Krötenwanderung Damit die kleinen Quaker nicht unter die Räder kommen

Antje Kanzler
Der Krötenzaun im Bereich Stillhof wird von den Helfern aufgebaut. Foto: sim

In der Meininger Region werden Tierfreunde gesucht, die dabei helfen wollen, dass Frösche, Kröten und Molche dieses und hoffentlich noch viele weitere Jahre erleben. Die Tierchen können nämlich ganz schön alt werden – manche zehn, manche sogar vierzig Jahre!

 
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Meiningen - Alle Jahre wieder im zeitigen Frühjahr ist es Tierfreunden ein Graus, bestimmte Straßenabschnitte mit dem Auto zu fahren – zum Beispiel die Straßen zwischen Schwarza und Viernau, Kaltensundheim und Aschenhausen oder Meiningen und Sülzfeld. Wenn sich bei den ersten Plusgraden die Amphibien auf Wanderschaft zu ihren Laichplätzen begeben, dann ignorieren die kleinen wechselwarmen Wirbeltiere, dass ihnen die menschlichen Verkehrsadern gefährlich werden können und brechen auf. Und so sehr sich der motorisierte Tierfreund auch bemüht, die Winzlinge zu umfahren – in deren Sturm- und Drangzeit, wenn die Straße übervoll ist von der großen Wandergruppe, gelingt das einfach nicht. Bald ist es wieder so weit, dann gibt es für die Lurche kein Halten mehr, es sei denn, Krötenschutzzäune stellen sich ihnen in den Weg. Natürlich müssen die Tierchen trotzdem zu ihren Laichgewässern gelangen, die mitunter bis zu zwei Kilometern entfernt sind. Hier kann der Mensch ein sicheres Transportmittel sein.

Meininger Initiative

Leider gibt es nicht flächendeckend und regelmäßig Einsätze zum Schutz der Kröten, Frösche und Molche, aber zumindest nehmen immer mal wieder private Initiativen, Schulen und Naturschutzverbände den Froschschutz in die Hand. Wie jetzt eine kleine Gruppe von Tierfreunden, die sich aus dem Meininger Tierschutzverein kennen und sich entschlossen haben, an der Henneberger Landstraße den Amphibien einen sicheren Start in die Laichsaison zu ermöglichen.

Sie kontaktierten den Landschaftspflegeverband Thüringer Grabfeld, der ihnen das Zaunmaterial zur Verfügung stellte, nachdem die recht lange Wegstrecke ausgemessen war. Am vorigen Samstag machten sich die Tierschützer an die Arbeit und bauten den Zaun auf. Das erste Teilstück vom Stillhof bis kurz vor dem Kreisverkehr haben sie bereits geschafft, wollen aber noch einige kleine Verbesserungen vornehmen und den Zaunbau rechts vom Kreisverkehr fortsetzen. Die erste Stufe der Lurchrettung ist also geschafft. Nun braucht die Gruppe, zu der bis jetzt Daniela Gaudlitz, Mathias und Silvana Möder, Detlev Knauer und Jürgen Hammerl gehören, weitere Sammelhelfer, die sie dabei unterstützen, die Tierchen aufzulesen. Denn sobald es nachts nicht mehr kälter als fünf Grad sein wird, „erwachen“ die Amphibien aus ihrer Winterstarre und springen los. Am Krötenzaun werden sie gestoppt bzw. landen in den Auffangbehältern.

Weitere Helfer gesucht

Für das Einsammeln am Zaun benötigen die Tierfreunde Hilfe – vorwiegend für die Morgenstunden und als Urlaubsvertretung. Dabei müssen die Amphibien dokumentiert werden. Zu erwarten sind vor allem Erdkröten (bei denen gelegentlich die großen Weibchen ihre kleinen Männchen auf dem Rücken tragen), möglicherweise auch Knoblauchkröten, Kreuzkröten, Wechselkröten, Geburtshelferkröten, Grasfrösche, Springfrösche, Bergmolche und vielleicht Salamander.

Für die eigene Sicherheit sollten die Helfer unbedingt eine leuchtende Rettungsweste zu tragen. Natürlich wird den Interessenten in einer Vorbesprechung alles erklärt, aber es gibt gar nicht so viel zu beachten. Aber gemacht werden muss die Arbeit. Dazu gehört, darauf zu achten, dass der Schwamm in den Auffangbehältern immer feucht gehalten wird und ein kleiner Stock darin steht, an dem andere Tiere wie Mäuse und Käfer herauskrabbeln können. Nach dem Einsammeln brauchen die Lebensretter ihre Schützlinge nur noch sicher auf die andere Straßenseite zu bringen. Wer bei dieser wichtigen Mission helfen möchte, damit die Populationen überleben, der sollte sich bitte in den nächsten Tagen unter der Handynummer (0152) 24 79 50 42 melden.

Übrigens gab es vorige Woche eine ähnliche Aktion des Thüringischen Rhön-Gymnasiums und des Landschaftspflegeverbands Biosphärenreservat Thüringische Rhön an der Straße zwischen Kaltensundheim und Aschenhausen, wo seit 30 Jahren kontinuierlich im Frühjahr Krötenzäune gestellt werden und schon Tausende Amphibien gerettet wurden.

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