Floh-Seligenthal - Thüringer, Japaner, Rote Neuseeländer, Schwarze Wiener, Russen, Havanna, Alaska, Marburger Feh – egal wie sie heißen, ein jeder ist tätowiert. Insider wissen längst, dass es sich um Rassekaninchen handelt, die, um sie dem entsprechenden Verein zuzuordnen, im Ohr eine Nummer tragen. Bei Rolf Messerschmidts Roten Neuseeländern ist es die 353. Sie steht für den Rassekaninchenzuchtverein Seligenthal, dem Verband, der nach Corona am Wochenende die erste Kreisschau wieder auf die Beine stellte. Genauer gesagt – war es eine Kreisjungtierschau mit 259 Tieren. Und darauf waren die Zuchtfreunde aus Seligenthal um Vorsitzenden Karl-Heinz Danz freilich sehr stolz. Mit 23 Mitgliedern ist der Verein recht stark. Trotz Pandemie blieben alle bei der Stange. Natürlich hatte die anderthalbjährige Pause am Gemüt der Züchter genagt. Aber: „Man weiß, was man gezogen hat und wo man steht. So viel Erfahrung besitzt man“, erklärte Rolf Messerschmidt, der für seine Roten Neuseeländer einen der beiden Landesverbandsehrenpreise bekam. 45 Zuchtfreunde aus zehn Vereinen hatten ihre Tiere in die Seligenthaler Sporthalle gebracht, zwei davon kamen aus dem Wartburgkreis. Fünf Preisrichter kümmerten sich um die Bewertung. Außer Rolf Messerschmidts Sammlung fielen die Hasenkaninchen von Andreas Schuchardt aus Utendorf auf. Er heimste den zweiten Landesverbandsehrenpreis ein. Im Vergleich zu einer Lokal- oder Gemeinschaftsschau wird bei einer Jungtierschau anders bewertet. Prädikate wie „vorzüglich“ oder „hervorragend“ gibt es nicht. Die Note 8,7 ist das Nonplusultra. Im übrigen tragen die Tiere von Andreas Schuchardt eine 201 im Ohr – diese Zahl steht für den Rassekaninchenverein Utendorf. Landrätin Peggy Greiser überprüfte das sofort und hatte über die Kaninchenzucht somit wieder etwas hinzu gelernt. Insgesamt sprach sie den Zuchtfreunden ein großes Lob aus, in der Pandemie durchgehalten und ihr Hobby weiterhin betrieben zu haben. „Für sie ist das eine Verpflichtung“, meinte sie. Sich Tieren zuzuwenden sei gerade in unserer ländlich geprägten Region immer wieder ein sehr schönes Zeichen. Wenn dieses „gutartige Zuchtvirus“ an nachfolgende Generationen weiter gegeben würde, sei das um so schöner, so Greiser. Der Seligenthaler Verein geht diesbezüglich mit gutem Beispiel voran. Mit Jannis und Willi Funk, Tobias Wirsching und Nevio Urban gehören vier Jungzüchter zum Verein. Und freilich gab es außer den alt bekannten Rassen auch einige, die erstmals gezeigt wurden. René Böhm aus Seligenthal beispielsweise präsentierte Löwenköpfen und blaue Marderkaninchen. Zudem gab es zum ersten Mal Japaner zu sehen. Gezüchtet werden sie von Jannis Funk. Und auch Lothringer hatten in der Sporthalle Premiere, sie gehören Andreas Schuchardt. Fehlen noch die fünf Kreisverbandsehrenpreise. Die Preisrichter vergaben sie an Stefan Möller aus Brotterode (Kleinchinchilla), Enrico Danz aus Seligenthal (Kleinsilber), Oskar Kirchner aus Friedelshausen (Kleinsilber), Horst Stadler aus Seligenthal (Thüringer) und Steffen Tänzler aus Sülzfeld (Sachsengold). Auch der erste Beigeordnete aus Floh-Seligenthal, Peter Frank, war sichtlich erfreut, zu sehen, dass das gesellschaftliche Leben in der Kommune wieder möglich ist. Enrico Danz als Vorsitzender des Kreisverbandes der Rassekaninchenzüchter im Landkreis wies auf die derzeitige Situation hin. „Wir haben nur noch 24 Ortsvereine im Landkreis, im Nachwuchsbereich ist es besonders schwierig“, stellte er heraus und meinte weiter: „Unser Hobby hat viel mit Enthusiasmus zu tun.“ Schauen seien unglaublich wichtig, um die Zuchtfreunde bei der Stange zu halten. Das Interesse der Züchter sei vorhanden, man müsse nur reagieren. Zur Kreisverbandsjungtierschau hatten selbst Zuchtfreunde aus der Rhön und dem Grabfeld den Weg nach Seligenthal gefunden. Trotz Auflagen habe man sich in Seligenthal für die Veranstaltung entschieden. Mit der Sporthalle stehen die entsprechende Räumlichkeit zur Verfügung. Und auch die gegenseitige Hilfe unter den Vereinen spiele eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die Seligenthaler Zuchtfreunde pflegten ein sehr gutes Miteinander mit den Fußballern im Ort. Wenn die aktuelle Situation so bleibe wie bisher, sei im Oktober eine gemeinsame Schau der Rassekaninchenzüchter mit den Rassegeflügelzüchter geplant.