Erst vergangene Woche und an diesem Wochenende war das gut zu erleben, als vielen Menschen zwischen Sonneberg und Geisa Briefe einer angeblichen Anwaltskanzlei aus München ins Haus geflattert waren. Laut „Vorgerichtlicher Mahnung“ sollten sie 289,50 Euro für eine „EURO LOTTO ZENTRALE EURO JACKPOT-6/49“ zahlen. Immerhin: Dutzende Anzeigen gingen deshalb inzwischen bei der Polizei ein – die Anzeige-Erstatter haben wenigstens nicht gezahlt.
Briefe breit gestreut
Aber: Die hohe Zahl der Anzeigen zeigt eben auch, dass die Schreiben von den Empfängern ernst genommen werden. Man könnte sie auch einfach in den Papierkorb werfen. Beez vergleich es mit seinem E-Mail-Postfach: „Da bekomme ich auch andauernd Mails angeblich von meiner Bank, ich müsse die Kontodaten aktualisieren. Dabei weiß ich genau, dass ich gar kein Konto bei dieser Bank habe.“ Mit einem Klick werden solche Mails natürlich ungelesen gelöscht – und man macht sich weiter keine Gedanken darüber.
Es sind die Möglichkeiten der modernen Technik, die es den Ganoven ermöglichen, Millionen Mails an x-beliebige Empfänger zu versenden – und selbst wenn nur ein winziger Anteil der Empfänger darauf hereinfällt, lässt sich so ein beträchtlicher Gewinn machen. Ähnlich verhält es sich mit den angeblichen Lotto-Briefen: Fallen nur fünf Leute darauf herein, sind fast 1500 Euro kassiert – steuerfrei. Und die Masche ist besonders perfide, denn die Betrüger verlangen nicht einfach das Geld, sondern eine Lastschrift. Am Ende werden dann wahrscheinlich nicht nur die 289,50 Euro abgebucht, sondern gleich ganz das Konto leergeräumt.
Täter im Ausland
Früher haben sich die Betrüger noch die Mühe gemacht und im Telefonbuch nach älter klingenden Vornamen wie etwa Cäcilie gesucht. Das ist heute längst unmodern – viel breiter gestreute Anrufe oder Briefe machen die geringere Trefferquote längst wieder wett. Und das Verbrechen hat sich sowieso ins Internet verlagert – bei Whats-App finden sich eben auch mehr Omas und Opas als vielleicht auf Tiktok oder Discord.
Natürlich versucht die Polizei, dem Treiben möglichst Einhalt zu gebieten. Allerdings sind dem auch Grenzen gesetzt. Viele Telefonbetrügereien würden etwa aus dem Ausland heraus gesteuert, berichtet Kripo-Chef Beez. Mehr als ein Viertel (26,6 Prozent) der Straftaten im Bereich der Computerkriminalität sei etwa im vergangenen Jahr mit dem „Tatort Ausland“ registriert worden. Und auch bei den Telefonbetrügereien läuft das „Geschäft“ in der Regel über Callcenter, die im Ausland sitzen – wo aber die Anrufer so perfekt deutsch sprechen, dass dies gar nicht auffällt.
Daneben gibt es auch noch das ganz klassische Verhalten: „Gerade um den Monatsersten holen noch immer viele ältere Menschen ihre Rente auf der Bank oder Sparkasse ab“, berichtet LPI-Chef Nicolai. Deshalb versuche die Polizei mit ihrer Kriminalprävention gerade zu diesem Zeitpunkt in den Kreditinstituten vor Ort zu sein und die Rentnerinnen und Rentner zu schützen.