Davor hat Charles Rettinghaus, einer der erfolgreichsten deutschen Synchronsprecher, aktuell keine Angst. „Auf dem Niveau, auf dem meine Kollegen und ich arbeiten - das bekommt noch keine KI hin“, sagt der Schauspieler, der unter anderem Hollywoodstars wie Jamie Foxx und Jean-Claude van Damme seine deutsche Stimme verleiht, im dpa-Interview.
Dass Stimmen regelrecht „gestohlen“ werden, kommt immer öfter vor
Aber auch Rettinghaus ist überzeugt, dass Synchronisationen aus dem Computer künftig leider drastisch besser werden. Alle anderthalb Jahre verdoppelt sich die Rechenleistung der Prozessoren. Dass Maschinen aber bald preiswerter sein werden als Menschen, das glaubt der 63-Jährige nicht: „Die Kollegen in Hollywood werden die Verwertung ihrer Stimme sicher nicht für ein paar Euro abgeben. Bei den Summen, um die es da geht, wird es sicher nicht um die Beträge gehen, die wir hier bekommen. Und je mehr Stars in einem Film mitwirken, umso mehr erhöht sich diese Summe. Dann sind das noch mal ein paar Millionen extra. Eine gute menschliche Synchro für einen Blockbuster gibt es für 80 000 bis 100 000 Euro.“
Dass Stimmen regelrecht „gestohlen“ werden, kommt allerdings immer öfter vor. Auf obskuren Plattformen werden sie gegen Geld angeboten, das hat nicht nur Schauspieler Schafmeister beobachtet. „Ich kann meine Stimme leider noch nicht patentieren lassen“, ärgert sich Rettinghaus ebenfalls. Er fordert eine angemessene Vergütung: „Seit Jahren unterschreiben wir Verträge, dass wir die Rechte an unserer Stimme für alles abgeben müssen.“ Unter anderem der Streit darüber hatte im vorigen Jahr Hollywood monatelang lahmgelegt. Das bekamen dann auch die Sprecherinnen und Sprecher hierzulande zu spüren: Sie hatten zeitweise kaum noch Arbeit, weil keine US-Serien oder -Filme produziert wurden.
Mit Blick auf den Nachwuchs in seiner Zunft wird der Synchronsprecher nachdenklich: „Sie tun mir leid. Vielleicht sind wir die letzte Generation in dieser Profession. Aber vielleicht bekommen wir zumindest dadurch noch mal einen ganz anderen Stellenwert.“