Kunsthandwerker-Markt Besuchermagnet und besonderes Schätzchen

Lutz Rommel
Bernd Osinischow sorgte mit seiner Harley Davidson aus Holz für den Hingucker des Markttreibens in Völkershausen. Foto: Lutz Rommel

Der Frühlingsmarkt der Kunsthandwerker in Völkershausen sorgte am Sonntag für einen wahren Ansturm an interessierten Gästen. Dort gab es allerlei zu entdecken.

 
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Wie die veranstaltenden Motorradfreunde „Wild Hogs“ freudig berichten konnten, knackten sie am Nachmittag schon die Tausender-Besuchergrenze. Bereits am frühen Morgen begann die Völkerwanderung zum Marktgelände in und um die Mehrzweckhalle, wo zahlreiche Kunsthandwerker ihre Waren feilboten. Auch kulinarische regionale Produkte lockten. Scheren und Messer wurden vom Fachmann geschärft. Den kleinen Marktbesuchern wurde beim Kinderschminken zusätzlich der Tag versüßt. Am großen Kuchenbuffet der Bikerfrauen herrschte riesiger Andrang, sodass es absehbar war, dass irgendwann die zahlreichen Vorräte aufgebraucht sein würden. Gastone Ernst, einer der Verantwortlichen der Motorradfreunde, kam wie alle anderen aus dem Staunen nicht heraus, dass der Besucherstrom einfach kein Ende fand und sprach von einem „unglaublichen Gästeansturm“.

Für eine ganz besondere Attraktion des Markttreibens sorgte der Sülzfelder Holzkünstler Bernd Osinischow. Neben seinem reichhaltigen Angebot an kunsthandwerklichen Holzprodukten stellte er den Nachbau einer hölzernen Harley Davidson aus – sehr zur Freude der Bikerfans, die sich dem Ausstellungsstück sehr verbunden fühlten. In Originalgröße werkelte Osinischow, mit viel Raffinesse gepaart, diesen Hingucker aus der Komposition von sieben verschieden Holzarten für das „Bikerherz“ zurecht. Auch verschiedenste Holzverarbeitungsarten wie das Drechseln oder Sägearbeiten flossen dabei in dieses unglaubliche Projekt ein, welches es schon bis ins Fernsehen und in große Boulevardblätter schaffte.

Die Idee zum hölzernen Bike stammt aus der Freundschaft zu seinem ostthüringischen Kumpel Jens Baumann aus Wüstendittersdorf, der sich genau wie Osinischow aufs Holzgestalten mit der Kettensäge bestens versteht, wie der Randmeininger erzählte. Einmal im Jahr treffen sich die beiden zum gemeinsamen künstlerischen Sägen, dass die Späne nur so fliegen. Baumann hatte nur mit der Kettensäge schon einen Motorradprototypen geschaffen, welcher einst sehr ansehnlich daherkam. Bernd Osinischow wollte Ähnliches schaffen. Allerdings war sein Ziel, das Werk filigraner zu gestalten und dabei so weit wie möglich ins Detail zu gehen. So warf er all sein handwerkliches Können in die Waagschale und fertigte unzählige Einzelteile für die „Holzmaschine“. Einmal vom Virus befallen, gab es kein zurück mehr, so der gewiefte Tüftler im Gespräch. 330 Arbeitsstunden an 41 Tagen innerhalb eines guten Vierteljahres wurde gedrechselt, gebohrt, gesägt, gedreht und gehämmert, bis das Holzbike fertig war. So manche liebevoll bereitete Mahlzeit seiner Frau wurde dabei zwar heiß serviert, aber später kalt gegessen, weil der werkelnde Holzwurm einmal mehr die Zeit vergessen hatte. Nur die Kette des Bikes sowie die Zuleitung für Zündspule und Verteilung sind aus Metall gefertigt, alles andere ist aus Holz.

Bernd Osinischow könnte mit seinem circa 180 Kilogramm schweren Naturholzgefährt durchaus auf kleine Tour gehen, denn es ist als Roller bergab fahrbereit beziehungsweise lässt sich auf ebener Strecke problemlos schieben. Mit ein paar kleinen Kniffen lässt es sich auch in kleinere Komponenten transporttauglich zerlegen. Dass diese Holz-Harley ein wahres Kunstwerk ist, versteht sich von selbst und zeugt vom großen handwerklichen Können, welches in der Sülzfelder Holzbude vorhanden ist.

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