöhe symbolträchtig durchbrochen - von Porzellanplatten mit reliefartigen Bildmotiven, die im Gegenlicht ihre volle Wirkung entfalten. Die Bilder zeigen, begleitet von kurzen, erklärenden Sätzen, bewegende Szenen des Geschehens auf dem Gelände der deutschen Botschaft in Prag und im Hofer Bahnhof vor 20 Jahren.

In einer abendlichen Gedenkfeier im Beisein zahlloser Menschen dankt der Hofer Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner allen, die zur Verwirklichung des Kunstwerks beigetragen haben: dem anwesenden Künstler natürlich voran, dem Direktor der Selber Fachschule, Dr. Bernhard Nitsche, den Lehrern Armin Dick, Konrad Gräßler und Bernd Rössler, den Ideengebern und den Sponsoren - der Bundesstiftung und der Sparda-Stiftung und den heimischen Unternehmen Czarnetzki-Bau, Hofrichter-Beton und Strunz-Statik.

Fichtner lobt die Verständlichkeit der Plastik, die jeder, der "dieses wahrhaft historische Terrain betritt", sofort begreifen könne. Mit Rothbauer und Direktor Nitsche zieht er unter Bravo-Rufen den schwarzen Vorhang herunter, der das Denkmal verhüllt hat. Der Künstler selbst, ein hochgewachsener, kräftiger junger Mann, sieht sein dreiteiliges Werk in einer "Dreifaltigkeit"; er denke, es sei ihm "gelungen zu zeigen, was damals passiert ist, vor allem, was Menschen auf sich genommen haben, um endlich in Freiheit zu leben".

Thomas Hanel

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