Erhebliches Maß an Unsicherheit
Die kombinierten Modelle lassen dem Team um Smith zufolge darauf schließen, dass die Gesamtfläche der für Malariaübertragungen geeigneten Gebiete in Afrika nach 2025 bis 2100 abnehmen wird, zum Beispiel in weiten Teilen Westafrikas.
Gleichzeitig würden allerdings jene Flächen größer, in denen die Malaria-Erreger mindestens neun Monate pro Jahr übertragen werden können - das betreffe vor allem Regionen entlang großer Flüsse. Da in diesen mehr Menschen lebten, könnten den Modellierungen zufolge bis zu viermal mehr Menschen in künftig ganzjährigen Malaria-Regionen leben.
In einer unabhängigen Einordnung kommentiert Mario Recker vom Institut für Tropenmedizin der Universität Tübingen indes, dass die Studie ein erhebliches Maß an Unsicherheit berge, welches die Autoren nicht berücksichtigt hätten: Zum einen enthielten die zugrunde liegenden Klimavorhersagemodelle selbst Unsicherheiten.
"Das vielleicht größte Fragezeichen ist jedoch die Annahme, dass abgesehen von den künftigen Bevölkerungsprognosen alle anderen Umweltvariablen, die das Krankheitsrisiko beeinflussen, über den hier betrachteten Vorhersagezeitraum von 50 bis 80 Jahren konstant bleiben werden", so Recker.
Experte bleibt vorsichtig
Der Experte warnt zudem davor, die Ergebnisse der Studie derart zu interpretieren, dass der Klimawandel zu einem Malaria-Rückgang führen werde - ebenso vorsichtig sei die in den Modellierungsprojektionen berichtete Vervierfachung der Zahl gefährdeter Personen zu betrachten. "Schließlich spielt das Klima zwar eine wichtige Rolle im Übertragungszyklus der Malaria, aber Interventionsmaßnahmen und künftige Entwicklungen werden wohl einen viel größeren Einfluss auf diese Krankheit haben als der Klimawandel", betont Recker.
Es sei wichtig, daran zu denken, dass in einem Gebiet, das als geeignet für die Übertragung von Malaria gelte, nicht unbedingt ein unmittelbares Risiko bestehe. "Malaria war bis Mitte des 20. Jahrhunderts in weiten Teilen Europas endemisch, konnte aber durch eine verbesserte Infrastruktur, Gesundheitsversorgung und Landbewirtschaftung erfolgreich beseitigt werden", erläutert Recker.
Ob Ressourcen vorrangig in bestimmte Gebiete fließen sollten, die in 50 Jahren zu Malaria-Hotspots werden könnten oder nicht, sei jedoch umstritten, "insbesondere angesichts der Unsicherheiten, die mit diesen Prognosen verbunden sind".
Siegeszug der Tigermücke
Sicher scheint indes, dass jenseits von Afrika künftig auch Länder betroffen sein dürften, in denen Malaria derzeit keine oder kaum eine Rolle spielt: So beschreiben Prognosen, dass sich Malaria, aber auch Krankheiten wie Zika- und Dengue-Fieber künftig weiter nach Norden ausbreiten werden - auch in Europa.
Chikungunya-, Dengue- und Malaria-Fälle traten zuletzt vermehrt in Südeuropa auf, auch Zika-Infektionen gab es schon mehrfach. Diese Krankheiten werden von nicht hier heimischen Arten übertragen, die sich im Zuge des Klimawandels aber verstärkt in Europa und auch in Deutschland ausbreiten.
Malaria gilt in Deutschland seit Mitte der 1950er-Jahre als ausgerottet, unter anderem aufgrund des Einsatzes des Insektizids DDT. Bis ins 19. Jahrhundert hingegen gab es in weiten Teilen Europas noch regelmäßig Malaria-Epidemien mit vielen Toten.