Lachfaltengymnastik: Dietmar Hörning las ein letztes Mal

Dietmar Hörnig las zum letzten Mal in Suhl. Er zieht weg. Foto: wai

Dietmar Hörnig las zum 19. Kulturtag im Sportcenter Suhl unter dem Motto „Lachfaltengymnastik“. Satirisch-humoristische Geschichten trainierten die Gesichtsmuskeln.

 
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Suhl - Dietmar Hörnig ist in Suhl kein Unbekannter. Zum Kulturtag im Sportcenter Suhl am 13. Oktober hatte er aber für seine Fans betrübliche Nachrichten: Es sei infolge seines bevorstehenden Wegzugs von Suhl die letzte derartige Veranstaltung.

Aber dann legte er mit seinem fröhlichen Programm los: Die Lachfaltentherapie erlange mit zunehmenden Alter eine besondere Bedeutung, das Lachen wäre der Stein der Selbstfindung, erklärte er.

Er habe die Bravo für ältere Menschen – die Apothekenumschau – zur Hand genommen und nach deren Ratschlag alles, was mit höherem Alter in Verbindung stehe, entfernt. Filzpantoffeln, Wollsocken sowie Kreuzworträtsel wurden eingemottet.

Im Internet hätte er sich informiert und Antifaltencreme und -gesichtswasser bestellt. Deren Anwendung habe er vor seiner Frau zunächst geheim gehalten. Sie wunderte sich nur über die andersartigen Gerüche. Weiterhin kaufte er sich neue farbenfrohe Kleidung, die Verkäuferinnen fanden ihn chic.

Als Höhepunkt färbte er seine grauen Haare. Schwarz erschien ihm zu übertrieben und er entschied sich für braun. Nach der vorgeschriebenen Einwirkzeit öffnete er erwartungsvoll die Augen und erstarrte: Er sah aus wie der kleine Kobold Pumuckel mit feuerroten Haaren, was bei seiner Frau ein herzhaftes Gelächter hervorrief. Die Altersfalten waren also geblieben und so durften auch Filzpantoffeln, Wollsocken auch Kreuzworträtsel zurück.

Schon als Kind wurde Dietmar Hörnig oft nach seinem Berufswunsch gefragt und entgegnete immer: er wisse es noch nicht. Eins war ihm dabei aber klar, er wolle keine schmutzigen Hände. Schon das Spielen im Sandkasten bereitete ihm Unbehagen. Vielleicht würde er Räuber oder Indianer, damals durfte man das noch so sagen.

Einmal beobachtete er, wie der Briefträger bei der Nachbarin klingelte, sie ihm im Flatterhemd die Tür öffnete und er ging mit ihr in die Wohnung. „Komisch, bei der Oma steckte der Briefträger die Post immer in den Briefkasten“, dachte er sich. Neugierig geworden, kletterte er auf das Schuppendach und konnte durch den nicht ganz geschlossenen Vorhang sehen, dass der Briefträger auf der Nachbarin lag. Da fand er den Beruf des Briefträgers aufregend.

Die Idee, eventuell Arzt zu werden, hätten ihm die Lehrer ausgeredet, das sei nicht seine Liga. Später überlegte er, ob er nicht Unternehmer werden solle. Dazu bräuchte er eine Geschäftsidee. Wenn er das Geld, was er im Stammlokal lasse, selbst verdiene, würde er so viel sparen dass er seiner Frau die von ihr gewünschte Weltreise finanzieren könnte. Also richtete er im Keller eine kleine Bar ein. Später halfen die Freunde, das Provisorium professioneller zu gestalten.

Nun trug der Autor ein selbstverfasstes Gedicht über zehn Steuersünder vor, von denen am Ende nur einer übrig geblieben ist. Vorlage waren die Reime über zehn kleine Negerlein.

Der Autor berichtete, wie er zur Unterstützung seiner Frau die Küche umgestalten wollte. In einer bayerischen Zeitschrift habe er gesehen, dass Töpfe und Tiegel an der Wand hingen. Seine Nachahmung fand bei seiner Frau keine Gegenliebe und das Abendbrot fiel aus.

Nach dem Flopp mit der Küche entschied sich der Autor für Mithilfe im Garten, wobei ihm Rückenschmerzen arg zugesetzt hätten. Als er infolge einer Ungeschicklichkeit im Beet auf dem Rücken lag, wollte ihm seine Nachbarin aufhelfen. Sie unterschätzte seine Schwerkraft und kam auf ihm zu liegen, was er keinesfalls unangenehm empfunden habe.

Die 24 Zuhörer waren begeistert und dankten mit viel Applaus.

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