Als Gerhard Gundermann Anfang der 1990er zu den Meininger Kleinkunsttagen, damals noch im Künstlerhaus in der Wintergasse, gastierte, trat der singende Baggermann aus der Lausitz nur vor ein paar Neugierigen auf. Das blau-weiß-gestreifte Fleischerhemd, sein Markenzeichen, und seine große Brille trug er damals. Ein zweites Mal erlebte ich ihn mit seiner „Band Seilschaft“ als Vorgruppe zum Konzert von Bob Dylan 1994 im Park vom Schloss Friedenstein in Gotha. Da hat er mir leidgetan, weil alle nur auf den Auftritt des weltbekannten US-amerikanischen Sänger warteten und Gundermanns Lieder kaum erhört wurden. Den Stempel „Dylan des Ostens“ bekam er erst später aufgedrückt. 1995, als die Akte über seine IM-Tätigkeit an die Öffentlichkeit kam, sprachen plötzlich alle über Gundermann in Ost wie West. Zwei Jahre später starb er im Alter von 43 Jahren an einem Schlaganfall.