Konzert in Meiningen Johannes Oerding: Ich liebe live

Interview: Hendrik Neukirchner
Johannes Oerding (hier bei einem Auftritt in Kitzingen) Foto: IMAGO/HMB-Media/IMAGO/Markus Koeller

Lange haben die Südthüringer Fans auf Johannes Oerding warten müssen. Nun kommt er endlich nach Meiningen. Vor dem Open-Air-Konzert am Samstag sprachen wir mit dem Pop-Songwriter über Live-Musik und seine Texte.

 
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Johannes, eigentlich sollte das Konzert in Meiningen ja schon 2020 stattfinden. Durch Corona musste es zwei Mal verschoben werden. Wie ist das für einen Künstler, der Auftritte liebt, wenn die Konzerte immer wieder abgesagt und neu terminiert werden müssen?

Es ist für uns eine doppelte Enttäuschung. Nicht nur, weil wir selber nicht spielen durften sondern, weil wir immer wieder den Menschen da draußen die schlechten Nachrichten übermitteln müssen. Gott sei Dank ist mir aber extrem viel Verständnis von allen Fans entgegengebracht worden.

Was hast du in der Zwischenzeit gemacht, als große Open Airs nicht möglich waren?

Ich hatte das Glück, im Fernsehen zu arbeiten. Sendungen wie „Sing Meinen Song‘“oder „The Voice of Germany“ waren für mich eine gute Möglichkeit, weiterhin den Kontakt zum Publikum aufrecht zu erhalten. Ein Privileg, das ich als etablierter Künstler bekommen habe.

Ich denke aber auch an all die vielen Branchenarbeiter, Newcomer und jungen Künstler und Künstlerinnen, die in dieser Zeit nicht arbeiten konnten und mit sehr viel Frust und Überlebenskampf zu tun hatten. Sie hatten dieses Glück nicht und ich hoffe, dass sich das bald wieder ändern wird und jeder seine Chance und Bühne bekommt, die er liebt und verdient.

Welche Rolle spielen für dich die Livekonzerte? Wie wichtig ist dir der unmittelbare Kontakt zu den Fans?

Der Livekontakt zu den Fans ist das A und O für jeden Künstler. Kein Streamingkonzert, kein „Like“ kann das je ersetzen. Dafür sind alle Musiker angetreten.

Hier in Meiningen ist es das Team eines Autohauses, das dich eingeladen hat und das Konzert veranstaltet. Ist das ungewöhnlich für dich?

Das ist nicht der Regelfall, aber wir haben dennoch schon viele ungewöhnliche Dinge unternommen um auf einer Bühne zu stehen. Am Ende müssen die Bedingungen stimmen und dann wird ja nur Musik gemacht.

In deinem sechsten Studioalbum klingst Du ernster, tiefgründiger, zugleich selbstbewusster und musikalisch voluminöser als vorher. Das mag überraschend sein, zeugt aber auch von einer starken Entwicklung. Was hat sich da verändert und warum?

Ich glaube alles um mich herum hat sich verändert, inklusive mir. Allen voran bin ich aber einfach wieder ein Stück älter geworden. Damit ändern sich ja oft die Perspektive und auch die Gedanken. Musik zu schreiben und zu produzieren unterliegt einem stetigen Prozess und das ist auch gut so.

Wie viel Experiment, wie viel Spontaneität lässt du bei der Entwicklung deiner Songs, deiner Texte, deiner Beats und deiner Melodien zu – und welche Elemente haben in all den sechs Alben Bestand?

Der Inhalt gibt mir immer den Sound vor. Ist der Text traurig wird die Musik wohl auch eher melancholisch. Ist ein Text fröhlich-motivierend, wird auch die Musik in diese Richtung gehen. Ich glaube meine Wortwahl und meine Stimme sind das verbindende Element. Der Klebstoff.

Im neuen Song „Besser als jetzt“ singst du: „Wo sind die Dichter und Denker? Seh’ nur noch Richter und Henker; Nehmen wir das wirklich so in Kauf? Reicht’s dir nicht auch.“ Klingt, als sei Johannes Oerding deutlich politischer geworden , dass er richtig was zu sagen hat?

Ich habe mich schon immer für gesellschaftliche Themen und politische Inhalte interessiert. Aber erst mit dem Erwachsenwerden und der hoffentlich richtigen Reflexion ist es mir gelungen, diese Inhalte auch zu Papier beziehungsweise auf Platte zu bringen.

Auf was können sich die Fans in der Theaterstadt Meiningen am Samstag ganz besonders freuen?

Es wird für Jeden was dabei sein. Laut, leise, schnell und langsam. Es wird auch interaktiv, so dass die Leute die Chance haben, was rauszulassen. Ich freu’ mich jedenfalls, dass so viele Menschen in Meiningen wieder Lust auf Livemusik haben, obwohl sie womöglich noch viele ungenutzte oder verfallenen Tickets am Kühlschrank hängen haben.

Konzert am Samstag, 20 Uhr, auf dem Gelände des Audi-Autohauses, Landsberger Straße 2a in Meiningen (gegenüber Volkshaus/Theater). Einlass ist um 17 Uhr. Tickets gibt es an der Abendkasse.

Als Support wird Newcomer Gregor Hägele auf der Bühne stehen, der durch seine Teilnahme an der siebten Staffel von „The Voice of Germany“ bekannt ist.

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