Wer durch die Säle streift, dem geht das Herz auf bei all den schönen Dingen, mit dem die Urgroßeltern gespielt haben und die Generationen nach ihnen. Eigentlich sollte man am „Tag der Kuscheltier-Liebhaber“ sein Lieblingsspieltier schnappen und ihm diese wunderbare Welt zeigen – aus Dankbarkeit für lebenslange Treue. Kuscheltiere haben übrigens freien Eintritt (sofern sie nicht allzu groß geraten sind).
Während wir rätseln, was unsere Liebesbeziehung zum Kuscheltier so unerschütterlich macht, haben sich fragende Wissenschaftler um ernsthafte Analysen bemüht. Erst einmal ist ihnen aufgefallen, dass 35 Prozent der (britischen) Erwachsenen noch immer mit einem Teddybär schlafen. Ein unbekannter Prozentsatz nutzt weitere Freunde wie Plüschaffen, Mäuse, Hasen ...
Psychologen sehen in Kuscheltieren „Übergangsobjekte“. Im ersten Lebensjahr fangen Babys an, sich selbst als eigenständiges Etwas wahrzunehmen und nicht mehr als Teil der Mutter. Ein Prozess der Abgrenzung beginnt. Damit die stärker wegfallende Nähe zur Mutter nicht so schwer wiegt, hilft das Kuscheltier. Abgesehen davon schützt es vor Monstern unterm Bett und hilft beim durch- oder wiedereinschlafen (womöglich ist das der Grund für die Popularität von Plüschtieren bei Erwachsenen).
Soziale Normen, verschiedene Rollen, wie Vater und Mutter, Lehrer und Schüler, aber auch Gefühle von Hass bis Liebe werden mit dem Kuscheltier durchgespielt. Seien Sie ehrlich: Auch Sie haben Ihrem Plüschtier ordentliches Benehmen beigebracht und es auch mal fürsorglich ermahnt.
Amerikanische Forscher haben festgestellt, dass Kuscheltiere Menschen helfen, die in eine neue Umgebung umziehen müssen – seien es Stundenten in einer neuen Stadt oder Senioren, die ins betreute Wohnen oder Pflegeheim übersiedeln. Kuscheltiere liefern emotionale Unterstützung in Phasen des Übergangs, nach Traumaerfahrungen oder dem Verlust eines geliebten Menschen.
Also spotten wir nicht über die Plüschtiere aus der Kindheit und die Menschen, die sich bis ins Alter an ihnen festhalten. Sie sind vermutlich psychisch stabiler als alle Lästerer.
Das Deutsche Spielzeugmuseum
Das Deutsche Spielzeugmuseum in Sonneberg zeigt im sanierten Erdgeschoss des Museumsaltbaus eine erweiterte Dauerausstellung und neue Sonderausstellungsbereiche. Nun lädt der einstige Museumskeller auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Spielzeugherstellung Sonnebergs als Weltspielwarenstadt ein. Ein Mix aus historischen Exponaten, virtuellen Bildern und Animationen machen die Vergangenheit lebendig. Dabei begleiten Hör-Nischen durch die glamouröse Welt eines bekannten Verlegers zu Sonnebergs Blütezeit, beleuchten aber auch die Schattenseite der Spielzeugindustrie, deren Erfolg auf dem harten Arbeitsalltag der Heimarbeiter und deren meist kinderreichen Familien basierte.
Das Museum in der Beethovenstraße 10, ist dienstags bis sonntags sowie an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet, am Heiligen Abend und Silvester von 10 bis 13 Uhr, am Ersten Weihnachtsfeiertag und Neujahr von 13 bis 17 Uhr. Parkplätze befinden sich in der Marienstraße hinter dem Museum.
www.deutschesspielzeugmuseum.de
Buchlesung „Fräulein Steiff“ am 4. November
In ihrem neuen Buch „Fräulein Steiff“ zeichnet die Autorin Maren Gottschalk das Leben einer ungewöhnlichen Frau und Unternehmerin nach: Margarete Steiff ist bis heute eine der erfolgreichsten Unternehmerinnen der deutschen Geschichte. Bereits zu Lebzeiten verkaufte sie Millionen von Plüschtieren mit dem „Knopf im Ohr“, beschäftigte hunderte Mitarbeiter. In ihrer Romanbiografie erzählt Gottschalk vom Leben der Spielzeugpionierin, deren Teddybär in diesem Jahr 120. Geburtstag feiert. Angesprochen auf die künstlerische Freiheit bei der Ausgestaltung von historischen Romanfiguren meint Gottschalk: „Das ist immer ein Balanceakt. Über den sensationellen Erfolg von Margarete Steiffs Unternehmen sind wir sehr gut informiert, aber über ihre Gefühle, ihre Träume und Sehnsüchte hat sie kaum etwas Schriftliches hinterlassen. Ich bin der Ansicht, dass ihre Handlungen Rückschlüsse auf ihr Inneres zulassen. Alles was ich an Szenen und Dialogen erfunden habe, entstand aus der Beobachtung der historischen Fakten. Natürlich ist das trotzdem subjektiv. Aber als Autorin einer Romanbiografie darf und muss ich meine Fantasie spielen lassen.“Die Autorin kommt mit „Fräulein Steiff“ am Freitag, 4. November, in die Stadtbibliothek am Bahnhofsplatz 1 in Sonneberg. Die Lesung beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos.